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Bad Dad

Bad Dad

Titel: Bad Dad
Autoren: Thomas Pramendorfer
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mir sicher.
    Leicht deprimiert komme ich endlich bei Tchibo an und erfahre von der charmanten Röstkraft, dass mein Bohnenstand bereits auf 42 geklommen sei. Das heisst, ich bekäme auf Wunsch bereits ein Kilo Bohnen geschenkt. Der Tag ist vorerst gerettet. 

10 TAG: BADEMEISTER VS. THE ANGRIEST MAN ALIVE

    Sieht so etwa ein glückliches Kind aus? Ich meine nein. Dennoch knipse ich 30 Bilder von dem kreischenden Bündel Elend für's Baby Tagebuch. Die naiven Neo-Eltern haben sich das etwas fröhlicher vorgestellt, das erste mal Babybaden. Gottseidank ist heute die Hebamme da, die das Kind fachkundig zusammenfaltet und ins knallgelbe Badewännchen verfrachtet. Das Kind wird, zu meinem grossen Erstaunen, noch lauter. Ich bin kurz an die kuscheligen Mogwais aus dem 80er-Jahre Film erinnert, die sich bei Berührung mit Wasser in schleimige Gremlins verwandeln. Die Ähnlichkeit des Burschen mit den bissigen Kreaturen ist in dem Moment verblüffend.
    Während also meine Frau, unter Supervision der Geburtshelferin, den Jungen weiter malträtiert, mache ich mich auf den Weg zum Postamt, um ein Einschreiben zu verschicken. Kurz die Backstory: Ein deutscher Unternehmer hat meine Liebste zur Unterlassung abgemahnt und will sie nun auf dreieinhalbtausend Euro verklagen. Das alles, weil sie eine briefmarkengrosse "Landkarte" auf ihrer 5 Jahre alten Website hat, jedoch nicht die Lizenzrechte. Die Grafik war natürlich ohne böse Absicht verwendet worden, genau genommen ist der Webdesigner schuld. "Google Maps" wäre da ohnehin viel besser und obendrein gratis gewesen. Aber für den Herrn in Deutschland ist damit die Sache nicht erledigt. Er sitzt auf einem Scheissprodukt das kein Mensch mehr will, schon gar nicht gegen Bezahlung, und klagt jetzt Google und so nebenher noch eine lange Liste von arglosen Privatpersonen, die gefälligst für ihr grenzkriminelles Handeln im grossen Stil büssen sollen.  
    Nur gut, dass wir beiden Selbständigen uns das auch ganz locker leisten können. Sie kriegt jetzt - in der Babypause - im Monat ohnehin mindestens 800 Euro bar auf die Kralle, in viereinhalb Monaten ist das verlangte Sümmchen also schon abbezahlt, sofern sie jeden Cent davon gleich auf die Seite legt. Aber das Kind isst sowieso nix und trinkt nur gratis Muttermilch. Windeln kann man auch aus Plastiktüten und alten Lappen basteln. Die Miete von 1400 Euro für Wohnung und Geschäftslokal zahle einfach ich im nächsten halben Jahr alleine. Ach ja, und das bisschen Sozialversicherungsbeitrag, das wir beide noch bis Ende Mai berappen sollten, kann ja warten; erfahrungsgemäss kommen die frühestens in 14 Tagen pfänden.  
    Dann haben wir ausserdem noch die Absicherung von der Bank, die ja, wie man weiss, fleissigen Leuten ohne fixem Anstellungsverhältnis die Kleinkredite förmlich nachwirft. Also kein Grund zur Sorge, die 3.500 Euro schicken wir doch gerne nach Deutschland, als kleinen Beitrag für den neuen BMW.

    Entsprechend gut gelaunt laufe ich mit dem Briefchen an die Rechtsanwaltskanzlei zur Post, wo wieder mal eine 15 Leute lange Warteschlange aus dem Amt quillt. Um die Zeit - anstelle der Schalterbeamten - totzuschlagen, mache ich noch ein paar Fotos zur Erinnerung an dieses schöne Erlebnis. 
    Nur wenige Stunden später erreiche ich das Ende der Schlange, links und rechts vor mir jeweils eine Kundschaft am Schalter. Wenn einer weggeht, bin ich dran. Doch plötzlich taucht eine etwa fünfzigjährige, behundete Dame neben mir auf. Sie sieht die Schlange an, dann den linken Schalter. Der Köter schaut ihr zum verwechseln ähnlich. Mit echauffiertem Kopfschütteln und leisem Gemurmel lässt sie mich und den Rest der Wartenden wissen, dass wir doch alle Idioten seihen.
    Eine Schlange, zwei Schalter.
    Wie könnten wir das nicht kapieren, dass sie da einfach nach vor gegangen ist und deshalb nicht warten müsse! Offensichtlich sind wir alle zu blöd für's Anstellen.  
    Der Mann hinter mir versucht zu erklären. Ich bin über's Verbale längst hinaus und plane bereits Doppelmord mithilfe des "Spongebob" Kugelschreibers, der verlockend spitz im Verkaufsregal glänzt. Ein Schalter wird frei, ich schneide der blöden Kuh den Weg ab und knalle meinen Brief auf den Tresen. Ich rolle mit den Augen, die Schalterbeamtin tut es mir gleich.
     
Hurtig eile ich nach abgeschlossener Transaktion aus der Filiale, um einer strafbaren Affekthandlung meinerseits zu entgehen. Die Welt lastet unnötig schwer auf meinen Schultern. Meine Lunge
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