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Baby-Bingo

Baby-Bingo

Titel: Baby-Bingo
Autoren: Carla und Martin Moretti
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hat. Ich kenne jede Menge Frauen, die erst mit über 40 Mutter wurden und die Schwangerschaft ganz lässig wegsteckten. Das ist so, als gäbe es eine Altersbegrenzung für Hörgeräte. Gerade las ich im Internet, dass eine Krankenkasse sich weigerte, einem Mann von 94 Jahren ein künstliches Hüftgelenk einzusetzen. Mit der Begründung, er wäre zu alt.
    Nach langem Überlegen entscheiden wir uns dann doch für eine IVF-Behandlung bei meiner Ärztin, Frau Doktor Steinberger. Die angeblichen Vorteile, die IVF im Ausland durchzuführen, überzeugen uns nicht. Frau Doktor Steinberger kennt mich und meinen Körper, und wir vertrauen ihr.
    Es fängt alles ganz harmlos an. Mit einem Nasenspray, das ich zweimal täglich nehmen soll. Das darin enthaltene Hormon blockiert die natürliche Regulation meiner Eierstöcke und verhindert damit einen vorzeitigen Eisprung. Downregulation nennt man das. Mein Hormonhaushalt wird also einmal komplett runtergefahren, um die für die IVF-Behandlung notwendige Stimulation der Eizellen besser steuern zu können. Außer dass ich seit Tagen den Geruch von Essig in der Nase habe, vertrage ich das Spray gut.
    Zwei Wochen später sitze ich auf unserem Bett – und habe ein Déjà-vu. Insgeheim hatte ich ja immer gehofft, dass sich unsere Begegnung auf ein einmaliges Treffen beschränken würde. Aber da ist sie wieder. Die Spritze. Na ja, ich versuche, es positiv zu sehen. Immerhin weiß ich jetzt schon, wie’s funktioniert. Und auch, dass ich diesmal auf meine tägliche Beloh nung mit Häagen-Dazs-Eis und Dallmayr-Pralinen verzichten werde. Der Spaß hat mir das letzte Mal vier Kilo Übergewicht beschert.
    Ich bereite die Spritze vor und steche zu. Schnell und ohne hinzusehen. Das ist mein neuer Trick. Augen zu und durch. Die ersten Male hatte ich beim Anblick des Pens in meinem Bauch solche Panikgefühle, dass ich die Nadel viel zu hektisch wieder herauszog. Was dazu führte, dass es blutete.
    Ich drücke gerade den Alkoholtupfer auf meinen Bauch, als mein Handy klingelt. Es ist Martin.
    »Und, Doktor Carla? Hast du’s schon hinter dir?«
    Ich bin erstaunt. Martin hat sich doch sonst nie dafür interessiert, wann ich mir die Hormone spritzen musste. Außerdem ist er gerade für ein Interview in Berlin.
    »Haben wir jetzt Überwachungskameras in unserer Wohnung, oder woher weißt du das?«
    Martin lacht. »Du hast mir gestern erzählt, dass es heute Abend wieder losgeht mit der Spritzerei. Und ich hab’s mir gemerkt.«
    Ich bin beeindruckt. Das ist ja mal ganz was Neues. Martin hört mir genau zu, wenn ich was erzähle! Und merkt es sich auch noch.
    »Amore, ich muss los. Die anderen warten schon. Schau mal ins Tiefkühlfach, da ist eine Überraschung für dich.« Er legt auf.
    Neugierig gehe ich in die Küche und öffne den Eisschrank. Und da steht sie: eine große Packung Häagen-Dazs-Eis. Straw berry Cream, meine Lieblingssorte. Ich bin gerührt. Das ist wirklich süß von Martin. Wie war das noch mal mit der Belohnung? Na ja, eine winzige Portion ist okay. Ich hole die Packung raus. Und sehe, dass er auf die Schachtel ein großes rotes Herz gemalt hat. Darunter steht: Diesmal klappt’s ganz sicher! Ich liebe Dich.
    Die Ultraschalluntersuchung zwölf Tage später ergibt, dass meine Eizellen inzwischen reif genug sind, um den Eisprung auszulösen. Zusätzlich wird mir Blut abgenommen, um meine Hormonwerte zu bestimmen. Erst wenn diese Ergebnisse vorliegen, werde ich telefonisch erfahren, wann ich mir die Spritze zur Auslösung des Eisprungs setzen soll und wann die Eizellentnahme stattfinden kann. Am späten Nachmittag klingelt endlich das Telefon.
    »Frau Moretti, hier ist Frau Schmidt von der Praxis Doktor Steinberger. Bitte setzen Sie sich heute Abend die Auslösungs spritze. Und dann kommen Sie am Donnerstag um neun Uhr nüchtern zu uns. Ihren Mann bringen Sie bitte mit. Ich denke, es ist sinnvoller, die Samenprobe direkt bei uns in der Praxis zu gewinnen.«
    Ich muss grinsen. Höre ich da einen gewissen Unterton? Die Aktion mit der Wärmflasche scheint bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen zu haben.
    Aber meine Güte, das hätte ich fast vergessen. Am Donnerstag ist ja auch Martins Einsatz gefragt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Hormone nicht nur die Funktion meiner Eierstöcke, sondern auch die meiner Gehirnzellen beeinflusst haben. Ich bin vergesslicher geworden.
    Ich wähle Martins Nummer. Doch gerade in diesem Moment kommt Coco, unsere neue Praktikantin in mein Büro.
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