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Babel 3 - Geisterliebe

Babel 3 - Geisterliebe

Titel: Babel 3 - Geisterliebe
Autoren: Cay Winter
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ist passiert?“
    „… du hättest … es war … so viel Blut …“
    Ihr Herz begann zu rasen. „Mo, beruhige dich. Was ist passiert?“
    „Karl ist im Krankenhaus. Ich war nur ganz kurz weg, um Essen zu holen … und als ich wiederkam … da … da … es war jemand im Büro … die Energien waren ganz durcheinander …“
    Hexen.
    „Welches Krankenhaus?“, fragte sie mit brüchiger Stimme.
    „St. Anna.“
    „Ist er schwer verletzt?“
    „Ich weiß nicht … ja, wahrscheinlich … sie haben ihn weggeschafft … ich weiß nicht …“
    „Schon gut, ich komme.“ Ohne ein weiteres Wort beendete sie das Gespräch und zog schon im Rennen ihren Motorradschlüssel aus der Hosentasche. Mit wenigen Schritten war sie bei Judith und Tamy, die sie alarmiert ansahen.
    „Karl ist überfallen worden. Ich muss ins St. Anna.“
    „Wir fahren dir mit dem Auto nach“, erwiderte Tamy und Babel nickte. Ihr war beinahe schlecht vor Angst.
    Noch nie in ihrem Leben war sie so schnell zu ihrem Motorrad gerannt, das Herz schlug ihr bis zum Hals, Blut rauschte ihr in den Ohren und sie musste dreimal ansetzen, um den Schlüssel ins Zündschloss stecken zu können, weil ihr so sehr die Finger zitterten.
    Wenn Karl stirbt …
    Sie durfte nicht daran denken. Es war unvorstellbar, dass diesem alten Rabauken irgendetwas zustoßen konnte. Dass er womöglich nicht mehr da sein würde, wenn sie morgens ins Büro käme, um sie mit seinen Dolly-Parton-Platten in den Wahnsinn zu treiben. Ohne es zu merken, war er zu einem der wichtigsten Menschen in ihrem Leben geworden … Er hatte ihr damals mit seinem Angebot, sich zusammenzutun, eine Perspektive gegeben, mit ihm hatte sie auch einen Platz für sich gefunden, endlich eine Heimat. Er war dagewesen, als Sam ab- und bevor Tom aufgetaucht war. Selbst Xotl schien seit Karls Auftauchen umgänglicher.
    Genau wie sie.
    Galle kam ihr hoch und ihre Hände wurden feucht. Der Weg durch die Stadt kam ihr endlos vor und die roten Ampeln schienen sich von einem Tag auf den anderen verdoppelt zu haben. Ihre Magie färbte den Tank des Motorrads mehrfach um und brannte den Gummi von den Lenkgriffen.
    Es war immer ihre größte Angst gewesen, dass sie die nicht schützen konnte, die ihr etwas bedeuteten. Dass all ihre Macht nicht ausreichte, um sie in Sicherheit zu bringen.
    Sicherheit ist eine Illusion, das weißt du doch, sagte die Stimme in ihrem Kopf, und sie klang wie die Stimme ihres Vaters – damals, als sie noch klein gewesen war und er sie getröstet hatte.
    Nein, sie durfte nicht daran denken, dass sie bald diesen Trost wieder gebrauchen würde. Mo hatte gesagt, dass Karl noch lebte, und wenn es so war, dann würde sie ihn auch retten.

2
     
     
    Mo wartete bereits am Eingang des Krankenhauses auf sie. Mit seinen neongrün-schwarz gestreiften Hosen war er weithin zu erkennen. Er zog nervös an einer Zigarette, hatte die Schultern hochgezogen und sah sich immer wieder um. Zu seinen Füßen stand der alte, verbeulte Vogelkäfig mit dem dämonenbesessenen Papagei – und irgendwie sahen sowohl Mo als auch der Vogel verloren aus.
    Babel war schon halb von der Maschine gesprungen, noch bevor sie richtig zum Stehen kam. Als sie sich Mo auf wenige Meter genähert hatte, kratzte sein Energienetz an ihrem, und wie immer überlief sie ein kurzer Schauer, als sie in die Nähe des Plags kam, weil sie spüren konnte, dass er magisch passiv war – eine jener Hinterlassenschaften seiner Vorfahren, die noch echte Naturgeister gewesen waren.
    Ängstlich schaute er ihr aus diesen merkwürdig faszinierenden Augen entgegen, ganz anders als sonst, und von seiner üblichen vorlauten Art war im Moment nicht viel zu sehen. Ohne ein Wort nahm sie ihn in den Arm und er klammerte sich an sie wie ein Kind. Sie konnte spüren, dass er am ganzen Leib zitterte – und das beunruhigte sie. Mo war kein Feigling, er hatte sich schon oft geprügelt und scheute sich nicht vor einer blutigen Nase.
    Wenn er vor dem, was er im Büro gesehen hatte, solche Angst hatte, dann musste es schlimm sein …
    Als er sich endlich wieder von ihr löste, deutete sie auf Xotl, der die Blicke der vorbeigehenden Passanten auf sich zog. Kein Wunder, schließlich war er der hässlichste Vogel, den die Welt je gesehen hatte, mit seinen kahlen Stellen und den fiesen kleinen Augen. Doch für seine Verhältnisse blieb er erstaunlich ruhig, nicht einer seiner üblichen Flüche war zu hören. Stattdessen hockte er am Boden seines Käfigs und schielte
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