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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker
Autoren: René Zeyer
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offensichtlich, dass es sich hier um ein gigantisches Komplott handelt, bei dem einige wenige ihre Macht über öffentliche Institutionen und das Volksvermögen in ungeheurer Art missbraucht haben, genauso wie Bankpräsidenten ihre Macht in den von ihnen geleiteten Banken schamlos ausgenützt haben. Mit anderen Worten: Leute, die selbst weder investiert hatten in die Banken, die sie lenkten, noch irgendein Risiko an deren Schäden trugen, haben diese maßlos ausgelumpt und das Geld in ihre Taschen gesteckt – der größte Bankraub der Weltgeschichte, der nie hätte stattfinden können, wenn der Oberaufpasser Greenspan den Leitzins dahin gebracht hätte, wohin er gehörte.
    Der jahrelange Raub wurde hinter einer dichten Wand von Blabla wie Vorteile, Wichtigkeit, Notwendigkeit tiefer Zinsen für die Weltwirtschaft vernebelt. Kein einziges Mal wurde der Sparer, notabene derjenige, welcher den ganzen Schlamassel und Raub finanziert, gefragt, ob er einverstanden ist mit dem Zins, den er erhält. Und die Behauptungen der Gurus wurden derart oft hinausposaunt, dass sie heute zur Standardausrüstung in Sachen Wirtschaft nicht nur eines Ökonomen, nein, sogar jeder Putzfrau gehören. Und weil sie nicht stimmen, aber unverzichtbarer Rohstoff des großen Raubes sind, werden sie ununterbrochen wiederholt. Was aber nicht gesagt wird, ist, dass tiefe Zinsen wichtig sind für die Börse, nicht aber für die Wirtschaft.
    Die Wirtschaft kann gut leben mit den doppelten, ja dreifachen Zinsen von heute. Und sie hat es während Jahrzehnten getan. Anfang der Achtzigerjahre stand der Leitzins des FED bei knapp zwanzig Prozent, der Realzins bei zehn Prozent. Zwar herrschte eine milde Rezession, aber untergegangen ist die Wirtschaft nicht dabei; sie kam im Gegenteil gestärkt aus jener Periode heraus. In Brasilien werden seit Jahren zehn Prozent Realzins bezahlt und zwanzig Prozent verlangt. Die Wirtschaft wächst.
    Wer schon an Investitionsentscheidungen der Industrie beteiligt war oder selbst solche fällte, weiß, dass der Zins nur einer von vielen Entscheidungsfaktoren ist und in den meisten Fällen einer der unwichtigeren. In einer Payback-Rechnung, wo die übliche Zahl von fünf Jahren nicht überschritten werden soll, ist es praktisch unbedeutend, ob ein Zins von vier oder acht Prozent angesetzt wird. Es soll hier keinesfalls hohen Zinsen das Wort geredet werden, aber es wird mit aller Klarheit verlangt, dass die jahrtausendealte Regel wieder einmal angewandt wird, nämlich dass der Gläubiger ein anständiges Entgelt bekommt für seine Investition und dass der Schuldner ein anständiges Entgelt bezahlt.
    Gegen dieses Grundgesetz jeglichen Wirtschaftens wurde über zehn Jahre lang in krimineller Absicht verstoßen. Und dies mit dem einzigen Zweck, die größte Vermögensumschichtung, den größten Raub der Weltgeschichte durchzuziehen. Es war ein Komplott von ein paar zufällig an den Schalthebeln Sitzenden, die sich maßlos bereicherten, gegen den Rest der Menschheit – wo jeder sein Scherflein beigetragen hat und noch beitragen wird zu diesem neuen Reichtum der wenigen Räuber, sei es als Sparer, Steuerzahler, Aktionär oder als Gringo.
    Wenn man die allein im Hypothekarsektor angefallenen Kommissionen, Fees, Spesen, Kickbacks und Boni auf konservativ geschätzte zehn Prozent der in den letzten drei Jahren im »Financial Engineering« umgesetzten 10 Billionen Dollar (wohlgemerkt: 10000 Milliarden) ansetzt, dann handelt es sich nur hier schon um einen Diebstahl von 1000 Milliarden Dollar. Das gibt dem Wort Banküberfall eine ganz neue Bedeutung, dagegen verblassen die gesammelten Raubzüge der Geschichte der Menschheit.
    Und noch besser für die marodierenden Bankerbanden: An Reparationen, Rückzahlungen oder Herausgabe der Beute ist ja nicht zu denken. Es wird keine internationalen Prozesse zur Aburteilung der Rädelsführer geben, Mitläufer müssen sich nicht auf Befehlsnotstand berufen oder in Schutzbehauptungen wie das Ausführen von Anordnungen flüchten.
    Im Gegenteil: Die Bestohlenen dürfen nun die vor ihrer Nase und unter dem Applaus der meisten sogenannten Wirtschaftsanalytiker und Fachleute abgeräumten Milliarden ersetzen und nebenher auch noch die Kollateralschäden bezahlen. Während fast alle Gauner, abgesehen von den Dummköpfen, die zu gierig waren und juristisch verwertbare Spuren hinterließen, auf ihren Yachten durch die Meere schippern, von den Terrassen ihrer Penthäuser den Sonnenuntergang genießen oder im
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