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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys
Autoren: Matt Ruff
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Stopptaste des Recorders. »Ich bin gleich wieder da …«
    Er geht zur Tür und will sie öffnen, aber sie ist von außen verschlossen. »Wärter?«, ruft er. »Ich würde jetzt rauskommen … Wärter?« Er hebt eine Faust, klopft. »Wärter!«
    Hinter ihm erklingt das Klirren von Handschellen, die gegen den Tisch schlagen. Er wirft einen Blick über die Schulter. Sie hat sich vorgebeugt und zielt mit einer leuchtend orangefarbenen Pistole auf ihn. »Was in aller Welt …?«, sagt er. »Wo haben Sie die …?« Dann sieht er es: Die schwarze Fliese ist hochgeklappt, und darunter ist eine Vertiefung im Boden zu sehen.
    »Phil«, sagt sie.
    Er blinzelt. »Soll das ein Scherz sein? Hat … hat Dr. Chiang Sie dazu angestiftet?«
    »Das ist kein Scherz, Phil. Ich wünschte, es wär einer.«
    Er starrt sie einen Augenblick lang an, wirft einen Blick auf den Kassettenrecorder, und dann hämmert er auch schon gegen die Tür. »Wärter! … wärter !«
    »Da draußen ist niemand, der dir helfen könnte, Phil. Das hier ist nicht das County-Gefängnis. Du bist in einem Formikarium in der Wüste.«
    Er hört auf, gegen die Tür zu trommeln. Langsam dreht er sich um, einen neuen Ausdruck im Gesicht.
    »Ja«, sagt sie. »Tut mir leid. Ich hab dich, was Dixon angeht, belogen. Ich hätte ihn wahrscheinlich getötet, aber er war so gescheit, mir keine Veranlassung dazu zu geben. Als er sich auf dem Laufsteg zeigte, war die Bad-Monkeys-Einsatzgruppe schon unterwegs, und zwar mit Dixons strikter Anweisung, dich lebend zu fangen – nicht, weil er ein so netter Kerl wäre, dass keine Missverständnisse aufkommen, sondern weil er nicht wagte, gegen den Deal zu handeln, den Love mit mir geschlossen hatte … Love meinte, die Clowns hätten eine Technik drauf, das Gedächtnis auszutricksen, dich glauben zu lassen, du wärst von dir aus zu mir gekommen, um mir geheime Informationen zu entlocken, wodurch ich wiederum versuchen könnte, an dich heranzukommen. Dixon meinte, das würde nie funktionieren, du hättest gar kein Gewissen mehr, an das ich herankommen könnte, aber ich sagte zu Love, ich wär mir sicher, dass ich das durchziehen könnte …« Sie seufzt. »Aber da hatte ich mich getäuscht, nicht, Phil?«
    Sie hebt den Kassettenrecorder auf und knallt ihn auf den Tisch. Das Gehäuse zersplittert, und es wird die darunter verborgene diskettenförmige Pavianbombe sichtbar. Es tritt eine nervöse Pause ein, während beide darauf warten, dass der Timer sein Countdown beendet, aber als er die Null erreicht, erfolgt keine Explosion, es ertönt nur ein kurzes Summen. Auf dem digitalen Display erscheint ein Wort:

    schibboleth
    Dann flackern das c und das erste h und verlöschen:
    s.. ibboleth

    »Jane«, sagt er. »Ich kann das erklären …«
    »Klar, jede Wette«, sagt sie. »Aber da gibt’s nicht viel zu erklären, oder? Es war ein einfacher Test. Du brauchtest kein Geständnis abzulegen oder weinend zusammenzubrechen, oder sonst etwas Theatralisches in der Art zu tun. Du brauchtest nichts anderes zu tun, als diesen Raum zu verlassen, ohne zu versuchen, mich zu töten.«
    »Jane …Jane, bitte.«
    »Tut mir leid, kleiner Bruder. Ich hab’s versucht. Ich hab dir jede erdenkliche Chance gegeben. Aber das ist meine Hälfte des Deals …«
    »Jane!«
    »Schlechter Affe«, sagt sie.
    Sie drückt ab.
    Die NT-Waffe macht keinerlei Geräusch.
    Er krümmt sich. Eine Hand klammert sich an den Türknauf hinter ihm; die andere schießt hinauf an seine Brust. Aus seiner Kehle dringt ein ersticktes Gurgeln; sein Gesicht läuft rot an, und seine Augen treten aus den Höhlen. Ihre Augen weiten sich, während sie sich noch weiter vorbeugt und das Schauspiel in sich aufsaugt. Seine Knie knicken ein.
    Und dann, genau in dem Moment, in dem er, von einem Herzinfarkt getötet, zusammenbrechen müsste, fängt er sich wieder. Er hört auf, nach Atem zu ringen. Seine Beine strecken sich, und seine Arme hängen wieder entspannt an den Seiten herab.
    Sie drückt noch einmal ab. Wieder bleibt die NT-Waffe stumm, aber diesmal ist es ein anderes Schweigen – das Schweigen der Ohnmacht. Diesmal reagiert er auf den Schuss nicht. Er steht aufrecht da, und in sein Gesicht kehrt die natürliche Farbe zurück. Sie schaltet die Waffe von MI auf HI, zielt direkt auf seinen Kopf und versucht es noch einmal.
    Nichts. Er blinzelt nicht einmal.
    Sie ist über dieses Resultat nicht erfreut.
    »Phil«, sagt sie.
    »Jane«, erwidert er.
    »Du bist in diesem Formikarium nicht die
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