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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys
Autoren: Matt Ruff
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Bandenmitglied, ein Grusel-Clown oder ein Normalbürger war.
    Ein zweiter Wachmann packte mich von hinten. Er drückte mir den Unterarm auf die Kehle und versuchte, mich gegen die Wand zu drängen, aber er war keine schlechte Jane: Ich schmolz aus seinem Würgegriff heraus, materialisierte mich wieder hinter ihm und verpasste ihm einen Doppelschuss Narkolepsie in den Hinterkopf. Dann wirbelte ich herum, um mir den ersten Wachmann vorzuknöpfen, aber der war schon vom Posaunenstoß einer Clowns-Tröte bewusstlos.
    »Hallo, Jane«, sagte Robert Love. »Na, macht die Action Spaß?«
    »Um ehrlich zu sein, ja … Aber Sie hätten mich ruhig vorwarnen können.«
    »Was, und die Überraschung verderben? Das wäre nicht besonders trickreich gewesen.« Er kicherte, dann verwandelte sich sein Grinsen aber in eine Grimasse. »Autsch!«
    »Love?«
    Ich fürchtete, er sei angeschossen worden, aber er fiel nicht zu Boden. Er streckte den Arm aus, öffnete und schloss dabei die Faust. »Ich muss mir einen Muskel gezerrt haben, als ich aus dem Fahrstuhl geklettert bin … Egal. Hören Sie: Ich habe vor alle Hauptein - und -ausgänge Clowns auf X-Drogen postiert, aber dadurch können wir Jane lediglich eine Zeitlang aufhalten. Sie müssen sie zur Strecke bringen, bevor sie einen anderen Fluchtweg findet.«
    »Okay …« Ich starrte auf den Teppichboden des Kasinos und konzentrierte mich auf die einzelnen Fasern des Flors. Inmitten Tausender von zufälligen Spuren, die Gäste hinterlassen hatten, sprang mir eine ganz frische Reihe von Fußabdrücken ins Auge, für mich so deutlich zu erkennen wie ein Trampelpfad im Gras. »Hab sie schon.«
    Ich sprintete mit übermenschlicher Geschwindigkeit davon. Die Spur der schlechten Jane führte hinunter ins Atrium der Pyramide, wo zwei Security-Typen mich aufzuhalten versuchten. Als ich sie flachgelegt hatte, hörte ich in der Ferne eine Tröte plärren. Ich rannte darauf zu, und die schlechte Jane kam direkt vor mir von der Seite herausgeschossen, diesmal mit etwas mehr als nur zerzaustem Haar – sie sah so aus, als käme sie geradewegs aus einem Wäschetrockner. Sie sah mich und versuchte, einen Schuss abzugeben, aber der Lauf ihrer NT-Waffe hatte einen Riss bekommen, wodurch das Ding jetzt so harmlos war wie das Spielzeug, dem es glich. Da erschien ein Ausdruck echter Angst in ihren Augen, und sie verschwamm und war weg.
    Ich blieb ihr direkt auf den Fersen und spürte, dass ihr die Kräfte allmählich ausgingen. Sie brauchte einen weiteren Schuss, aber durch die Pavianbombenexplosionen und den Posaunenstoß dürften alle X-Drogenampullen, die sie bei sich gehabt hatte, längst zu Bruch gegangen sein. Ich brauchte sie also lediglich weiter zu hetzen, bis sie vollkommen erschöpft wäre.
    Ich trieb sie in eine Ecke des Atriums, wo sie wieder durch eine Tür in ein Treppenhaus entwischte. Die Treppe führte nach oben, aber mit beträchtlicher Schlagseite, um der Neigung der Pyramide zu folgen. Die geometrische Abartigkeit des Ganzen machte mich total wirr im Kopf, also zwang ich mich, nicht in den Treppenschacht über mir zu schauen, und konzentrierte mich aufs Laufen. Als ich den fünften Absatz hinter mir ließ, war es schon mehr ein Fliegen.
    Wir flogen höher und höher, bis ganz nach oben – an der Dreiviertelmarke hätte ich sie beinah erwischt, aber sie legte einen letzten verzweifelten Spurt hin und hängte mich wieder ab. Dann stand ich auf dem obersten Absatz, vor einer Tür, die Hitze ausstrahlte. Sie trug keinerlei Aufschrift oder sonstige Kennzeichnung, aber wenn man ein Symbol für sie hätte aussuchen müssen, wäre das auf der Münze der Organisation eine gute Wahl gewesen.
    Ich drückte die Tür vorsichtig auf und trat in das Auge der Pyramide. Es war so, als würde man in die Sonne treten: Der Suchscheinwerfer des Luxor hatte die Größe eines Swimmingpools, und auch wenn er den größten Teil seiner Energie in den Himmel pumpte, prallte von der Innenseite der Glasspitze noch genug zurück, um den Raum in einen Backofen zu verwandeln.
    Als ich auf den Laufsteg kletterte, der rings um den Suchscheinwerfer verlief, verengten sich meine Pupillen zu Nadelspitzen. Die Luft über der Lichtquelle war ein einziges Hitzegewaber , aber ich meinte, auf der gegenüberliegenden Seite des Laufstegs eine menschliche Silhouette auszumachen.
    »Du kannst dich genauso gut zeigen«, sagte ich. »Ich weiß, dass du hier bist, und du hast nicht mehr genügend Saft, um an mir
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