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Bad Dad

Bad Dad

Titel: Bad Dad
Autoren: Thomas Pramendorfer
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beschwichtigender Kommentare der anderen. Wir einigen uns darauf, die Sache gut gemacht zu haben, zumindest eine geile Erfahrung sei's gewesen. Darauf stossen wir an.  
    Während Andi und Dani sich bereit machen aufzubrechen, fällt der Bauchnabel vom kleinen Davey ab. Ich hebe das Teil auf und merke, dass mir schlecht wird. Der Blutalkohol ist hoch, der Magen leer.
    Bussi, Bussi. Unsere beiden Freunde gehen heim und ich in die Küche, wo ich mir den kalten Chinesen vom Mittag aus dem Kühlschrank hole.

8. TAG: DIE ERSTE WOCHE IST GESCHAFFT

    Heute bin ich ziemlich erledigt. Der Adrenalin-Schock des gestrigen TV Auftritts steckt mir noch im Glied. (In den Gliedern?) Egal, beides trifft zu. Jedenfalls habe ich grade eben behirnt, dass heute Mittwoch um 18:40 der Bursche genau eine Woche alt wird. Die Zeit vergeht! Vergessen ist der Kreißsaal, vergessen sind die Beeren-Ballisto. Auch vom lauernden Gummi Jesus in der Klinik träume ich nur mehr selten.  
    Apropos verstörend: Zwei Körperteile des Jungen liegen immer noch bei uns in der Wohnung herum. Zum einen wäre da die verdorrte Nabelschnur, die aufbewahrt werden soll. Weiss Gott, was meine Frau damit vor hat. Ich hoffe inbrünstig, dass sie nicht plant, das Ding auf eine Halskette zu fädeln. Sollte dies tatsächlich geschehen, sehe ich mich gezwungen, meine Stimme zu erheben.
    Und zum anderen wäre da noch die Plazenta im Eisfach unter der Chicken Barbecue Pizza.  
    Ja, richtig gelesen. Ich liebe Chicken Barbecue Pizza. Aber jedes mal wenn ich den Eiskasten aufmache, um mir Eiswürfel für meinen Whisky oder Fischstäbchen zu holen, muss ich würgen. Deswegen habe ich vorhin kurz mal nachgefragt, was denn mit dem Mutterkuchen passieren soll. Die Frau - mit der ich mittlerweile schon 12 Jahre unverheiratet in Schande lebe - erklärte mir daraufhin, dass das Organ von ihr höchstpersönlich unter einem Obstbäumchen am Lande verscharrt werden würde.
    "Interessant", sage ich und nicke mit möglichst neutralem Gesichtsausdruck. Etwas zu "Good Fellas" für meinen Geschmack, aber ich halte besser die Klappe. Audienz beendet.  
    Kurz noch ein Gedanke zu falschen Werbeversprechen: Wir haben mittlerweile 48 verschiedene Sorten von Feuchttüchern im Badezimmer. Kamille, Aloe Vera, Citrus, Lavendel, Café con leche; als würde es einen Unterschied machen. Schmecken tun sie doch alle gleich.

9. TAG: MEIN AKTUELLER BOHNENSTAND IST 42

    Die Sonne scheint, es ist arschkalt. 9:30 Uhr und ich gehe schon wieder Joggen. Ich muss aufpassen, dass das nicht zur Angewohnheit wird. Aber ich brauche die Bewegung, keine Ahnung wie die Kindesmutter das, so ganz ohne Sonnenlicht zuhause eingekerkert, aushält. Ihre Haut sieht mittlerweile, vom Farbton her, so eher weiss-gelblich aus, ganz ähnlich dem Teint eines aufgetauten Brathuhns, bevor es ins Rohr muss. Ein bisschen erinnert mich das fahle Antlitz auch an Edward und Bella. Aber deren Blässe neigt ja eher ins Bläuliche, wenn ich recht erinnere.  
    Wie frisieren sich eigentlich Vampire ohne Spiegelbild?
    Mein linkes Knie beginnt zu knarzen. Ich reduziere das Tempo und   schlendere heimwärts, kaufe noch schnell Weissbrot, damit ich vom vielen Laufen nicht auch noch dünner werde.

    Mit dem Brot kurz rauf in die Wohnung, ich habe die Tchibo Club-Karte vergessen und wir brauchen Kaffee. Ein Blick ins Schlafzimmer bestätigt meinen Verdacht: Der Kleine kaut schon wieder an den Nippel meiner Frau. "Easy, Junge", denke ich mir, "die Dinger brauche ich noch"; das Stiegenhaus runter zum Kaffeeröster am Eck. An der Bushaltestelle tritt ein kleines Mädel, das sich mit einer Hand am Kinderwagen abstützt, nach einer einbeinigen Taube, die hilflos davonhumpelt bzw. -springt. Zum Humpeln bräuchte sie ja beide Beinchen. Ich bin fassungslos und überlege sofort, was ich meinem Davey mal sagen würde, wenn er das täte. Kommen Kinder wirklich so ganz ohne Mitgefühl auf die Welt, oder war das nur ein typischer Fall von Arschloch-Eltern?  
    Ach ja, zur Bank muss ich auch noch. Den Kaffee hole ich nachher. Im engen Bank Austria Foyer schlurft mir eine alte Dame mit Gehstock entgegen, ich trete sofort einen Schritt zur Seite und presse mich an die Wand, damit sie ungehindert vorbei kann. Erst daraufhin bemerkt sie mich und schnauzt, "Können's nicht ein bisserl warten, bis ich vorbei bin?". Unglaublich, der Vorwurf wurde von meiner höflichen Geste erst ausgelöst. Also wenn DIE Frau Kinder hat, das waren alles Taubentreter, da bin ich
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