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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman
Autoren: Heyne
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«
    »Keinen zusätzlichen Gehirnschaden«, erklärte Doktor Pete, als er in mein Sichtfeld schwebte. Er hatte wieder seine Miene professioneller Nüchternheit aufgesetzt, und ich war selbst überrascht, wie sehr es mich beruhigte.
    Er scheuchte Dan weg und setzte sich auf dessen Stuhl. Nachdem Dan das Zimmer verlassen hatte, leuchtete er mir mit einer Lampe in die Augen, warf einen Blick in meine Ohren und lehnte sich zurück, um mich nachdenklich zu betrachten. »Nun, Julius, was genau ist das Problem? Wir können Ihnen eine tödliche Injektion verabreichen, wenn Sie das wollen, aber sich in der Lagune der Sieben Meere zu ertränken, ist einfach kein guter Stil. Wollen wir in der Zwischenzeit darüber reden?«
    Ein Teil von mir hätte ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt. Ich hatte versucht, darüber zu reden, und er hatte mich zum Teufel geschickt, und auf einmal überlegte er es sich anders? Aber ich wollte wirklich reden.
    »Ich wollte nicht sterben«, erklärte ich.

    »Ach nein? Die Tatsachen sprechen für das Gegenteil.«
    »Ich hab nicht versucht, mich umzubringen«, protestierte ich. »Ich hab versucht…« Was? Ich hatte versucht … mich zu entziehen . Hatte die Wiederbelebung gewollt, ohne mich bewusst dazu entschließen und das letzte Jahr im Leben meines besten Freundes dafür opfern zu müssen. Hatte versucht, mich aus der stinkenden Grube, in die ich versunken war, zu befreien, ohne Dan gleich mit wegzuspülen. Das war’s, mehr nicht.
    »Ich hab nicht nachgedacht – ich hab nur gehandelt. Es war ein Aussetzer oder so was. Bedeutet das vielleicht, dass ich irre bin?«
    »Oh, vermutlich schon«, erwiderte Doktor Pete kurz angebunden. »Aber wenn wir uns hier schon den Kopf zerbrechen, nehmen wir uns wohl besser eine Sache nach der anderen vor. Sie können sterben, wenn Sie wollen, das ist Ihr gutes Recht. Mir wär’s allerdings lieber, wenn Sie weiterleben, falls Sie meine Meinung hören wollen, und ich bezweifle – Woppel hin oder her –, dass ich der Einzige bin, der es so sieht. Falls Sie weiterleben wollen, möchte ich gern aufzeichnen, dass Sie es auch so gesagt haben, nur für alle Fälle. Wir haben ein Backup von Ihnen gespeichert, und es würde mir überhaupt nicht gefallen, wenn ich es löschen müsste.«
    »Ja«, sagte ich. »Ja, ich würde mich gern wiederherstellen
lassen, wenn das die einzige Möglichkeitist. « Es entsprach der Wahrheit. Ich wollte nicht sterben.
    »Na prima«, erwiderte Doktor Pete. »Ich habe Ihre Aussage eben aufgezeichnet und bin sehr zufrieden damit. Also, zur nächsten Frage: Sind Sie irre? Wahrscheinlich schon, zumindest ein bisschen. Aber das kriegen wir mit ein wenig Betreuung und Erholung schon wieder hin, wenn Sie mich fragen. Ich kann Sie bestimmt irgendwo unterbringen, wenn Sie möchten.«
    »Noch nicht«, sagte ich. »Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber ich muss vorher noch etwas erledigen. «
     
    Dan brachte mich zurück aufs Zimmer, half mir ins Bett und drückte mir ein MediPatch mit einem Schlafmittel auf, das mich für den Rest des Tages außer Gefecht setzte. Als ich aufwachte, stand der Mond über der Lagune der Sieben Meere und von der Einschienenbahn war nichts mehr zu hören.
    Ich stellte mich eine Weile auf die Veranda und dachte über all die Dinge nach, die mir dieser Ort seit mehr als einem Jahrhundert bedeutet hatte: Glück, Sicherheit, Leistungsfähigkeit, Fantasie. All das war verschwunden. Zeit zu gehen. Vielleicht zurück in den Weltraum, um Zed zu suchen und herauszufinden, ob ich sie noch einmal glücklich
machen konnte. Egal wo, nur nicht hier. Wenn Dan erst tot war – mein Gott, allmählich wurde mir klar, was das bedeutete –, konnte ich zum Cape runterfahren und von dort aus starten.
    »Was geht dir durch den Kopf?«, fragte Dan, der so plötzlich hinter mir stand, dass ich zusammenschrak. Er trug nur seine Boxershorts, so dass zu sehen war, wie mager, feingliedrig und dicht behaart sein Körper war.
    »Ich überlege, ob ich weiterziehen soll«, sagte ich.
    Er kicherte. »Darüber hab ich auch schon nachgedacht. «
    Ich lächelte. »Nein, ich meine es anders. Einfach irgendwohin ziehen und neu anfangen. Abstand zu dem hier gewinnen.«
    »Wirst du dich aus dem Backup rekonstruieren lassen?«
    Ich wandte den Blick ab. »Nein, ich glaube nicht.«
    »Es mag mich ja nichts angehen, aber warum denn nicht, verdammt noch mal? Himmel, Julius, wovor hast du Angst?«
    »Das hörst du dir besser nicht an.«
    »Das kann ich schon
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