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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys
Autoren: Matt Ruff
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weitere Existenz erheblich mehr Schaden anrichten würden als Gutes tun.«
    »Macht es Ihnen etwas aus, Menschen zu töten?«
    »Eigentlich nicht. Es ist nicht so, als wenn man Polizist wär. Ich meine, Bullen, die haben es mit allen möglichen Leuten zu tun, und manchmal müssen die im Namen des Gesetzes Typen einbuchten, die eigentlich gar nicht so schlimm sind. Ich kann mir schon vorstellen, dass einen das in Gewissenskonflikte stürzen kann. Aber die Typen, die wir bei Bad Monkeys uns vorknöpfen, sind keine von der Sorte, die einem gemischte Gefühle verursachen.«
    »Und der Mann, wegen dessen Tötung Sie verhaftet wurden, Mr. –«
    »Dixon«, sagt sie. »Der war kein schlechter Affe.«
    »Nicht?«
    »Er war ein Arschloch. Ich konnte ihn nicht leiden. Aber er war nicht böse.«
    »Warum haben Sie ihn dann getötet?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich kann Ihnen das nicht einfach so erklären. Selbst wenn ich davon ausgehen würde, dass Sie mir glauben, ergibt die Sache nur dann einen Sinn, wenn ich Ihnen zuerst alles andere erzähle. Aber das ist eine zu lange Geschichte.«
    »Ich habe heute Vormittag nichts anderes vor.«
    »Nein, ich meine, es ist eine lange Geschichte. Heute Vormittag könnte ich Ihnen vielleicht die Einleitung erzählen; für die ganze Sache würde ich Tage brauchen.«
    »Es ist Ihnen doch klar, dass Sie noch eine Weile hierbleiben werden.«
    »Natürlich«, sagt sie. »Ich bin eine Mörderin. Aber das ist noch kein Grund, dass Sie Ihre Zeit verplempern sollten.«
    » Wollen Sie die Geschichte erzählen?«
    »Ein Teil von mir will das bestimmt. Ich meine, schließlich hätte ich den Bullen gegenüber ja kein Wort von Bad Monkeys zu sagen brauchen.«
    »Also bitte – wenn Sie bereit sind zu erzählen, bin ich bereit zuzuhören.«
    »Sie werden bloß denken, dass ich verrückt bin. Das tun Sie wahrscheinlich sowieso schon.«
    »Ich werde mich bemühen, unvoreingenommen zu bleiben.«
    »Das wird nichts nützen.«
    »Warum fangen wir nicht einfach an und sehen, wie es läuft?«, schlägt der Arzt vor. »Erzählen Sie mir doch, wie Sie überhaupt mit der Organisation in Kontakt gekommen sind. Wie lange haben Sie für sie gearbeitet?«
    »Ungefähr acht Monate. Rekrutiert haben die mich letztes Jahr, nachdem die Türme vom World Trade Center eingestürzt sind. Aber das ist nicht der eigentliche Anfang. Das erste Mal, als sich unsere Wege gekreuzt haben, da war ich noch ein Teenager.«
    »Wie kam es dazu?«
    »Ich bin in eine Bad-Monkeys-Operation reingestolpert. So werden viele rekrutiert: Sie sind zur falschen Zeit am falschen Ort, sie geraten in eine Veranstaltung, und obwohl sie nicht so recht kapieren, was da eigentlich abläuft, zeigen sie so viel Potential, dass die Organisation auf sie aufmerksam wird. Und irgendwann – vielleicht Tage, vielleicht Jahrzehnte später – gibt’s einen Job zu erledigen, und ›Frisches Blut‹ stattet ihnen einen Besuch ab.«
    »Dann erzählen Sie mir doch von der Operation, in die Sie hineingestolpert sind.«
    »Tja, angefangen hat das alles, als ich eines Tages darauf gekommen bin, dass der Hausmeister meiner Highschool der Würgengel war …«
Nancy Drew,
neu konzipiert als schlechte Saat

    Es war im Herbst 1979. Ich war vierzehn Jahre alt und von zu Hause weggeschickt worden, zu meinem Onkel und zu meiner Tante.
    Wo war »zu Hause«?
    San Francisco. Das Haight-Ashbury-Viertel. Charlie Mansons einstiges Revier.
    Warum wurden Sie weggeschickt?
    Vor allem, damit meine Mom mich nicht erwürgte. Wir hatten schon das ganze Jahr so ziemlich nonstop Krach gehabt, aber gegen Ende des Sommers wurd’s richtig übel. Sie wissen schon, mit Prügeln und so.
    Worüber haben Sie sich gestritten?
    Das Übliche. Jungs. Drogen. Dass ich die ganze Nacht mit Freunden durch die Gegend zog. Dazu kam noch mein Bruder. Mein Dad hatte sich ein paar Jahre vorher abgesetzt, und um uns durchzubringen, arbeitete meine Mom zwölf Stunden am Tag, was ihr auf den Geist ging, und ich sollte währenddessen auf Phil aufpassen, was mir auf den Geist ging.
    Wie alt war Phil?
    Zehn. Reife zehn, ich meine, er war gescheit genug, keinen Fußbodenreiniger zu trinken und die Wohnung nicht in Brand zu stecken. Außerdem war er so ein richtig verinnerlichter Junge, wissen Sie, von der Sorte, die, wenn sie ein Buch zu lesen hat, stundenlang dasitzen kann, ohne sich vom Fleck zu rühren. Was mit ein Grund war, warum ich überhaupt nicht einsah, dass ich auf ihn aufpassen sollte: Da gab’s nix
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