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Baby-Bingo

Baby-Bingo

Titel: Baby-Bingo
Autoren: Carla und Martin Moretti
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wann dann? Für ein paar Monate in New York arbeiten? Warum nicht? Oder lieber ein Leben auf dem Land? Ja! In Gedanken sehe ich mich schon den Pferdestall ausmisten, während unsere drei Hunde um mich herumspringen.
    Es gibt Statistiken, die beweisen, dass Paare mit Kind nicht glücklicher sind als Paare ohne Kind. Ganz im Gegenteil: Paare ohne Kinder sollen sogar die bessere Glücksbilanz im Leben haben als Mamis und Papis. Denn die Sorgen und Belastungen, die man mit Kindern hat, scheinen die Glückserlebnisse durch Kinder zu neutralisieren.
    Und ich bin glücklich mit Martin. Denn all unsere Erfahrungen der letzten zwei Jahre hatten auch etwas Gutes. Wir sind noch näher zusammengewachsen. Und wir wissen, dass wir uns lieben. Auch ohne Kind. Wir haben bereits ein ausgefülltes Leben.
    Ein Baby wäre wie die Zuckerkirsche auf der Sahnetorte. Es würde unser Leben versüßen. Aber schmeckt eine Sahnetorte nicht auch ohne Zuckerkirsche?
    Meine Erfahrungen mit unserem Babywunsch haben mich demütiger gemacht. Das hört sich vielleicht merkwürdig an, aber früher hatte ich oft das Gefühl, dass mir im Leben vieles zufliegt. Ich war zwar eine Spätzünderin, aber auch ein Glücks kind. Früher oder später bekam ich immer das, was ich wollte. Die letzten beiden Jahre haben mir gezeigt, dass ich vielleicht doch nicht alles bekomme, was ich mir wünsche. Dass ich aber auch schon vieles habe, wofür ich dankbar sein kann: einen liebevollen Mann, eine Freundin, die sich in Krisenzeiten bewährt hat, eine Mutter, die sich als offener erwiesen hat als erwartet, und einen Job, der mich ausfüllt. Ich meine, wer sagt, dass man das volle Programm im Leben haben muss?
    Mir wird langsam kalt hier draußen. Ich wickle mich fester in meinen Pashmina, den ich mir aus Indien mitgebracht habe, und will gerade aufstehen, als ich eine Stimme höre.
    » Ciao, Carla, come stai ? Ich wusste gar nicht, dass ihr da seid.«
    Antonio, der Nachbar, steht vor mir. Ein grauhaariger Italiener mit lieben Knopfaugen, der einen großen braunen Hund neben sich an der Leine führt. Marie und ich, wir waren früher oft bei ihm und seiner Frau Giulia. Vor allem dann, wenn gerade mal wieder einer seiner vielen Hunde Welpen bekommen hatte.
    »Ciao, Antonio! Marie und ihre Eltern sind nicht da. Ich bin mit Martin hier, meinem Mann. Wie geht es Giulia?«
    »Ah, alles gut, grazie . Wollt ihr uns nicht mal wieder besuchen kommen? Unsere Luna hat gerade Junge bekommen.« Er lacht mich an. Ob er sich noch daran erinnert? Sofort fühle ich mich wieder wie mit zwölf, als ich mit Marie stundenlang mit den Hundebabys spielte und wir sie heimlich im Koffer zurück nach Deutschland transportieren wollten. Was Maries Eltern leider immer vorher auffiel und zu riesigen Dramen führte.
    Ich überlege kurz. Heute ist mein Geburtstag. Ich bin keine zwölf, sondern 40. Und es gibt hier auch niemanden mehr, der mir verbieten könnte, einen Hund mit nach Deutschland zu nehmen. Irgendeinen Vorteil muss es ja haben, erwachsen zu sein.
    Es ist Liebe auf den ersten Blick. Zwei große Augen schauen mich neugierig an. Sie heißt Stella und ist zwölf Wochen alt.
    Als Giulia hört, dass ich Geburtstag habe, drückt sie mich wie eine italienische Mama an sich und hält mir Stella auf ihren großen Händen entgegen.
    » Tanti auguri , Carla. Herzlichen Glückwunsch! Für dich, ein Geschenk.«
    Und diesmal nehme ich das Hundebaby.
    Manche Träume muss man sich rechtzeitig erfüllen. Das habe ich in den letzten beiden Jahren gelernt.

Martin
    Der Lichtstrahl
    Ich bin auf dem Rückweg von Salzburg, wo ich bei den Festspielen Interviews geführt habe. Doch wie ich in den Verkehrsnachrichten höre, ist die Autobahn wieder mal total überlastet. Spontan entscheide ich mich, die Landstraße zu nehmen. Auch wenn es letztlich vielleicht länger dauert. Die indische Gelassenheit steckt noch in mir.
    Zudem kann ich nun alles etwas lockerer angehen. Denn vor vier Wochen, kurz nachdem wir aus Indien zurückgekom men waren, habe ich meinen Job gekündigt. Ja, in knapp zwei Monaten läuft mein Vertrag aus.
    Ich werde künftig als freier Journalist arbeiten, werde unabhängiger sein, werde hoffentlich wieder mehr das tun können, was mir wirklich Spaß macht. Ein erster Versuch, zumindest einen Teil meiner Träume zu realisieren und wieder aufrechter gehen zu lernen. Ganz so, wie es mir Maharaj Nanak geraten hat.
    Mein Leben hat in den vergangenen Jahren eine Eigendynamik entwickelt, der ich mich
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