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Babson, Marian

Babson, Marian

Titel: Babson, Marian
Autoren: Die Katze mit den sieben Leben
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Weinhändler scherten sich nicht darum (von den
gelegentlichen Vorschlägen abgesehen, die Karaffe doch durch eine Flasche zu
ersetzen), während die Gemeinschaft der Krimiautoren zutiefst entsetzt
reagierte.
    »Kann so etwas
wahr sein?«, hatte sich Fredericka Carlson beklagt. »Warum können wir nicht
jemanden erwischen, der im betrunkenen Zustand lieb und freundlich wird,
anstatt Gift und Galle zu verspritzen?«
    Andere ließen
— natürlich völlig inoffiziell — verlauten, die vernichtende Dampfwalze sei in
Gang gekommen, als Plantagenet Sutton erkannte, dass eine gute Weinkritik ihm
schon mal eine Kiste Wein einbrachte, eine gute Buchkritik dagegen überhaupt
nichts. Seine Äußerungen waren von Buch zu Buch gehässiger geworden, jedes
Urteil war vernichtend und von Spott über den Autor begleitet.
    »Wir können
wohl nicht darauf hoffen, dass er in den Ruhestand geht, oder?«, fragte
Lorinda.
    »Nicht,
solange er noch ein Weinglas an seine Lippen heben kann.«
    »Na ja.«
Lorinda versuchte, es in einem positiven Licht zu sehen. »In Coffers Court wird
nur vermietet. Keiner hat eine Wohnung gekauft. Vielleicht werden sie nicht
lange hierbleiben.«
    »Wir können
nur alles daransetzen, dass sie das nicht tun.« Macho verzog den Mund zu einem
gehässigen Grinsen.
    »Das können
wir doch nicht machen ...«, gab Lorinda unschlüssig zurück.
    »Vielleicht
kannst du das nicht.« Auch wenn es nicht vor-
    stellbar
gewesen war, nahm sein Lächeln einen noch gemeineren Zug an. »Aber möchtest du
darauf wetten, wie viel Nachsicht Rhylla Montague an den Tag legen wird? Sie
hat drei Tage im Bett verbracht, nachdem sie erleben musste, wie ihr letztes
Werk von Gemma zerstückelt worden war. Und dann hatte Sutton in seiner
unendlichen Faulheit nur diese gekürzte Version gelesen und das Buch in der
Luft zerrissen. Und jetzt wohnen sie alle unter einem Dach.«
    Das Telefon
klingelte und bewahrte Lorinda vor einer Erwiderung. Erleichtert stand sie auf
und durchquerte das Wohnzimmer, wobei sie fast über Roscoe gestolpert wäre. Der
war ins Zimmer zurückgekehrt, um ja nichts zu verpassen.
    »Lorinda, hast
du schon gehört?«, drang Fredericka Carlsons ungewöhnlich schrille Stimme aus
dem Hörer. »Ich kann es nicht fassen! Was haben wir bloß getan, dass wir so
gestraft werden?«
    »Ganz ruhig,
Freddie«, entgegnete Lorinda. »Macho ist hier, er hat es mir gerade erzählt.
Komm doch auf einen Drink rüber zu mir.«
    »Den Drink
werden wir dringend nötig haben! Grauen zu meiner Rechten, Grauen zu meiner
Linken. Ich weiß nicht, warum ich eigentlich hergezogen bin! Ich bin gleich bei
euch.« Freddie knallte den Hörer auf, und es schien, als seien nur ein paar
Sekunden vergangen, da stand sie schon vor der Tür.
    »Die werden
sich gegenseitig umbringen, das sage ich euch«, verkündete sie. »Das ist nur
eine Frage der Zeit, und wenn es so weit ist, möchte ich lieber nicht da sein.«
    »Du willst uns
nur aufheitern«, gab Macho zurück. »Die beiden sind dicke Freunde. Lorinda und
ich sprachen gerade eben darüber, dass Gemma ihm von der freien Wohnung in
Coffers Court erzählt haben muss.«
    »Die meine ich
doch gar nicht.« Sie warf Macho einen vernichtenden Blick zu und ließ sich in
den Sessel fallen, in
    dem eben noch
Lorinda gesessen hatte. Sofort begann sie reflexartig, die beiden Katzen zu
streicheln. »Das wäre nun wirklich zu schön, um wahr zu sein! Ich rede von meinen
Nachbarn, denen die andere Hälfte des Hauses gehört. Ich hätte mich von Dorian
niemals zu dieser Doppelhaushälfte überreden lassen sollen. >Das sind
Amerikaner«, hatte er gesagt. >Die sind im Jahr drei oder vier Monate hier, allerhöchstens
ein halbes Jahr. Das ist so, als hättest du das ganze Haus für dich allein. Nur
ist es so unglaublich viel billiger als ein einzelnes Haus.< Ha!, sage ich
nur. Ha!«
    Hätt-ich's und
Bloß-gewusst richteten ihr beruhigendes Schnurren nun auf sie. Roscoe kam zu
ihr und scheuerte sich an ihren Beinen. Als ein streunender Mensch, an dem
keine Katze Eigentum angemeldet hatte, der aber stets bereit war, einem
Vierbeiner Streicheleinheiten und kleine Leckereien zukommen zu lassen, war sie
bei ihnen äußerst beliebt.
    »Oooh ... danke.«
Sie nahm das Glas mit der dunklen bernsteinfarbenen Flüssigkeit entgegen und
zog ihre Schuhe aus, sodass sie Roscoes Nacken mit einem Zeh kraulen konnte.
Allmählich kam sie zur Ruhe.
    »Machen deine
Nachbarn wieder Schwierigkeiten?«, fragte Lorinda und sah Freddie an,
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