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Babson, Marian

Babson, Marian

Titel: Babson, Marian
Autoren: Die Katze mit den sieben Leben
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Weile. »Vermutlich haben wir es ihr zu verdanken, dass er jetzt hier ist.
Sie muss ihm von unserer aufblühenden Kolonie erzählt haben. Immerhin ist
Brimful Coffers nicht der Ort, an den man als Erstes denkt, wenn man aufs Land
ziehen will.«
    »Da hast du
recht.« Lorinda wünschte, sie hätte nie von diesem Ort gehört. Je mehr Kollegen
und Spießgesellen sich hier häuslich niederließen, umso mehr verlor dieses Dorf
seinen Reiz.
    »Wenn sie
daran schuld ist«, brummte Macho, »ist das eine Sache mehr, mit der sie uns
gegen sich aufbringt.«
    Lorinda
nickte, auch wenn die wichtigste Sache, mit der Gemma Duquette Macho gegen sich
aufgebracht hatte, die Tatsache war, dass sie in ihrem Magazin Woman's Place nie eines seiner Bücher als Fortsetzungsroman abgedruckt hatte. Dabei war
der Zorn derer viel größer, denen diese dubiose Ehre zuteil geworden war. Nur
ein Autor, der erlebt hatte, wie Gemma seine Geschichte in vier bis sechs
wöchentliche Fortsetzungen zerhackte, konnte wirklich beurteilen, welchen Hass
diese Frau auf sich zu lenken in der Lage war. Das galt umso mehr, als dass es
sich bei den Passagen, die aus Platzgründen der Schere zum Opfer fielen,
ausgerechnet um diejenigen handelte, die am besten geschrieben waren und die
wichtigsten Plotelemente enthielten - womit die Auflösung bis zur
Unkenntlichkeit verwässert wurde.
    Stattdessen
wurden alle romantischen oder sexuellen Elemente in den Vordergrund gestellt,
und nur die banalsten Dialoge überlebten das Kürzungsmassaker. Ganze Absätze
gingen zwischen zwei Sätzen verloren, ganze Seiten blieben zwischen zwei
Absätzen auf der Strecke, und überall im Land hörte man die entsetzten Autoren
aufschreien. Doch auch wenn erbitterte Rache geschworen und damit gedroht
wurde, nie wieder einen Text für Woman's Place zur Verfügung zu stellen,
verkaufte dennoch weiterhin jeder, der die Gelegenheit dazu bekam, die Rechte
an das Magazin. Wenn man das Geld erst mal in der Tasche hatte, konnte man
später in der Gesellschaft der anderen Opfer immer noch seine Wunden lecken.
    Und allein
Gemma Duquette trug dafür die Verantwortung. Andere Magazine waren in der Lage,
wesentlich sensibler mit der Vorlage umzugehen und die wichtigsten Figuren und
Handlungsstränge beizubehalten, doch Gemma setzte genau dort mit der Axt an.
    »Wir waren so
froh, als sie in den Ruhestand ging«, erinnerte sich Lorinda. »Wir dachten, wir
würde nie wieder mit ihr zu tun haben. Und jetzt lebt sie mitten unter uns.«
    »Und
Plantagenet Sutton hat sie auch gleich noch mitgebracht«, knurrte Macho.
    Roscoe regte
sich und sah sein Herrchen besorgt an. Er kannte diesen Tonfall nur von
Gelegenheiten, bei denen Macho an der Schreibmaschine saß und seine Geschichte
nachspielte, während er sie aufschrieb.
    »Na ja,
manchmal schreibt er ja eine gute Kritik«, erklärte Lorinda vorsichtig.
Immerhin war allgemein bekannt, dass keines von Machos Büchern von Plantagenet
Sutton jemals mit einer guten oder wenigstens passablen Kritik bedacht worden
war. Ganz im Gegenteil: Sutton sparte sich seine spitzesten und giftigsten
Bemerkungen allein für Macho Magees Bücher auf, weshalb der allen Grund hatte,
verbittert zu reagieren.
    »Sutton der
Schweinehund!« Macho legte die Beine übereinander, stellte sie aber gleich
wieder nebeneinander hin. Roscoe rutschte dadurch von seinem Schoß und zog sich
beleidigt in die Küche zurück, aber Macho bekam davon nichts mit, da er zu sehr
mit seinen aufbrausenden Gedanken beschäftigt war.
    »Sutton der
Säufer!«, zischte er.
    Lorinda nickte
zustimmend. Was den ersten Vorwurf anging, war sie sich nicht allzu sicher,
doch der zweite war auf jeden Fall gerechtfertigt. Genau genommen war das vermutlich
die Wurzel allen Übels. Plantagenet Sutton war schon immer ein gnadenloser
Kritiker gewesen, aber zu einem Scharfrichter hatte er sich erst entwickelt,
als er auf die Idee kam, Buchbesprechungen mit einer Weinkolumne zu verbinden
und damit in die Lifestyle-Redaktion der Sonntagsausgabe seiner Zeitung zu
wechseln.
    Bei den Lesern
war die Rubrik hervorragend angekommen. Ein großes Foto zeigte Sutton in seinem
Ohrensessel, daneben der Tisch mit der Lampe, deren Schein seinem Gesicht etwas
Gütiges, Sanftes verlieh. Den kreisrunden Tisch schmückten ein kleiner Stapel
Bücher, eine Weinkaraffe und ein halb volles Glas — all das traf vollkommen den
Nerv der Leserschaft, da es das Bild vermittelte, das den meisten Leuten von
einem Literaten vorschwebte. Die
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