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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker
Autoren: René Zeyer
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anzeigen«, giftete Anwand, »juristisch belangen«, übersetzte der Hausjurist.
    »Das würde ich einen sauberen Schuss ins eigene Knie nennen«, grinste Gygax, stand auf und verließ den Raum.
    Schon am Nachmittag wurde ihm per Boten der Vertrag zugestellt, Gygax studierte ihn aufmerksam, besonders die Vertraulichkeitserklärung und Schweigepflichtklauseln, lächelte und unterzeichnete.
Sieben
    Philipp Kuster ist stinksauer. Das ist ja langsam kein Leben mehr, sinniert er finster. Zuerst die Versetzung samt Großraumbüro. Seither muss er für jeden Kundenkontakt zuerst ein Sitzungszimmer im Hauptsitz an der Bahnhofstrasse reservieren. Und die schadenfrohen Blicke der Glücklichen ertragen, die ihr Büro erfolgreich verteidigt haben.
    Und jetzt noch das. Früher hatte der Satz »Ich muss mich mal in London von unserem Research-Team updaten lassen« für ein flottes Wochenende in Cool Britain gereicht. Kuster konnte ja auch nichts dafür, dass nur ein Termin am späten Freitagnachmittag möglich war, open end versteht sich, daher Rückflug to be changed. Natürlich hat er immer versucht, noch den letzten Flieger am Freitag zu schaffen, aber so ein Update braucht Zeit, wenn man es seriös angeht, und irgendwann kam dann auch Hunger auf, und das St. Alban im Rex House war ihm langsam ans Herz gewachsen, dann ein Absackerchen in der Absolut Ice Bar, dann ab ins Grange City Hotel, und eigentlich hatte Kuster ja noch Spesen gespart, wenn er gleich den Wochenendtarif benützte und erst am Montag Morgen zurückflog. So war das immer gewesen, und es gab eigentlich keinen Grund, wieso das nicht immer so bleiben sollte.
    Einen Grund gab es weiterhin nicht, aber ein Hindernis. Wie meist im Leben kündigte sich dieses Hindernis harmlos als E-Mail an: »Grüezi, mein Name ist Peter Hofer, ich bin als Controller direkt dem CFO Private Banking unterstellt und freue mich auf eine angenehme Zusammenarbeit.«
    Noch so ein überflüssiger Sesselfurzer, hatte Kuster gedacht und das Mail gelöscht. Aber wenige Tage später meldete sich der Sesselfurzer schon wieder: »Grüezi Philipp, ich würde gerne mit Ihnen einige Punkte betreffend Update-Spesen besprechen, freue mich darauf, Sie übermorgen um 9.00 h persönlich kennenzulernen, Sitzungszimmer 24.3 an der Bahnhofstrasse ist reserviert.«
    Was meint der Wichser eigentlich, fluchte Kuster, drückte auf den Antwort-Button, setzte cc den CEO und den CFO ein und legte los: »Grüezi Peter, habe leider keine Zeit für solche Peanuts, bin gerade dabei, 20 Mio. Neuanlage reinzuholen, besprechen Sie Ihre Punkte doch mit meinem Assistenten. Gruß, Philipp Kuster, Executive Director Private Banking.«
    Soll sich mal an die Kleiderordnung hier gewöhnen, triumphierte Kuster. Allerdings nur haargenau fünf Minuten lang. Dann bimmelten gleich zwei neue Mails in seinem Eingang: »Lieber Philipp, halte Dich an die Kleiderordnung und lass mich da raus. Gruß, Bürgisser, CEO.«
    »Lieber Philipp, bin gelinde gesagt erstaunt über Deine Reaktion. Zähle auf Deine Kooperation. Best, Meier, CFO.«
    Kuster war nicht weiter überrascht, als ihm dann Controller Hofer bei der Sitzung eröffnete, dass sein Bemühen, immer updated zu sein, sehr geschätzt werde. Noch mehr werde das in Zukunft allerdings geschätzt, wenn er das bequem, einfach und jederzeit per Video-Konferenz abhandelte, alles klar?
    Kuster war wie ein geprügelter Hund nach Oerlikon zurückgeschlichen. Das ist kein Leben mehr, wiederholte er finster. Oder doch? Deutlich belebt griff er zum Telefonhörer und bimmelte Nicole Mänzi an, zuständig für Organisatorisches in Sachen Kundenpflege.
    »Salü Nicole«, flötete Kuster, »wie geht’s, wie steht’s? Super, schau, bin leider im Druck, ja, wie immer, he, he, aber organisieren Sie doch mal einen Ausflug nach London, Galeriebesuch, Limousinenservice, Dinner im St. Alban, zwei Suiten im Grange. Verlängertes Wochenende, KW 27. Kostenstelle UHNWI. Danke und tschüss.« So, nun musste Kuster nur noch ein Ultra High Net-Worth Individual finden, das er einladen konnte. Aber das sollte zu schaffen sein. Hofer, du Pfeifen-Controller, sagte sich Kuster, dir hab’ ich’s gezeigt, das mache ich jetzt mindestens einmal im Monat.
Acht
    Arnold Rutishauser lockerte sich die Krawatte, plötzlich war ihm etwas warm geworden. Die Klimaanlage in seinem Büro funktionierte tadellos, daran lag es nicht. Aber an der Kapitalflussrechnung der Firma Walterhans. Da war schon vor drei Monaten Feuer im Dach
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