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B00DJ0I366 EBOK

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Titel: B00DJ0I366 EBOK
Autoren: Friederike Schmöe
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kleinen Filmsnippets, Victorias Leben präsentiert. Bloß nichts Altbackenes. Victoria würde durchdrehen.
    Luna greift ihrerseits temperamentvoll in die Kiste. »Und das hier? Das muss ein älteres Foto sein. Die Farben sind schon nicht mehr ganz das Wahre.« Sie hält es sich dicht vor die Augen.
    »Himmel, Luna, setz deine Brille auf.«
    »Also, hier ist deine Mutter drauf. Zusammen mit … mit …«
    »Zeig!« Sam streckt die Hand aus. Ihre Familie ist so groß, so weitläufig, dass sie selbst manchmal durcheinanderkommt mit all den Tanten, Cousinen und Nichten. Wie gut, dass ihre Brüder noch keine Kinder haben, das würde die Verwirrung perfekt machen.
    »Warte doch mal. Wenn Victoria und die Frau neben ihr nicht gleich alt wären, ich würde denken, das bist du!«
    »Quatschkopf. Versuch’s mit Kontaktlinsen«, lästert Sam und schnappt sich das Foto.
    Zwei Frauen stehen hoch über dem Meer. Das Wasser liegt tief unter ihnen, in einem verblassenden Grün, und im Hintergrund erhebt sich ein bräunlicher Hügel.
    »Ist das nicht Victoria?« Luna reibt sich die Augen. »Also, ich finde, vom ästhetischen Standpunkt her, das Foto gehört in die Ausstellung.«
    Sam starrt entgeistert auf das Bild. Luna hat recht. Die Frau neben Victoria sieht aus wie – Sam. Das gleiche schwarze Haar, der gleiche Schnitt der Augen, der gleiche Herzmund. Beide Frauen lächeln in die Kamera, als habe man sie überrascht, sie aus einem angeregten Gespräch gerissen, als sei der Fotograf direkt vor ihnen aus einem Loch im Boden geschlüpft und habe ›Kuckuck‹ gerufen.
    »Na?« Luna hockt sich neben Sam. »Was sagst du? Die Ähnlichkeit ist bombastisch.«
    »Stimmt.« Sams Hals ist ganz trocken.
    »Wer ist das?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Victorias Cousine? Eine Freundin?«
    Sams Blick hat sich längst an der schwarzhaarigen, wohlproportionierten Frau festgesaugt, die so einen Kontrast abgibt zu Victoria. Victoria, knochig, knabenhaft, blass, mit malvenfarbenem Haar.
    »Komm schon!« Luna macht ihr Clownsgesicht. »Klingelt nichts bei dir? Sie muss mit dir verwandt sein, wenn ich es mir recht überlege.«
    Lunas Geplapper zieht gedämpft an Sam vorbei. Draußen vor dem Fenster tschilpen Vögel. In der Nachbarwohnung geht etwas zu Bruch.
    »Sam?« Luna stupst ihre Freundin in die Seite.
    Sam legt die Aufnahme weg. Auf den zweiten Blick ist die Ähnlichkeit so auffällig nicht. Na gut, das schwarze Haar, aber Blanca, Sams Großmutter, hatte bis in ihre 60er Jahre hinein schwarzes Haar. Und viele Frauen haben breite, geschwungene Hüften so wie Sam. Blanca zum Beispiel. Sam lächelt, als sie an ihre Großmutter denkt. Sie wurde kürzlich 83 und ist immer noch ein Ausbund an Temperament und Lebensfreude. Kann es locker mit Luna aufnehmen.
    Sams Finger zeichnet die Konturen der beiden Frauen auf dem Foto nach. Luna allerdings ist schon mit etwas Neuem beschäftigt.
    »Eine Aufnahme von dir und Ralf!« Lachend hält sie das Bild hoch. »Sei froh, dass du den Typen los bist!«
    An Ralf erinnert zu werden, tut Sam überhaupt nicht gut. Obwohl Luna ihr aus dem Herzen spricht, schmerzt sie der lässige Tonfall. Als sei es ein Klacks, über eine fünf Jahre währende Beziehung hinwegzukommen. Wenn sie es genau nimmt, dann waren die ganzen fünf Jahre eine Beziehungskrise.
    »Gib her!« Sam nimmt Luna das Foto aus der Hand und betrachtet es. Eine Aufnahme zu Weihnachten vor zwei Jahren. Ralf füttert Sam mit einem Hering. Die beiden sitzen an einem festlich gedeckten Tisch. Neben Sam kauert Nikolaj auf seinem Stuhl, sich sichtlich unwohl fühlend. Sam kichert. »Nikolaj hasst Familienfeste.«
    »Vernünftige Einstellung. Was macht eigentlich dein anderer Bruder?«
    »Igor leitet ein Freizeitbad in Südbayern. Wollte möglichst weit weg von Coburg und der Familie.« Sam ist mit zwei jüngeren Brüdern geschlagen. Da ist Nikolaj, dem sie so ähnlich sieht. Auch er dunkelhaarig, während Igor, der zwei Jahre älter ist als Nikolaj, das malvenfarbene Haar ihrer Mutter geerbt hat. Sogar das Harsche, Knochige ist ihm eigen, obwohl er dank etlicher Bierchen pro Abend ziemlich an Gewicht zugelegt hat und deshalb bulliger wirkt.
    »Lass uns doch mal rausfahren«, schlägt Luna verträumt vor. »Ein Wellnesswochenende irgendwo, Sauna, Disco – wo man jemanden kennenlernt!«
    Sam seufzt. Ein Mann ist wirklich das Letzte, was sie gerade will. Sie arbeitet freelance als Textildesignerin für ein großes Label, ein Job, der ihr beim stetigen
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