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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys
Autoren: Matt Ruff
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aufzupassen. Das war, als würde man bei einem Stein babysitten. Was ich also stattdessen meist gemacht hab – ich bin mit Phil aus dem Hause und hab ihn irgendwo abgestellt, dann bin ich los und hab mein eigenes Ding gemacht, und später bin ich zurück und hab ihn wieder eingesammelt. Und wenn meine Mom vor uns nach Haus kam, oder wenn sich rausstellte, dass sie von der Arbeit aus angerufen hatte, um zu checken, ob alles klar wär, da hab ich einfach irgend ’ne Geschichte erzählt, von wegen, ich wär mit Phil im Zoo gewesen oder so – und Phil hat das dann immer bestätigt, weil ich ihm gedroht habe, dass ich ihn sonst an die Zigeuner verkaufen würde.
    Das ging eine Zeitlang gut, aber irgendwann hat’s meine Mutter geschnallt. Einmal bin ich mit Phil erst abends um neun heimgekommen, und sie wusste, dass der Zoo so spät nicht mehr aufhatte. Das andere Mal, da haben die mich in einem Plattenladen beim Klauen erwischt, und bis ich mich da rausgeredet hatte, war die Bücherei, wo ich Phil abgesetzt hatte, schon zu. Eine der Angestellten hat ihn im Magazin gefunden und die Polizei informiert.
    Nach dieser Sache ist zwischen meiner Mutter und mir richtig der Krieg ausgebrochen. Sie hat angefangen, mich ihre »schlechte Saat« zu nennen, meinte, ich hätte meine Gene anscheinend allesamt von meinem Vater gekriegt, diesem Dreckskerl und Versager. Im Nachhinein kann ich ihr eigentlich keinen Vorwurf machen – an ihrer Stelle hätte ich auch ganz schön rumgepöbelt –, aber damals war mein Standpunkt: »Hey, ich hab nicht um einen kleinen Bruder gebeten, ich hab mich nicht darum gerissen, Ersatzmama zu spielen, und wenn du schon jetzt meinst, dass ich ›schlechte Saat‹ bin, dann wart mal ab, bis ich mir richtig Mühe gebe, diesen Titel zu verdienen!«
    Sie sagen, Ihre Auseinandersetzungen wären gewalttätig geworden.
    Ja. Hauptsächlich Ohrfeigen und An-den-Haaren-Ziehen. Ich hab genauso viel ausgeteilt wie eingesteckt – wir waren ungefähr gleich groß –, von Kindesmisshandlung kann also keine Rede sein. Eher von Prügeleien. Aber sie hatte mehr Wut im Bauch als ich, und gelegentlich eskalierte die Sache, und sie hat sich mit Waffen versorgt: Gürtel, Teller, was gerade in Reichweite war. Und wie gesagt, ich teilte so viel aus, wie ich einsteckte, aber langfristig war das kein gesunder Trend.
    Was war mit Ihrem Bruder? Wie war die Beziehung Ihrer Mutter zu ihm?
    Ah, sie liebte Phil. Natürlich. Er war ja der Pflegeleichte von uns beiden.
    Hat sie Zuneigung ihm gegenüber gezeigt?
    Sie hat nie mit Tellern nach ihm geschmissen. Was sonstige Zärtlichkeiten angeht, weiß ich nicht, vielleicht hat sie ihn ab und an auf die Stirn geküsst. Ich war nicht eifersüchtig, falls Sie darauf raus wollen. Das Einzige, was mich an der Beziehung der beiden nervte, war, dass ich dabei mitspielen musste. Sie erwartete, dass ich mich mit um Phil kümmerte, selbst wenn sie zu Hause war. Was ich überhaupt nicht eingesehen hab. Wir hatten uns deswegen ein paarmal ganz gehörig in den Haaren.
    War es eine dieser Auseinandersetzungen, die dazu geführt hat, dass Sie weggeschickt wurden?
    Nein. Das war was anderes. Phil spielte dabei auch eine Rolle, aber es ging eigentlich nicht um ihn.
    Was ist passiert?
    Es war eigentlich ganz witzig. Gegenüber von dem Mietshaus, wo wir wohnten, da gab’s so ein großes unbebautes Grundstück, das ein paar Hippies zu so ’ner Art Gartenkolonie umfunktioniert hatten. Man konnte sich für eine Parzelle eintragen und darauf Gemüse anbauen oder was auch immer. Meine Freundin Moon hatte ein paar Hanfsamen, also haben wir beschlossen, da unser eigenes Gras anzubauen.
    In einer öffentlichen Gartenanlage?
    Nicht der genialste Einfall, ich weiß. Aber Sie müssen bedenken, Gras hatten wir bis dahin immer nur in Tütchen gesehen, wir hatten also keine Ahnung, wie groß die Pflanzen werden. Wir sagten uns, das ist ein Kraut, und Kräuter sind niedrig. Wir dachten, wir könnten zur Abschirmung größere Pflanzen drum herum anbauen und dann das Zeug ernten, bevor irgendjemand was davon mitgekriegt hätte.
    Also hab ich mich für eine Parzelle eingetragen, aber unter Phils Namen. Die Gartenkolonie war auch so ein Ort, an dem ich ihn abgestellt habe; aus Pflanzen machte er sich nichts, aber Tiere mochte er, und da gab’s so herrenlose Katzen, mit denen er spielen konnte. Und genau das tat er, Katzen hüten, an dem Tag, als unsere Marihuana-Plantage aufgeflogen ist.
    Eigentlich hätten die Hippies
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