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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat
Autoren: Anna Degen
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sah ganz manierlich aus. Sie kam ihr strahlend entgegen und umarmte sie.
    Â»Ich habe Spaghetti für uns gemacht. Und ich habe eine, nein eigentlich zwei coole Überraschungen für dich«, verkündete sie mit hell aufblitzender Fröhlichkeit.
    Â»Ja? Was denn?«, fragte Hanna und stellte ihren schweren Rucksack mit ihren Unterlagen und den neunzig Kopien, die sie für ihre Studenten heute Nachmittag gemacht hatte, neben den Schreibtisch. Ade, ersehntes Bad!
    Â»Sag ich dir nachher beim Essen. Die Nudeln brauchen noch etwas. Willst du dich noch ein bisschen hinlegen? Du siehst echt fertig aus!«
    Â»Reicht es noch für ein Bad?«, fragte Hanna hoffnungsvoll.
    Â»Na klar, ich stell die Nudeln klein.« Tanja sah aus, als könne nichts auf der Welt ihre neu gewonnene Zuversicht erschüttern, schon gar nicht die Kochzeit von Nudeln.
    Die waren dann allerdings doch etwas sehr weich, aber das Ragout duftete würzig nach Rosmarin, und ein Teil von Hannas Frust hatte sich im Dampf über der Badewanne aufgelöst. Ihre Nackenmuskeln waren nicht mehr ganz so hart wie vorher.
    Tanja hatte den Tisch hübsch gedeckt. Und Will schlief – kein gutes Zeichen für die kommende Nacht, aber das war Hanna im Moment egal. Sie schenkte sich ein großes Glas Rotwein ein und fragte: »Na, was ist jetzt mit der Überraschung? Spuck’s aus!«
    Tanja nahm einen Schluck aus ihrem Glas und häufte Hanna einen Berg Spaghetti auf den Teller.
    Â»William hat geschrieben!« Ihr Gesicht war ein einziges großes Leuchten. William? Ach so, der Vater des Kleinen. »Stell dir vor, er hat sich echt so lange gestresst, bis er meine neue Adresse rausgefunden hat. Sein Vater ist gestorben, und er hat den Hof übernommen, und er will, dass ich unbedingt zu ihm komme. Krass, oder?«
    Â»Wie schön.« Hanna gab sich ehrlich Mühe, Tanjas Glück zu teilen. Doch sie kam sich plötzlich ausgeschlossen vor, als schaue sie über einen hohen Zaun in den Garten Eden. »Weiß er denn schon von seinem Sohn?«
    Â»Ich hab vorhin mit ihm gechattet. Er ist hammermäßig glücklich. Sobald er jemanden hat, der seine Kühe versorgt, kommt er uns holen.«
    Hanna nahm sich zusammen, umarmte Tanja und drückte sie fest.
    Â»Herzlichen Glückwunsch, Kleines. Ich freu mich so für dich. Komm, das müssen wir begießen.«
    Sie stießen mit den Gläsern an. Der schwebend helle Klang ließ Will in seinem Kinderwagen ein bisschen maunzen, aber er wachte nicht auf.
    Hanna nahm sich noch einmal von der Fleischsoße. »Und die zweite Überraschung? Du hast gesagt, du hättest noch eine zweite Überraschung.«
    Â»Ich kann in meine Wohnung zurück. Die Polizei hat vorhin angerufen, dass sie jetzt nicht mehr versiegelt ist. Ich helf dir nur noch, die Küche zu machen, dann pack ich meine Klamotten, und du bist uns los.« Sie schob sich eine große Gabel aufgewickelter Spaghetti in den Mund.
    Hanna versuchte, sich ihre Erleichterung nicht anmerken zu lassen; sie hatte sofort ein schlechtes Gewissen deswegen. »Fürchtest du dich denn jetzt nicht mehr, so allein in dem großen Haus?«
    Â»Ach was, das bin ich doch gewohnt. Und alle Bösewichter …«, Tanja lachte über ihren Ausdruck, »sind ja inzwischen geschnappt. Oder tot.« Ihr war kein Bedauern anzuhören. »Ich bin bloß froh, dass die Bullen Harry und Manno aus dem Verkehr gezogen haben. Und Charly …«, sie zupfte an ihrem Nasenring, »ach, Charly wird schon irgendwie zurechtkommen.«
    Oh dahin, du Pusteblume, dachte Hanna etwas unmotiviert. Aber man musste ja zugeben, dass Tanja sich schon vor den Ereignissen der letzten Tage von Charly hatte trennen wollen. Sie wischte ihren Teller mit einem Stückchen Brot aus.
    Nachdem sie die Küche aufgeräumt hatten, beschloss Hanna, gleich jetzt schon die Vorbereitungen für die Nacht zu erledigen, damit sie später nur noch ins Bett fallen musste. Sie würde sich einen gemütlichen Abend machen, eingemummelt in Bademantel und Decke auf der Couch vor dem Fernseher. Allein.
    Und wenn schon!
    Während Tanja herumwuselte und ihre Sachen zusammensuchte, ging Hanna ins Bad, um ihre Zähne zu putzen. Verflixt, Tanja hatte schon wieder die Zahnpastatube offen gelassen, und natürlich war sie eingetrocknet.
    Ã„rgerlich drückte Hanna mehrmals fest auf die Tube, und ein langer Strang
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