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Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber
Autoren: Cay Winter
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amourösen Verwicklungen im Sinn, doch genau wie Babel beherrschte er bis zu einem gewissen Grad intuitive Magie, die weder Sprüche noch Symbole bedurfte, und das machte ihn gefährlich. Der Charmeur, den er so gern gab, war lediglich eine Maske, mit der er Konkurrenten täuschte. Sie war leicht zu durchschauen, nur was sich dahinter verbarg, war schwer zu erkennen.
    Nachdem er vorsichtig die Tür hinter sich geschlossen hatte, blieb er unschlüssig davor stehen. Er wusste, dass sie nicht allzu gut auf ihn zu sprechen war, denn an der Jagd nach dem Dämon und seinem Herrn hatte er sich nicht beteiligt und stattdessen Babel die Drecksarbeit überlassen. Er war einfach aus der Stadt verschwunden, um seine Haut zu retten, obwohl er mit Sonja sogar ein Verhältnis gehabt hatte. Dass er Babel jetzt freiwillig aufsuchte, war einigermaßen verblüffend. Sie hatte nicht erwartet, ihn so schnell wiederzusehen.
    Aber er sah schlecht aus.
    Unter den Augen hatte er dunkle Ringe, das blonde Haar war zerwühlt und strähnig, und sein Anzug sah aus, als hätte er darin geschlafen. Von seiner sonst so schmucken Erscheinung war kaum noch etwas zu erkennen. Auch seine Attitüde fehlte vollkommen. Er versuchte nicht einmal, Babel mit einem charmanten Lächeln einzuwickeln. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Sonjas Tod musste ihn mehr getroffen haben, als Babel vermutet hatte.
    Schweigend schauten sie sich eine Weile an, bis sie leise sagte: »Es tut mir leid, Daniel.«
    Angesichts seines Schmerzes schien es ihr angebracht.
    »Es war nicht deine Schuld«, antwortete er und atmete tief durch. Ein nervöser Blick traf sie. »Du warst heute Morgen auf dem Friedhof, oder?«
    Sie nickte.
    »Das dachte ich mir. Ich … ich hab nicht auf dich gewartet, nachdem …« Er räusperte sich. »Dann weißt du also Bescheid?«
    »Dass …«
    »Ja. Dass.« Abwesend steckte er die Hände in die Hosentaschen und sah auf seine Schuhspitzen, und zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, zeigte sein Gesichtsausdruck eine gewisse Verletzlichkeit.
    In diesem Moment räusperte sich Karl.
    Blinzelnd schaute sie ihn an, worauf er fragend die Augenbraue hob. Sie nickte in Richtung Küche. Ohne ein Wort erhob er sich, nahm seinen Kaffee und folgte Mo in den angrenzenden Raum. Die Pistole hatte er über den Schreibtisch in ihre Reichweite geschoben.
    Als er an Xotl vorbeiging, krächzte der Papagei: »Pest … es stiiinkt … pfui-pfui … Hexenbruuut …«
    Irritiert wandte Daniel den Kopf nach dem Vogel um. »Ist das …«
    »Ja, aber das ist eine lange Geschichte. Reden wir nicht darüber«, erwiderte Babel hastig, als es zeitgleich aus der Küche schallte: »Du solltest ihre anderen Haustiere sehen!«
    »Mein anderes Haustier bist du!«, brüllte sie zurück.
    Als sich Daniel wieder zu ihr umdrehte, zuckte sie nur mit der Schulter. »Was willst du hier?«, fragte sie ohne Umschweife, denn keine Sekunde lang glaubte sie daran, dass er hier war, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen oder gar für sein Verhalten zu entschuldigen. Dafür war er nicht der Typ.
    Es dauerte lange, bis er antwortete, und beinahe wäre sie vor Ungeduld aufgesprungen, aber als er endlich sprach, flackerte sein Blick unsicher.
    »Du musst sie finden, Babel«, sagte er. »Die Vorstellung, dass sie da draußen irgendwo ist …« Er schüttelte den Kopf. »Das ist einfach nicht richtig. Du musst sie suchen.«
    »Warum suchst du nicht selbst nach ihr?«
    »Komm schon, Babel … Du weißt doch, worum ich hier bitte. Wenn sich die ganze Sache nur als großer Irrtum herausstellt, weil irgend so ein inkompetenter Typ seinen Job nicht richtig erledigt hat, dann wird sich alles in Wohlgefallen auflösen. Aber was, wenn nicht?«
    Dann ist der einfachste Weg, den Leichnam zu finden, den Geist danach zu fragen, der einst darin gelebt hat.
    Die Verbindung zwischen dem Körper und dem Toten würde noch so lange weiter bestehen, wie der Körper existierte. Auch das war ein Grund, warum es Hexen für gewöhnlich vorzogen, verbrannt zu werden, denn so gingen sie sicher, dass die Verbindung unterbrochen wurde.
    Wer wollte schon bis in alle Ewigkeit an einen Haufen Knochen gebunden sein?
    »Das ist nicht mein Spezialgebiet«, fügte Daniel widerwillig hinzu, und es war ihm anzusehen, wie unangenehm ihm der Gedanke an nekromantische Rituale war.
    Das amüsierte Babel auf makabre Weise, denn er war weit davon entfernt, ein Chorknabe zu sein. Im Gegenteil – im Grunde kam er einem Ganoven sogar recht nah, denn
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