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Band 5 - Blutlied

Band 5 - Blutlied

Titel: Band 5 - Blutlied
Autoren: Kim Harrison
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Wohnzimmer. Das Letzte, was ich von ihm sah, war der Saum seiner Robe, der durch den Türrahmen verschwand. Außerhalb meines Sichtfeldes erklang das Geräusch von Nägeln, die aus Holz gezogen wurden, dann hörte ich ein scharfes Splittern und Newts klangvol e lateinische Flüche.
    Jenks' Katze Rex tapste an mir vorbei, ein klarer Beweis dafür, dass die sprichwörtliche Neugier tatsächlich ihre Aufgabe erfül en wol te. Ich stürzte mich auf das dämliche Tier, aber sie mochte mich nicht und schoss deswegen davon. Das karamel farbene Kätzchen stoppte auf der Türschwel e zum Wohnzimmer und spitzte die Ohren. Mit peitschendem Schwanz setzte es sich und beobachtete.
    Newt versuchte nicht, mich ins Jenseits zu ziehen, und er versuchte auch nicht, mich zu töten. Er suchte nach etwas, und ich glaubte, dass er wahrscheinlich nur in mich gefahren war, um die geweihte Kirche durchsuchen zu können. Was ein gutes Zeichen dafür war, dass der Boden wohl immer noch geweiht war. Aber das verdammte Dreckswesen war verrückt. Wer wusste schon, wie lange es mich ignorieren würde? Bis es beschloss, dass ich ihm viel eicht sagen konnte, wo es war? Was auch immer es war?
    Ein Knal aus dem Wohnzimmer ließ mich zusammenzucken. Mit gekrümmtem Schwanz tapste Rex in den Raum.
    Plötzlich klopfte es an der Vordertür, und ich wirbelte zum leeren Altarraum herum. Aber noch bevor ich eine Warnung rufen konnte, öffnete sich die schwere Eichentür. Sie war in Erwartung von Ivys Rückkehr unverschlossen. Super. Was jetzt?
    »Rachel?«, rief eine besorgte Stimme, und Ceri schritt in den Raum, vol angezogen in verblichenen Jeans mit erdverschmierten Knien. Es war offensichtlich, dass sie im Garten gearbeitet hatte, obwohl es noch vor Sonnenaufgang war. Ihre Augen waren sorgenvol geweitet, und ihr langes blondes Haar wehte um sie herum, als sie eilig durch den leeren Altarraum ging und mit ihren völ ig gartenungeeigneten Slippern Dreck über den Boden verteilte. Sie war eine Elfe im Untergrund, und ich wusste, dass ihr Lebensrhythmus ungefähr dem eines Pixies entsprach: Tag und Nacht wach, bis auf die vier Stunden um Mittag und Mitternacht herum.
    Panisch wedelte ich mit den Händen und versuchte, meine Aufmerksamkeit zwischen dem leeren Flur und ihr aufzuteilen. »Raus!«, jaulte ich fast. »Ceri, verschwinde!«
    »Deine Kirchenglocke hat geläutet«, sagte sie mit vor Sorge bleichen Wangen und nahm meine Hände in ihre. Sie roch wundervol - der elfische Geruch von Wein und Zimt, vermischt mit dem ehrlichen Geruch von Erde -, und das Kruzifix, das Ivy ihr geschenkt hatte, glitzerte im fahlen Licht.
    »Bist du in Ordnung?«
    Oh, yeah, dachte ich, weil ich mich daran erinnerte, dass ich die Glocke im Kirchenturm hatte läuten hören, als ich Newt aus meinen Gedanken gedrängt hatte. Der Ausdruck
    »die Glocken läuten hören« war nicht nur ein Sprichwort, und ich fragte mich, wie viel Energie ich kanalisiert hatte, um die Glocke im Turm läuten zu lassen.
    Aus dem Wohnzimmer erklang das scheußliche Geräusch von Wandverkleidung, die von der Wand gerissen wurde.
    Ceri hob ihre blonden Augenbrauen. Dreck, sie war ruhig und gefasst, und ich zitterte in meiner Unterwäsche.
    »Es ist ein Dämon«, flüsterte ich und fragte mich, ob wir verschwinden oder es mit dem Schutzkreis versuchen sol ten, den ich in meinen Küchenboden geritzt hatte. Der Altarraum war immer noch geweihter Boden, aber ich vertraute eigentlich nur einem stabil errichteten Schutzkreis, um mich vor einem Dämon zu schützen. Besonders vor diesem.
    Der fragende Ausdruck auf Ceris fein geschnittenem, herzförmigem Gesicht verwandelte sich zu Wut. Sie hatte tausend Jahre als Vertraute eines Dämons verbracht, und sie behandelte sie wie Schlangen. Vorsichtig, ja, aber sie hatte ihre Angst schon lange verloren.
    »Warum beschwörst du Dämonen?«, beschuldigte sie mich. »Und in deiner Schlafkleidung?« Ihre schmalen Schultern versteiften sich. »Ich habe gesagt, dass ich dir mit deiner Magie helfen würde. Vielen Dank, Miss Rachel Mariana Morgan, dass ich mich jetzt wertlos fühle.«
    Ich nahm ihren El bogen und fing an, sie nach hinten zu ziehen. »Ceri«, flehte ich, weil ich nicht glauben konnte, dass sie das al es falsch aufgefasst hatte. »Ich habe ihn nicht beschworen. Er ist von al eine aufgetaucht.« Als ob ich jetzt Dämonenmagie auch nur anrühren würde. Meine Seele war bereits mit genug Dämonendreck verschmutzt, um eine ganze Turnhal e damit zu streichen.
    Sobald
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