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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo
Autoren: John Burdett
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Könnte es Liebe sein? Ich habe den Verdacht, daß sie wiederkommen wird.) »Offenbar ist die DNA in den Fällen Stephen Bright und Mitch Turner identisch. Da wäre nur ein Problem: Informationen aus unseren Datenbanken zufolge gehört sie zu dem Terroristen Achmad Yona, der bei einer Explosion im indonesischen Samalanga umkam, und zwar vor Bright.«
    »Also hat er Mitch Turner umgebracht, ist bei der Explosion gestorben und dann zurückgekehrt, um Stephen zu ermorden«, sagt Hudson.
    Ich glaube nicht, daß er das ironisch meint. Das Gespräch, das in der Sheraton-Suite des CIA stattfindet, besitzt die Surrealität einer Theaterprobe.
    »Grenzen wir die Alternativen ein. Erstens: Achmad Yona hatte mit keinem der beiden Morde etwas zu tun. Er stellte Gesinnungsgenossen Barthaare und zwei seiner Finger zur Verfügung, um eine falsche Fährte zu legen und/oder seinen Ruhm zu mehren. Zweitens: Yona ist für beide Morde verantwortlich und die DNA von der indonesischen Explosion unecht.«
    »Wir sollten der Indonesien-Geschichte nicht so viel Bedeutung beimessen«, meint Hudson und richtet sich kerzengerade auf. »Es gab DNA von ihm bei der Explosion – na und? Alle anderen Überreste von ihm haben sie verbrannt, bevor wir an sie rankommen konnten, also wissen wir nicht, was wirklich gefunden wurde. Darauf, daß die Indonesier mit offenen Karten spielen, können wir uns nicht verlassen. Sie sind auch Moslems und sympathisieren somit sicher mit den Radikalen.«
    »Stimmt«, pflichtet Elizabeth ihm bei. »Wir reduzieren die Indonesien-Geschichte auf eine Fußnote.«
    Plötzlich fällt den beiden ein, daß ich auch noch da bin.
    »Wir haben Sie hergebeten, um sicherzustellen, daß wir alle das gleiche Lied singen«, erklärt Elizabeth mit einem Lächeln. »Stimmt irgend etwas von dem bisher Gesagten nicht mit Ihrer Interpretation der Vorgänge überein?«
    Da ich es satt habe, für Vikorn zu lügen, und an Mustafa und seinen Vater denken muß, verspüre ich plötzlich den wagemutigen, befreienden und zutiefst buddhistischen Drang, die Wahrheit zu sagen. »Mitch Turner und Stephen Bright wurden von einem verrückten japanischen Tätowierer umgebracht, der die Morde vor seinem Tod gestand. Sie hatten nichts mit Al-Qaida zu tun.«
    Neugierig warte ich, welche Wirkung diese Eröffnung auf die beiden hat. Was nur beweist, daß ich nicht besonders clever bin; inzwischen müßte ich wissen, daß farangs ein Paralleluniversum bewohnen. Die beiden scheinen kurzfristig unter Taubheit zu leiden. Oder schämen sie sich etwa für mich? Dritte-Welt-Cops haben schon manchmal merkwürdige Ideen.
    »Wunderbar«, sagt Elizabeth nach mehreren Sekunden, während derer mir keiner in die Augen schaut. »Dann können wir also in unserem Bericht vermerken, daß die örtlichen Polizeibehörden unseren Ausführungen zustimmen.« Als ich mich zum Gehen wende, bedenkt sie mich mit einem ihrer Bibliothekarinnenblicke. »Und der Colonel sieht das auch so.«
    Sobald ich an der Tür bin, formt Hudson mit den Lippen eine Entschuldigung: »Gehaltsstufe elf.«
     
    Das Sheraton befindet sich nicht weit von unserem Liebesnest entfernt. Wahrscheinlich hätten wir es mittlerweile verlassen sollen, aber Chanya und ich hängen zu sehr an unserer eigentlichen Identität als Dritte-Welt-Bauern, die den schönen Augenblick festhalten wollen und der Lebensqualität mehr Bedeutung beimessen als dem Lebensstandard. Besonders gern haben wir beide die große Wanne im Hof, wo wir uns gegenseitig waschen wie Elefanten. Sie kocht auch im Hof, und mir gefällt es, wie sie, nur mit einem Sarong bekleidet, mit einem Mörser Chilischoten zerstößt. Ein paar Bierchen, hin und wieder ein Joint und die nächtlichen Geräusche der Straße, während wir uns unter dem Ventilator aneinanderkuscheln – was könnte ein Mann sich mehr wünschen?
    Nun, da wäre noch ein ziemlich dicker loser Faden, der mir Kummer bereitet. Ich warte auf den richtigen Moment, um ihn zur Sprache zu bringen – wir haben gerade miteinander geschlafen, und Chanya, die mittlerweile in die Rolle der traditionellen Thai-Frau geschlüpft ist, holt mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Ich räuspere mich; sie sieht mich an. Ich lege fragend den Kopf schräg. Sie begreift sofort, stellt die Flasche neben mir ab, geht zu einer ihrer Handtaschen in einer Ecke des Raums und kehrt mit einem ziemlich neuen IBM-ThinkPad-Modell zurück. Ich bekomme große Augen, als sie das Ding gekonnt einschaltet, das Modem einsteckt und
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