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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys
Autoren: Matt Ruff
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die Ersten sein müssen, die sie sahen, aber es war ein Streifenbulle. Der Typ hieß, so wahr mir Gott helfe, Buster Friendly. Wie Officer Friendly eines Nachmittags am Garten vorbeischlenderte, ging sein innerer Alarm los, und noch ehe die piep machen konnten, hatte er sämtliche anwesenden Erwachsenen mit dem Rücken an den Zaun gestellt und wedelte ihnen mit dem Meldewisch vor der Nase rum und wollte wissen, wer von denen Phil wäre. Und dann kam Phil an und zupfte ihn am Ärmel, und der Officer fragte ihn: »Sind das deine Marihuanapflanzen, mein Sohn?« Und Phil sagte ja, aber ohne mich an seiner Seite, die ihm »Zigeuner« ins Ohr flüsterte, war er kein sehr überzeugender Lügner, und Officer Friendly brauchte bloß zehn Minuten, um die Wahrheit aus ihm rauszukitzeln. Zehn Minuten später kam ich von Moons Haus zurück, um Phil wieder einzusammeln, und da war ich dran.«
    Hat der Officer Sie festgenommen?
    Er hat uns beide mit auf die Wache genommen, aber aufgeschrieben hat er uns nicht. Er hat die Einschüchterungsnummer durchgezogen: hat uns die Arrestzelle gezeigt, hat uns ein paar von den Losern vorgestellt, die da drin eingesperrt saßen, hat uns ein paar Horrorstorys vom richtigen Gefängnis erzählt und wie viel schlimmer es da wäre. Sobald ich kapiert hatte, dass er uns gar nichts tun würde, war ich nicht weiter beeindruckt, hab aber so getan, als ob, weil ich mir dachte, dass ich den Typ auf meiner Seite brauchen würde, wenn Mom erst aufkreuzte. Also hab ich so oft wie möglich »Sir« zu ihm gesagt und mich überhaupt bemüht, statt als kleines Miststück als kleiner Schelm rüberzukommen.
    Schließlich kam meine Mom an und ist direkt auf mich los, ohne irgendwelche Vorreden. Mittlerweile hatte ich Officer Friendly so weit, dass er mich schon halb ins Herz geschlossen hatte, aber ganz ungeschoren sollte ich natürlich nicht davonkommen; wenn meine Mutter mir also lediglich ein paar gescheuert hätte, wäre er bestimmt nicht eingeschritten. Aber sie ist völlig ausgerastet, brüllte was von schlechter Saat, und dann hat sie angefangen, mich zu würgen, echt, und da hab ich die Nerven verloren und hab zurückgefightet, und dann wurd’s voll dramatisch, mit Bullen, die aus anderen Zimmern reingerannt kamen, um uns zu trennen. Als die es endlich geschafft hatten, haben sie einen Sozialarbeiter reingerufen, und dann gab’s so ’ne dreistündige Encounter-Session, wo meine Mom unmissverständlich klargemacht hat, dass sie mich, wenn die mich mit ihr nach Hause schicken würden, nicht bloß ohne Abendessen ins Bett stecken, sondern in der Badewanne ersäufen würde. Also mussten die einen Plan B aushecken.
    Als es endlich so weit war, hat sich meine Mom bereit erklärt, zu einem Therapeuten zu gehen, von wegen Wut-Management und so, und dafür durfte sie Phil mit nach Hause nehmen. Ich bin auf der Wache geblieben, während Officer Friendly die beiden begleitet hat, um ein paar Taschen mit Klamotten von mir zu holen, und dann hat er mich zu meinem Onkel und meiner Tante ins San Joaquin Valley gefahren. Mittlerweile war es Nacht, aber er hat darauf bestanden, mich persönlich hinzufahren. Da hab ich zuerst gedacht, wow, der hat meine Kleiner-Schelm-Nummer tatsächlich geschluckt. Also hab ich weitergemacht, ihm weiter Theater vorgespielt, bis ich irgendwann mitten bei einer total erfundenen Geschichte über meine Mutter war, und da hat er mich so angeguckt, und da hab ich kapiert: Der durchschaut mich. Er weiß, dass ich ihn verarsche, aber trotzdem bietet er mir diese Riesenchance, nicht weil er dämlich ist, sondern weil er ein anständiger Typ ist. Und da hab ich erst mal die Klappe gehalten.
    Waren Sie dankbar, oder war es Ihnen bloß peinlich?
    Beides. Hören Sie, ich weiß, was Sie jetzt denken: Vater weg, und da ist auf einmal diese männliche Respektsperson, die sich meinetwegen ein Bein ausreißt, bla bla bla, und ja, da ist tatsächlich was dran. Aber das bedeutete auch, da er cleverer war, als ich gedacht hatte, dass ich meinen Plan ändern musste.
    Ich meine, ich hatte nicht vor, bei Onkel und Tante zu bleiben. Wie ich’s mir schon im Kopf zurechtgelegt hatte, würde ich mich von Officer Friendly absetzen lassen, die Nacht über dableiben, frühstücken, vielleicht ein bisschen Knete klauen und dann den Abflug machen. Nach S. F. zurücktrampen und mal sehen, ob Moons Eltern mir erlauben würden, bei ihnen zu pofen . Aber jetzt stellte sich raus, dass Officer Friendly Grips im Schädel
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