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Babson, Marian

Babson, Marian

Titel: Babson, Marian
Autoren: Die Katze mit den sieben Leben
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gelangen.«
    »Das kannst du
laut sagen«, bekräftigte Lorinda. Ihr wurde schon schlecht, wenn sie nur daran
dachte, Hätt-ich´s und Bloß-gewusst könnten sich an Dorians Aquarium
vergreifen.
    »Er ist selbst
kalt wie ein Fisch«, überlegte Macho. »Dorian, meine ich. Ich war ehrlich
erstaunt, als er begann, uns zu überreden, alle ins gleiche Dorf zu ziehen. Er
ist der letzte Mensch, dem ich zugetraut hätte, dass er langfristig im Kreise
seiner Kollegen leben möchte.«
    »Plantagenet!«
Plötzlich wusste Lorinda, wen Macho zuvor gemeint hatte. »Plantagenet Sutton!
Sag mir, dass das nicht wahr ist!«
    »Leider ist es
wahr«, gab er seufzend zurück. »Zu schade. Coffers Court muss mal ein wirklich
respektabler Ort gewesen sein, als da noch eiskalte Bänker residierten, die
Witwen und Waisen um den letzten Penny brachten.«
    »Wie wahr«,
stimmte Lorinda ihm zu.
    Das ehemalige
Bankgebäude war im Geiste typisch spät-viktorianischer Verschwendungssucht
entworfen worden, sodass es mehr wie das Stadthaus eines wohlhabenden
Großgrundbesitzers wirkte und weniger wie ein gewerblich genutztes Bauwerk. Der
Sandstein hatte im Lauf der Jahre durch Wind und Wetter einen goldenen Glanz
angenommen, und vor jedem Fenster stand ein Blumenkasten, der der Jahreszeit
entsprechend bepflanzt war. Da der Architekt seinerzeit schon auf dem neuesten
technischen Stand gewesen war, gab es in der ganz in Marmor gehaltenen
Eingangshalle einen luxuriösen Aufzug mit gepolsterten Sitzbänken und
verspiegelten Wänden. Auf diese Weise konnten reiche Kunden in Luxus schwelgen,
wenn sie von der Etage des Bankdirektors hinunter in den Keller fuhren, um im
Tresor ihre Wertsachen zu deponieren. Den Tresorraum hatte man inzwischen so
umgebaut, dass ein Teil als Hausmeisterwohnung diente, während der andere Teil
in kleinere Kellerräume für die Mieter aufgeteilt worden war.
    Es war ein
wundervolles Bauwerk, das man in ein traumhaftes Wohngebäude verwandelt hatte.
Zu schade, dass es die verkehrten Mieter anzog.
    »Die
Nachbarschaft verkommt immer mehr«, sagte Macho. »Nach Gemma Duquette hätte ich
nicht geglaubt, dass es noch schlimmer kommen könnte, aber das jetzt...«
    »Plantagenet
Sutton«, jammerte Lorinda. »Und du bist dir ganz sicher?«
    »Erdgeschoss,
linke Wohnung.« Macho wusste, wovon er sprach. »Ich habe heute Morgen gesehen,
wie die Möbel reingebracht wurden. Den Ohrensessel und diesen Lampentisch
erkennt jeder sofort wieder. Zumindest jeder, der aus der Branche kommt. Die
sind praktisch sein Markenzeichen.«
    »Das ist
ziemlich eindeutig.« Eigentlich hatte sie ohnehin nicht an Machos Aussage
gezweifelt, immerhin war er ein Experte für Klatsch und Tratsch. Vermutlich
galt das für jeden von ihnen. Stets ein Auge darauf zu haben, was sich im Leben
von Freunden und Nachbarn abspielte, gehörte im weitesten Sinne sozusagen zu
ihrer Arbeit. Denn was war ein Buch mehr als die Schilderung all der kleinen
und großen Dinge des Lebens? Der einzige Unterschied war, dass die Situationen
eindeutiger aufgelöst wurden, als es im wirklichen Leben für gewöhnlich
geschah. Waren sie Autoren geworden, weil sie sich so sehr für Tratsch
interessierten? Oder war ihr Interesse an Klatsch und
    Tratsch erwacht,
nachdem sie mit dem Schreiben begonnen hatten?
    Hätt-ich's und
Bloß-gewusst schlenderten ins Zimmer und legten sich auf je eine Armlehne von
Lorindas Sessel, und sie begann, die beiden gedankenverloren zu streicheln.
Augenblicke später kam auch Roscoe herein und machte es sich auf Machos Schoß
bequem. Ein leises Schnurrkonzert setzte ein, das ihre Unterhaltung untermalte.
Draußen legte sich allmählich die Abenddämmerung über das Dorf. Es war alles so
gemütlich und gesellig ... aber für wie lange noch?
    Plantagenet
Sutton war gekommen, um unter ihnen zu leben. Nichts konnte je wieder so sein,
wie es bislang gewesen war.
    »Vielleicht
gefällt es ihm hier nicht, und er zieht wieder weg«, überlegte sie
hoffnungsvoll.
    »Wir können
unser Bestes versuchen. Aber das Monster hat ein so dickes Fell wie ein
Rhinozeros. Ansonsten hätte er niemals so lange überleben können.«
    »Ich schätze,
wir müssen uns ihm gegenüber wohl oder übel anständig benehmen«, sagte Lorinda.
»Immerhin ist er noch nicht im Ruhestand, nicht wahr? Anders als Gemma
Duquette.«
    »Ja, ihr hat
man die Fangzähne gezogen, aber er hat seine noch und wird nicht zögern,
zuzubeißen, wenn es nötig ist.« Macho kniff die Augen zusammen und grübelte
eine
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