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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle
Autoren: Ravensburger
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Wahrheit gesagt hat?«, fragte Miss Frame und strich sich übers Haar. Sie hatte es geglättet und unten eingerollt und mit einem braven Haarreif fixiert. Ganz 1950er-Jahre. Passte perfekt zu ihr. Aber wie sollte ich mich auf das Gespräch konzentrieren, wenn sie so super Haare hatte?
    »Sadie?«
    »Wahrscheinlich wollten sie mich nicht aufregen oder so – und deshalb haben sie es mir nie erzählt.«
    »Was ja vielleicht ein guter Grund ist«, meinte Miss Frame.
    Und sie hatte Recht: Es war ein guter Grund. Ich meine, ich wusste ja, was passieren konnte, wenn man zum Beispiel im McDonald’s saß und plötzlich begriff, dass der alte Penner in der Ecke der eigene Dad war. Vielleicht war es manchmal besser, die Wahrheit nicht zu kennen.
    Ich hatte mir vorgenommen, nach der Schule keine Sekunde länger zu Hause zu verbringen als nötig. Ich konnte keine Szene mit Mum gebrauchen, weil es mich vielleicht von meinem Plan abbringen würde, den ich trotz meines Gesprächs mit Miss Frame immer noch durchziehen wollte. Ich durfte mir meinen Entschluss nicht noch mehr verwässern lassen und außerdem war mein Zeitplan äußerst knapp. Er sah ungefähr so aus:
    15:30-16:00 Uhr – Umziehen für den Auftritt
    16:00-17:00 Uhr – Billys Haare bei Tante Lilah stylen
    17:00-19:00 Uhr – Abendessen und fragen, ob Onkel Zé mein Dad ist oder nicht. Frühzeitig fragen, damit genug Zeit für die hysterischen Ausbrüche bleibt.
    19:00-21:00 Uhr – Die restliche Band stylen
    Ab 21:00 Uhr – Party/ Rock-Dove -Gig, was vielleicht zu meinem ersten richtigen Date mit Tony führt
    Ich raste also nach der Schule nach Hause, zog mich schnell um und warf mich in mein coolstes Ich-gehöre-zur-Band-Outfit, das aus hautengen Jeans, gestreiftem T-Shirt, Kreolen und – na klar – meinen Betty Boop Uggs bestand. Ich toupierte mein Haar frisch auf und gab noch mehr Spray drauf. Die Glamourfrisur hielt gut. Dann packte ich mein Stylistenköfferchen wieder zusammen – inklusive Glätteisen, Spray, Gel (Wetgel und Superhold), verrückten Farben (Sprays) und sogar ein paar Extensions (man kann ja nie wissen!). Als ich zur Tür hinausstürzte, kam Mum herein, einen Stapel Briefe in der Hand.
    »Post für dich!«, rief sie, als ich an ihr vorbeieilte. Na toll, jetzt nahm sie schon den ganzen Werbeschrott als Vorwand, um mich aufzuhalten und ein Mutter-Tochter-Gespräch mit mir zu führen. Aber da musste sie sich was Besseres einfallen lassen.
    »Muss los!«, rief ich über die Schulter zurück. »Ich style doch die Band – also bis nachher bei Tante Lilah.«
    Ich ging schnurstracks zu Tante Lilah und Onkel Zé. Billy saß auf dem Sofa und polierte ein Griffbrett. Er war mein erstes Stylingopfer. Wortlos winkte ich ihn zu mir auf einen der Küchenstühle herüber, legte ihm ein Handtuch um den Nacken, und ehe er protestierten konnte, sprühte ich Wasser auf sein Haar und begann ihn mit dem Kamm zu traktieren.
    »Pass bloß auf mein Haar auf«, sagte Billy, dieser Blödmann.
    »Ah, und wie geht’s meiner Lieblingsgroßnichte?«, brüllte Großtante Rita, als sie ins Wohnzimmer kam, und lachte wie üblich über ihren Witz.
    »Mir geht’s gut, Tante Rita«, sagte ich und gab ihr einen Kuss.
    Onkel Zé streckte seinen Kopf zur Tür herein. Er hatte seine Schürze um, breitete die Arme aus und drückte mich an sich.
    »Heute gibt’s ›Schweinebauch mit Reis die Zweite‹«, verkündete er, »zur Entschädigung für deinen Geburtstag, an dem mein gutes Essen auf deinem T-Shirt gelandet ist.«
    »Danke, Tito «, sagte ich.
    »Für mich kein Schweinefleisch!«, brüllte Großtante Rita.
    »Aber ja doch, Hühnchen für Großtante Rita«, sagte Onkel Zé. »Warte nur, eines Tages werden wir dich bekehren. Auf unsere Seite bringen.«
    »Nie und nimmer«, schnaubte Großtante Rita. »Und wie geht’s dir, Sadie-Schätzchen? Was macht die Schule?«
    »Der absolute Horror«, sagte ich nur.
    »Das ist schön, mein Liebes!«, trompetete Großtante Rita. Entweder war sie stocktaub oder sie hörte nicht zu.
    »Aber mir geht’s gut. Einfach super«, legte ich nach.
    Und das stimmte sogar.
    »Tolle Frisur, Billy«, sagte Mum etwas später, als wir uns zum Abendessen hinsetzten.
    »Ja, das hast du schön gemacht, Sadie«, lobte Tante Lilah mich. »Ich bin beeindruckt. Du kannst jederzeit bei mir anfangen und den Boden für mich fegen.«
    »Super«, sagte ich nur. »Vielen Dank.«
    Billy sah wirklich gut aus. Seitlich gekämmter Pony mit gewachsten
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