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Babson, Marian

Babson, Marian

Titel: Babson, Marian
Autoren: Die Katze mit den sieben Leben
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Loch. In dem verbliebenen Wasser
unterhalb des Lochs schossen nervös Neonfische zwischen Scherben hin und her,
die wie die Spitzen von Eisbergen wirkten.
    »Tja...«,
setzte Macho dem Schweigen ein Ende. » Dafür kann er den Katzen nicht die
Schuld geben.«
    »Das muss
schon vor Stunden passiert sein.« Lorinda erholte sich vom ersten Schock.
»Vielleicht sogar irgendwann in der Nacht. Sonst wäre das Wasser nicht bereits
vollständig vom Teppich aufgesogen worden.« Ihr fiel auf, dass etwas Wasser aus
dem Aquarium lief, da die Pumpe nach wie vor arbeitete, die die Tiere mit
Frischwasser versorgte. Außer dem leisen Plätschern war aber noch ein anderes
Geräusch zu hören, dessen Ursprung sie im ersten Moment nicht bestimmen konnte.
    »O Gott!«,
rief Freddie aus, die den Verursacher dieses Geräuschs als Erste ausmachte. Am
anderen Ende des Arbeitszimmers stand Dorians Schreibtisch so, dass er selbst dahinter
mit dem Rücken zur Wand sitzen konnte und über dem Raum thronte. Und da ... saß
er auch, etwas in sich zusammengesunken, und beobachtete sie mit halb
geschlossenen Augen.
    »Dorian! Wir
dachten nicht, dass du hier bist.« Nein, das konnte
falsch ankommen, also korrigierte sich Lorinda hastig: »Ich
wollte sagen, wir dachten, du wärst mit dem ersten Zug
nach London gefahren ...« Nein, das klang ja noch
verkehrter. »Was ich meinte ...«
    »Tut uns leid,
alter Junge«, entschuldigte sich Macho. »Wir wären auf keinen Fall ins Haus
gekommen, wenn wir gewusst hätten, dass du ...«
    »Gug ...«,
sagte Dorian leise. Er schien aufstehen zu wollen. »G... g... gug ...«
Plötzlich kippte er nach vorn und landete mit dem Gesicht auf dem Schreibtisch.
    Dabei fiel
ihnen auf, dass sein Hinterkopf mit etwas Dunkelrotem verschmiert war.
    Erst Stunden
später konnten sie nach Hause zurückkehren. Erst mussten sie auf den
Rettungswagen und die Polizei warten, wobei sie peinlich genau darauf achteten,
bloß nichts anzufassen, um keine Spuren zu verwischen. Die einzige Ausnahme
bildete Freddie, die den platt getretenen Fisch von ihrer Schuhsohle abwischte
und in den Papierkorb warf. (Das machte später eine Erklärung erforderlich, als
ein Polizist in den Papierkorb schaute und glaubte, einen wichtigen Hinweis auf
den Täter gefunden zu haben.)
    Als sie
endlich den Heimweg antraten, war über Brimful Coffers schon wieder die Nacht
hereingebrochen. In Freddies Auto waren sie dem Rettungswagen zum Krankenhaus
hinterhergefahren, wo sie nervös warteten, während an Dorian eine Notoperation
vorgenommen wurde. Als klar war, dass er alles gut überstanden und man ihn auf
die Intensivstation verlegt hatte, informierten sie seine Schwester und
genehmigten sich eine Kleinigkeit zu essen, ohne wirklich etwas von dem zu
schmecken, was auf den Tellern lag. Und jetzt waren sie zurück in Brimful
Coffers, wo auf jeden von ihnen ein leeres, in Finsternis getauchtes Haus
wartete.
    »Ich möchte
nur noch ins Bett fallen und eine Woche durchschlafen«, erklärte Freddie, nachdem
sie angehalten und den Kopf für ein paar Augenblick auf das Lenkrad gelegt
hatte.
    »Du weißt ja,
dass du versprochen hast ...«, begann Macho.
    »Dass ich
versprochen habe, morgen Dorians Schwester vom Bahnhof abzuholen und ins
Krankenhaus zu fahren«, sagte sie. »Ja, ja, ich weiß. Ich und meine große
Klappe.«
    »Morgen früh
wirst du dich wieder besser fühlen«, sprach Lorinda ihr Mut zu und öffnete die
Wagentür. Ins Bett zu fällen hörte sich mit einem Mal nach einer sehr
verlockenden Idee an. Sie fühlte sich so kraftlos, dass sie nicht wusste, ob
sie noch genug Energie besaß, um sich für die Nacht umzuziehen.
    »Darauf würde
ich nicht wetten.« Freddie zog den Zündschlüssel ab und öffnete die Fahrertür.
Beim Blick nach draußen schauderte ihr. »Wenigstens sind wir wieder zurück,
bevor der richtig dichte Nebel kommt. Das wird eine ungemütliche Nacht werden.«
    »Ich hoffe,
Dorian übersteht die Nacht.« Lorinda stieg aus und bemerkte eine Bewegung im
Dunst.
    »Er ist ein
ziemlich zäher Bursche«, sagte Macho. »Und der Arzt war vorsichtig
optimistisch, wie ich es mal bezeichnen würde. Aber er kann von Glück reden,
dass wir ihn noch rechtzeitig gefunden haben.«
    »Diebische
Katzen haben auch etwas Gutes«, meinte Freddie ironisch. »Wenn die nicht die
toten Fische stibitzt hätten ... apropos diebische Katzen.«
    Die Konturen
von drei Katzen schälten sich aus der Dunkelheit. Sie bedachten ihre Besitzer
mit vorwurfsvollen
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