Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babson, Marian

Babson, Marian

Titel: Babson, Marian
Autoren: Die Katze mit den sieben Leben
Vom Netzwerk:
hastig aufgestanden war.
    »Ah, ja.«
Gelassen beobachtete Macho die Szene. »Ein sehr schönes Bild. Macho Magee, wie
üblich betrunken, zielt mit einer Flasche nach der Lampe, vermutlich um die
rosa Elefanten zu treffen, die dahinter lauern, dann steht er auf, dabei kippt
der Stuhl um, und er wankt durch den stockfinsteren Flur nach oben ins
Schlafzimmer.«
    »Sollen wir
nach oben gehen und sehen, was ihn dort erwartet hat?«
    Sie mussten
nicht erst nach oben gehen. Mit einer Taschenlampe beleuchtete Macho die
Stufen, bis am Kopf der Treppe der Lichtstrahl von etwas reflektiert wurde, das
dort nichts zu suchen hatte.
    »Ja, genau«,
sagte Macho. »Sehr gut gemacht.« Ein dünner Nylonfaden war in Knöchelhöhe quer
über die Treppe gespannt worden. »Der betrunkene Macho gerät am Kopf der Treppe
ins Straucheln, verliert das Gleichgewicht und fliegt die Treppe runter. Wenn
der Sturz ihn nicht umbringt, dann erledigt das jemand anders, der herkommt, um
die Schnur zu entfernen. Eine weitere Flasche Tequila wird auf seinem Körper
verteilt und ihm in die Hand gedrückt, und falls er noch lebt und etwas
schlucken kann, wird ihm so viel Tequila eingetrichtert wie möglich.«
    »Hör auf!«,
rief Freddie erstickt.
    »Es besteht da
eine gewisse bewundernswerte Symmetrie«, fuhr Macho leidenschaftslos fort. »Es
erinnert an den Tod von Plantagenet Sutton. Noch ein Trinker fällt buchstäblich
der Flasche zum Opfer. Und man beachte die Parallele zwischen Dorians
Arbeitszimmer und Machos Küche: zerschlagenes Glas, ausgelaufene Flüssigkeit.
Mich würde es nicht überraschen, wenn ein paar Spuren auftauchen, die auf Macho
hindeuten und unterstellen, er habe bei einem seiner unkontrollierbaren
Wutausbrüche die Morde begangen.«
    »Dorian ist
noch nicht tot«, betonte Lorinda. »Er hat noch eine Chance, weil wir ihn
möglicherweise früh genug gefunden haben.«
    »Ja, und das
bringt die Pläne unseres Unbekannten gehörig durcheinander. Und alles nur, weil
ihm drei nichtsahnende Katzen einen Strich durch die Rechnung gemacht haben.
Damit hatte niemand rechnen können.« Macho machte einen Schritt nach vorn.
    »Nein, nicht!«
Lorinda hielt ihn fest, wobei ihr fast Hätt-ich´s aus dem Arm gerutscht wäre.
»Geh da nicht rauf. Du weißt nicht, welche anderen Fallen dort noch lauern.
Lass uns bis zum Morgen warten.«
    »Bis zum
Morgen?« Freddie sah sie skeptisch an. »Und wie sollen wir die Nacht
überstehen? Ich habe keine Lust, allein in meinem Haus zu bleiben, und ihr
solltet das auch nicht tun. Ich finde, wir sollten den Rest der Nacht
zusammenbleiben.«
    »Keine
schlechte Idee«, fand Lorinda. »Da ich als Einzige genügend Zimmer zur
Verfugung habe, gehen wir zu mir. Ich schlage vor, ihr seid meine Gäste.«
    »Eine verdammt
gute Idee«, erklärte Macho. »Wir sind dabei!« Er ging zur Haustür.
    »Willst du
nicht deinen Schlafanzug mitnehmen?«
    »Nein, weil
ich dafür nämlich nach oben gehen müsste, und das ist jetzt nicht der richtige
Zeitpunkt. Und wer von uns wird heute Nacht schon Schlaf finden?« Er setzte ein
schiefes Grinsen auf. »Ihr zwei könnt ja schlafen, aber ich werde Wache
halten.«
    »Ich borge mir
ein Nachthemd von dir aus«, sagte Freddie zu Lorinda. »Zu mir nach Hause gehe
ich jetzt garantiert nicht. Vorhin konnte ich sehen, wie sich bei meinen
Nachbarn die Vorhänge bewegten. Die Schakale warten nur darauf, sich auf mich
zu stürzen, sobald ich da auftauche.«
    Der Nebel war
bereits dichter geworden, als sie Machos Haus verließen und über den Rasen gingen.
In einer Stunde würde man in dieser Suppe nicht mehr die Hand vor Augen sehen
können.
    Einen Moment
hielt Lorinda den Atem an, aber ihr Flurlicht ließ sich anknipsen. Alles sah
noch so aus, wie sie es zurückgelassen hatte.
    Nur die Katzen
merkten, dass etwas nicht stimmte. Hätt-ich's spitzte die Ohren, Bloß-gewusst
strampelte in Freddies Armen, und Roscoe war diesmal nicht der Einzige, der
knurrte.
    »Wer ist da?«,
rief Lorinda.
    Stille.
Tödliche Stille? Sie konnten sich nicht sicher sein. Womöglich reagierten die
Katzen nur auf etwas, das längst passiert war. Eine Falle, die nur darauf
wartete, zuschnappen zu können, während der Mörder sich anderswo aufhielt und
sich um ein Alibi kümmerte.
    Die Lampe im
Wohnzimmer funktionierte ebenfalls, als Lorinda den Lichtschalter umlegte.
Alles sah aus wie immer ... und es schien keine Gefahr zu drohen.
    »Hier rein
...« Sie ging voran, die Katzen bildeten die Nachhut und machten keinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher