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Baby-Bingo

Baby-Bingo

Titel: Baby-Bingo
Autoren: Carla und Martin Moretti
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auch handfeste Hilfe. So zum Beispiel ein edles Massageöl und dazu das Buch »Fruchtbarkeitsmassagen«. Die Anwendung endete allerdings damit, dass ich statt Carlas Eierstöcke anzuregen ihre Lachmuskeln aktivierte. Ich massierte zielgenau die kitzeligsten Stellen ihres Unterleibs. Die Massageanleitung landete vorerst auf einem von Carlas neuen Lektürestapeln neben dem Bett, in enger Nachbarschaft zu Büchern wie »Wünsche ans Universum« oder »Die Kraft der Gedanken – Visualisierung leicht gemacht«.
    Ich dachte eigentlich, die experimentelle Phase würde sich schon dem Ende zuneigen, als Carla mich total überraschte.
    »Erinnerst du dich«, fragte sie, »du hast mir damals an meinem 38. Geburtstag in San Gimignano versprochen, dass du alles tun würdest, damit sich unser Kinderwunsch erfüllt. Wirklich alles.«
    »Wird schon stimmen, wenn du es sagst. Du hast eindeutig das bessere Gedächtnis«, sagte ich.
    »Ich hätte da nämlich noch eine Idee. Aber ich muss dich gleich vorwarnen, sie wird dir ziemlich durchgeknallt vorkommen.«
    Und dann erzählt sie mir von einem Guru in Indien, der dort wohl sehr bekannt ist. Er soll sensationelle Fähigkeiten haben und damit indische Regierungsmitglieder geheilt sowie Bollywood-Schauspielerinnen zu Kindern verholfen haben. Das sagt zumindest ein Medizinprofessor und Herzspezialist, mit dem Maries Vater eng befreundet ist. Von ihr kommt auch der Tipp. Der Professor zumindest scheint hochseriös zu sein, eine Koryphäe. Er hält Vorträge in der ganzen Welt. Auch in Indien, wo er vor drei Jahren am Rande eines Kongresses auf den Wunderdoktor mit dem Namen Maharaj Nanak traf. Der alte Herr diagnostizierte bei ihm zielsicher und nur durch einige Sekunden Blickkontakt einen Nierenstein. Eineinhalb Wochen später machte dieser sich wirklich in Form einer schweren Kolik beim Professor bemerkbar. Seitdem ist er ein großer Fan von Maharaj Nanak und hat schon viele Freunde zu ihm geschickt. Den meisten konnte der Guru helfen.
    »Martin, ich weiß, es klingt verrückt und nach einer Ver zweiflungsaktion. Aber lass uns nach Indien fliegen, sagt Carla. »Bitte! Ich habe ein gutes Gefühl. Es ist sicher kein Zufall, dass Maries Vater ihr genau jetzt von dem Guru erzählt hat. Ich glaube ans Schicksal! Das ist genau das, was wir jetzt tun müssen.«
    Ich überlege, wie wohl mein Chef reagiert, wenn ich ein wei teres Mal kurzfristig Urlaub beantrage. Im Moment ist die Lage in der Redaktion ziemlich angespannt. Drei Kollegen wurde überraschend gekündigt, ihre Arbeit umverteilt, wodurch für alle der Stress nochmals gestiegen ist. Es ist strategisch sicher nicht clever, im Moment die Freizeitgestaltung in den Vordergrund zu stellen. Und dann ist da auch noch die finanzielle Seite. So eine Indienreise ist sicher nicht ganz günstig.
    »Meine Mutter hat mir doch zu unserer Hochzeit 5000 Euro geschenkt«, sagt Carla, als könnte sie meine Gedanken lesen. »Für eine sinnvolle Anschaffung, wie sie damals sagte. Ich hab das Geld bisher nicht angerührt. Aber was gibt es für eine sinnvollere Anschaffung als ein Baby?«
    Ein Argument, dem man nicht widersprechen kann.
    »Und wie hat man sich das vorzustellen? Muss ich dort in einen Ashram oder so«, frage ich, »und täglich drei Stunden meditieren, gruppendynamische Spielchen machen und vielleicht sogar noch fasten?«
    »Keine Sorge«, sagt Carla, »wir könnten in einem normalen Hotel wohnen. Mit Hotelbar und Fitnesscenter. Also mit allem, was du brauchst. Du musst nur bei der ersten Sitzung bei Maharaj Nanak mit dabei sein. Die dauert eine Stunde.«
    »Sag mal, kann es sein, dass du im Prinzip schon alles ohne mich geplant hast?«
    »So wie du die Malediven. Nur das Wetter in Indien wird hoffentlich besser sein.« Carla lacht.
    Sie ist sich sicher, dass ich zustimmen werde. Was soll ich auch sonst tun?
    Wir stehen in der Ankunftshalle des Flughafens von Neu-Delhi in fünfter Reihe am Gepäckband und warten auf unsere Koffer. Die ersten vier Reihen sind von indischen Großfamilien besetzt, die massenweise Pakete, betagte Riesenkoffer und mit Packpapier umwickelte, undefinierbare Gegenstände vom Rollband holen. Einen Vorteil an der Existenz von Kindern haben wir noch gar nicht bedacht: Pro Person darf auf Flugreisen Freigepäck mit dem Maximalgewicht von 20 Kilo mitgenommen werden. Das gilt auch für Kinder. Vier Kinder, das macht also mal locker 80 Kilo zusätzliches Gepäck.
    Als Dank dafür lassen die indischen Eltern ihre Kleinen
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