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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition)
Autoren: Luca Berlin
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unverschämt angeschaut hatte? Das war lächerlich.
    Der Mann wies auf einem Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand. Anne setzte sich und schaute sich neugierig um. Das Büro wirkte auf altmodische Art vornehm, sogar luxuriös. Die Möbel waren aus massivem, dunklem Holz und mit dunkelgrünem oder rotem Leder gepolstert. Ein schwerer, würziger Geruch hing in der Luft. Anne glaubte, dass er vom Rauch einer Pfeife oder Zigarre stammte. Sie fand ihn nicht unangenehm. Und sie mochte dieses Zimmer, das so gar nicht zum Stil des übrigen Gebäudes passen wollte.
    „Nicht wahr, dass hier wirkt nicht gerade wie ein modernes Büro. Aber alles, was man braucht, ist schließlich hier drin.“ Der Mann deutete auf den Laptop auf seinem Schreibtisch. „Die Dinger sind heutzutage so leicht zu handhaben, dass sich sogar ein alter Herr wie ich damit anfreunden kann. Aber wie unhöflich von mir, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Ich bin Dr. Ben Abner und soll sie hier willkommen heißen.“
    Anne schätzte ihr Gegenüber auf Ende fünfzig. Seine umständliche Art erinnerte sie an manche der Professoren ihrer Universität. Tatsächlich trug er über seinem schwarzen Hemd sogar ein Cord-Jackett mit aufgenähten Lederstücken an den Ellenbogen.
    Direkt vor ihm auf dem Schreibtisch lag ein weißes leeres Blatt Papier, daneben ein Füllfederhalter. Links war der Laptop. Rechts in Abners Griffweite hatte er eine faustgroße silberne Glocke auf dem Schreibtisch abgestellt. Der ungewöhnliche Gegenstand fesselte ihre Aufmerksamkeit. Soweit Anne sehen konnte, war er rundherum mit einem Relief aneinandergereihter Figuren geschmückt und irgendwie irritierte sie das Treiben dieser Silberfigürchen. Konnte es etwa sein, dass Sexpraktiken dargestellt waren? Aber das war ja absurd.
    „Eine exquisite Arbeit, nicht war“, hörte sie Dr. Abner sagen. „Ihren Klang werden sie später noch kennenlernen. Ein guter Freund, ein Mitglied des marokkanischen Königshauses hat sie mir kürzlich geschenkt. Sein Leibschmied hat sie gefertigt. Drei Stück sind es insgesamt. Das zweite steht auf dem Schreibtisch meines Büros im Schloss. Die dritte ist viel kleiner, trägt aber den gleichen Figurenreigen. Ich weiß noch nicht so recht, was ich mit ihr anfangen soll. Obwohl…“
    Einen Augenblick spürte sie seine Augen auf ihrem Gesicht ruhen. Dann schüttelte er leicht den Kopf, als wollte er einen etwas abwegigen Gedanken vertreiben.
    „Nun erst einmal zu ihnen“, erklärte er lächelnd.
    Anne stellte fest, dass sie Abner trotz seines Alters durchaus anziehend fand. In jungen Jahren mochte er auf eher langweilige Art gutaussehend gewesen sein. Jetzt war er es auf interessante Art. Lebenserfahrung und sicherlich auch einige Schicksalsschläge hatten markante Falten um Mund und Augen hinterlassen. Seine hellblauen Augen blickten extrem wach. Wie Suchscheinwerfer, die einen nächtlichen Himmel absuchten, dachte sie. Unheimlich war, dass er stets genau zu wissen schien, was sie gerade dachte.
    „Oh, ich bin von Haus aus Psychologe. Das ist auch einer der Gründe, warum ich hier jetzt sitze.“, sagte er immer noch lächelnd und einmal mehr beweisend, wie sehr er sie durchschauen konnte. Anne registrierte es mit einer Mischung aus Unbehagen und einem seltsam positiven Gefühl. Irgendwie tat es gut, so verstanden zu werden.
    „Haben sie sich eigentlich nicht über die Fragen unseres Tests gewundert?“, wollte er jetzt wissen.
    „Wie meinen sie das?“, fragte Anne perplex.
    „Nun ja, wir haben sie zum Beispiel gefragt, ob sie Gewalt- und Unterwerfungsphantasien haben, wenn sie masturbieren.“
    Anne erstarrte.
    „Wir wollten wissen, ob sie sich gerne Vergewaltigungsszenen in Filmen anschauen.“
    „Ich weiß nicht, was…“, stammelte sie. Jetzt war nur noch reines Unbehagen da.
    „Sie wissen sogar recht viel.“ Abner plauderte ungerührt weiter und warf dabei hin und wieder einen Blick auf den Bildschirm seines Laptops. „Sie konnten im Test sogar die Bezeichnung 24/7 erklären, also eine dauerhafte Rund-um-die-Uhr-Herr-Sklave-Beziehung. Das wissen nicht einmal zwei Prozent aller Mädchen, die wir befragen.“
    Die Suchscheinwerfer glitten wieder in ihre Richtung. Hastig presste sie ihre Beine zusammen und zog den Saum ihres Rockes so weit wie möglich über die Oberschenkel. Was für eine dumme Kuh sie war, ihren knappsten Rock als Reisedress anzuziehen, nur weil er so gut zur graublauen Strick-Strumpfhose passte.
    „Dein Rock harmoniert
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