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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition)
Autoren: Luca Berlin
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sexuelle Fantasien, in denen Gewalt vorkam.
    „Ja“, sie hätte gerne einen starken Partner, der sie dominierte
    Eine Dreiviertelstunde später legte Anne ermattet den Kugelschreiber beiseite. Sie fühlte sich immer noch etwas benebelt. Die frische Luft draußen würde ihr gut tun. Florence, die zunächst einen flüchtigen Blick auf ihren Fragebogen geworfen hatte, brachte sie hinaus und händigte ihr das Geld aus. Zum Abschied umarmte das Mädchen Anne noch einmal und flüsterte ihr mit samtener Stimme ins Ohr: „Ich wusste es einfach. Du gehörst zu uns. Bis bald.“
    Aber das ergibt keinen Sinn, dachte Anne. Sie spürte, wie die frische Luft tatsächlich wieder für einen klaren Kopf sorgte, und steuerte auf die Boutique zu, in der das „edle Strickjackett mit byzantinischen Blumenmotiven“ so flehentlich darum bat, von ihr gekauft zu werden. In „S“ oder in „M“ – das war jetzt die Frage.
     

 
    2. Kapitel:
    Das 160. Mädchen
     
     
    „Das soll das Ferienschloss sein?“, fragte das mollige Mädchen mit den knallroten, strubbeligen Haaren enttäuscht. Sie sprach aus, was Anne dachte. Ihr Kleinbus steuerte auf ein zweistöckiges, langgestrecktes Gebäude aus roten Klinkersteinen zu. Groß war es, gepflegt und mit durchaus vornehmer Ausstrahlung, aber ein Luxus-Ferien-Domizil sah anders aus.
    „Is‘ nur das Verwaltungsgebäude. Das Schloss liegt weiter hinten ins Tal hinein. Aber hier wird eingecheckt“, erklärte ihr Fahrer etwas herablassend. Er hatte Anne und die anderen neun Gewinnerinnen des Wellness-Urlaubs am Morgen mit einem silberfarbenen Mercedes-Kleinbus auf dem Flughafen der moldurischen Hauptstadt abgeholt und dann in diese abgelegene Gegend kutschiert. Anne mochte ihn nicht. Er war ein vierschrötiger, etwas korpulenter Kerl in den Vierzigern. Seine Hände wirkten riesig und seine Gesichtszüge kamen ihr etwa so fein geschnitten vor wie die eines Cro-Magnon-Menschen. Die graublonden Haare hatte er raspelkurz abrasiert.
    Sein höfliches Auftreten wirkte wie eine dünne Farbschicht, die jederzeit abblättern konnte. Am Flughafen hatte sie ihn dabei ertappt, wie er sie und die anderen auf eine Art musterte, die sie regelrecht erschaudern ließ. Brutal und gierig war das. Sobald er merkte, dass Anne ihn beobachtete, hatte er eine neutrale Miene aufgesetzt.
    Und dann war da noch der riesige schwarze Hund in seinem Wagen. Das zottige Tier lag ganz hinten im Gang, rührte sich nicht von der Stelle, schien aber nie die Augen zu schließen, sondern die Mädchen fortwährend zu beobachten. Keine von ihnen hatte es gewagt, dem schwarzen Ungetüm nahe zu kommen.
    Die Ferienlaune konnte das seltsame Duo den zehn trotzdem nicht verderben. Giggelnd wie Schulmädchen hatten sie sich die Zeit mit Albernheiten vertrieben und sich miteinander bekannt gemacht. Zu ihrer Überraschung waren sie alle mehr oder weniger Singles. Das mollige Mädchen mit der Feuermelder-Frisur hatte sich als Ines vorgestellt. Mit offenem Mund und fragenden Augen schaute Ines in die Welt und das wirkte auf rührende Weise verletzlich, fand Anne. Die 25-Jährige war Friseurin aus Hamburg-Ohlsdorf. Anne hatte sofort das Gefühl, sie unter ihre Fittiche nehmen zu müssen, denn sie wirkte in allem, was sie tat, ein wenig unbeholfen. Auf dem Flughafen wäre sie auf der Suche nach einer Toilette beinahe in einem anderen Flieger gelandet, wenn Anne sie nicht zurück in den Ankunftsbereich gelotst hätte.
    Das Küken ihrer Truppe war die 19-jährige Natascha. Sie hatte gerade ihr Abitur in einem anscheinend ultravornehmen Schweizer Internat hinter sich und wollte nun überlegen, wie es weitergehen sollte.
    „Alle nennen mich Dascha“, flötete sie, während Anne sie bewundernd anschaute. Dascha war geradezu umwerfend schön. Ihre Beine, die in Jeans einer besonders teuren Marke steckten, waren so lang, dass sie wahrscheinlich für zwei Personen gereicht hätten. Dabei bewegte sich die 19-Jährige auf ihnen noch etwas staksig, fast wie ein junges Fohlen. Zudem war sie recht mager. Die hochgekrempelten Ärmel ihrer gelben Bluse entblößten dünne, zerbrechlich wirkende Ärmchen. Aber ihr Gesicht würde wahrscheinlich jeden Mann in Entzücken versetzen. Unter den langen blonden Haaren schauten große rauchblaue Augen hervor. Auch ihr Mund war ungewöhnlich groß, und wenn ihre perlweißen Zähne beim Lachen aufblitzten, schien ein breiter Sonnenstrahl den ganzen Bus zu erhellen. Dabei fragte sich Anne, ob sich Dascha ihrer Reize
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