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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman
Autoren: Heyne
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selbst beurteilen.«
    »Trinken wir erst mal einen«, sagte ich.
    Dan verdrehte einen Moment die Augen, dann erwiderte er: »Na gut, man bringt uns zwei Coronas rauf.«

    Nachdem der Zimmerservice-Bot gegangen war, öffneten wir die Bierflaschen und zogen mit zwei Stühlen auf die Veranda um.
    »Willst du’s wirklich wissen?«, fragte ich.
    Er neigte die Flasche in meine Richtung. »Klar doch.«
    »Ich will mich nicht reanimieren lassen, weil es bedeuten würde, dass ich das letzte Jahr verliere. «
    Er nickte. »Womit du sagen willst ›mein letztes Jahr‹, stimmt’s?«
    Ich nickte und trank.
    »So was hab ich mir schon gedacht. Du magst ja alles Mögliche sein, Julius, aber schwer zu durchschauen bist du nicht. Ich hab etwas zu sagen, das dir die Entscheidung erleichtern könnte. Das heißt, falls du’s hören willst.«
    Was konnte das sein? »Klar«, sagte ich. »Sicher.« In Gedanken saß ich schon in einem Shuttle, das in den Orbit flog, weg von all dem hier.
    » Ich hab dich umbringen lassen«, erklärte er. »Debra hat mich darum gebeten, und ich hab es arrangiert. Du hast die ganze Zeit recht gehabt.«
    Das Shuttle explodierte in der andächtigen Stille des Weltraums, und ich wurde hinauskatapultiert. Mein Mund klappte auf und wieder zu.
    Diesmal war es an Dan, den Blick abzuwenden. »Debra hat es vorgeschlagen. Wir haben uns über die Leute unterhalten, die ich von der Missionsarbeit
her kenne, die Durchgeknallten, die ich wegjagen musste, nachdem sie sich wieder der Bitchun Society angeschlossen hatten. Dazu gehörte auch ein Mädchen aus Cheyenne Mountain, das mir bis hierher gefolgt war und mir dauernd Nachrichten hinterließ. Ich hab Debra davon erzählt – und da kam ihr die Idee.
    Ich hab das Mädchen dazu überredet, dich zu erschießen und dann unterzutauchen. Debra hat mir dafür Woppel-Punkte versprochen, jede Menge sogar, und ihr Team wollte mitziehen. Ich erhoffte mir davon, dass es mich meinem Ziel um viele Monate näher bringen würde. Du weißt ja, das war alles, was ich damals im Kopf hatte.«
    »Ich erinnere mich.« Der Geruch von Rejuvenierung und Verzweiflung in unserer kleinen Hütte. Und Dan, der meine Ermordung ausheckte.
    »Wir haben es geplant, danach hat Debra sich aus einem Backup reanimieren lassen – und sich an den Plan nicht mehr erinnert, nur noch an die Woppel-Punkte für mich.«
    »Verstehe«, sagte ich. Eine buchstäblich todsichere Sache: Plan einen Mord, dann bring dich selbst um und lass dich aus dem Backup reanimieren, das du vor diesem Mordkomplott angelegt hast. Wie oft hatte Debra schreckliche Dinge angerichtet und die Erinnerung daran auf diese Weise gelöscht?

    »Genau so war’s«, bekräftigte er. »Ich schäme mich, es zu sagen, aber wir haben es getan. Ich kann es auch beweisen – ich hab mein Backup gespeichert, außerdem kann Jeanine es bestätigen.« Er leerte sein Bier. »Ja, ich werd’s machen. Morgen. Ich sag’s Lil und ihren Leuten, Kim und ihren Freunden, dem ganzen Ad-hoc. Ein Abschiedsgeschenk von einem beschissenen Freund.«
    Meine Kehle wurde trocken und zog sich zusammen. Ich trank noch einen Schluck Bier. »Du hast es die ganze Zeit gewusst«, sagte ich. »Du hättest es die ganze Zeit beweisen können.«
    Er nickte. »Das ist richtig.«
    »Und hast mich …« Ich suchte nach den richtigen Worten. »Und hast zugelassen, dass ich …« Sie wollten mir nicht einfallen.
    »Stimmt.«
    Die ganze Zeit . Lil und er, die auf meiner Veranda standen und mir sagten, ich bräuchte Hilfe. Doktor Pete, der mir mitteilte, ich müsse mich aus dem Backup reanimieren lassen. Während ich mich hartnäckig geweigert hatte, weil ich das letzte Jahr mit Dan nicht verlieren wollte.
    »Ich hab im Laufe meines Lebens schon einigen Mist gebaut«, sagte er. »Aber das war das Schlimmste. Du hast mir geholfen – und ich hab dich verraten. Ich bin wirklich froh, dass ich nicht an Gott glaube, denn dann hätte ich vor dem, was ich tun muss, noch mehr Angst.«

    Dan würde sich in zwei Tagen umbringen. Mein Freund und mein Mörder. »Dan«, krächzte ich. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Dan, der sich um mich gekümmert, der mir geholfen, der zu mir gestanden und die ganze Zeit seine schreckliche Schande mit sich herumgetragen hatte. Bereit, zu sterben, mit reinem Gewissen zu gehen. »Ich vergebe dir«, sagte ich. Und ich meinte es ernst.
    Er stand auf.
    »Wo gehst du hin?«, fragte ich.
    »Ich muss Jeanine finden, das Mädchen, das den Abzug betätigt hat.
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