Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
B00DJ0I366 EBOK

B00DJ0I366 EBOK

Titel: B00DJ0I366 EBOK
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
Konkurrenzkampf in der Branche alles abverlangt. Im Augenblick macht sie sich sogar Hoffnungen, auf lange Sicht zur Programmleiterin im Bereich Küchentextilien aufzusteigen. Je sichtbarer sie sich für die Firma einsetzt, umso eher wird die Chefin ihr den Vorzug vor anderen Designerinnen geben. Das würde eine Festanstellung mit geregeltem Gehalt bedeuten. Und dann hat sie sich Victorias Ausstellung aufgehalst.
    »Ich fürchte, Urlaub steht in absehbarer Zeit nicht auf dem Programm.« Sam legt das Foto zurück in die Kiste. »Ich bin die Einzige in der Familie, die sich bereiterklärt hat …«
    »He, Sam, ehrlich währt am längsten. Du erklärst dich zu allem bereit! Besonders, wenn es deine Sippe betrifft.«
    »Gut erkannt.« Sam fühlt sich ertappt.
    Luna lacht. »Danke, dass du mir in diesem Zusammenhang zustimmst.«
    Sam schluckt hart. Manchmal ist ihr alles zu viel. Die Wochenenden, die sie bei ihren Eltern verbringt, seit Ralf gegangen ist sogar noch häufiger und länger als früher, werfen spätestens ab Mittwoch ihre Schatten voraus. Abendessen am Samstag, Kaffeetrinken am Sonntag, anschließend ein Spaziergang zum Familiengrab. Jetzt hat Nikolaj eine Freundin. Er wird, wenn er klug ist, weniger Zeit mit seinen Eltern verbringen als mit Trixi. Dann Blanca. Sam liebt ihre Großmutter von Herzen. Mehrmals die Woche schaut sie bei ihr vorbei, erkundigt sich, ob alles in Ordnung ist. Bei Blanca kann Sam entspannen. Was ihr an den Samstagen und Sonntagen mit Victoria und Robert nie gelingt.
    Zwar hängt Sam an ihrem Vater. Aber für ihn gibt es nur die Firma. Seine Fliesen. Ödnis pur. Und für ihre Mutter gibt es nichts als die Kunst. Kein Wunder, dass ihre Beziehung längst erloschen ist und sie ihre Kinder brauchen, um sich nicht sieben Tage die Woche anzuschweigen.
    »Denk an Igor! Er hat weder Ahnung von Kunst noch hat er sich je dafür interessiert, irgendwas zu gestalten. Er ist wie unser Vater!«, verteidigt Sam sich. Allein die Vorstellung, der einsilbige Igor könnte eine Ausstellung vorbereiten! Vermutlich würde er Victorias Bilder an die Wand nageln und die Angelegenheit für ausgeführt erklären.
    »Euer Vater ist … menschlich«, lässt sich Luna vernehmen. »Hast du ein Bier?«
    Sam geht in die Küche und kommt mit zwei Flaschen Beck’s zurück. »Ich hatte neulich einen Termin in München und habe Igor auf dem Rückweg besucht. Seine Wohnung sieht so aus, als wäre er gestern eingezogen und hätte schnell ein paar Möbel vom Sperrmüll reingestellt. Wohnlich ist da nichts! Er hat einfach kein Faible dafür.«
    »Klar, unter Igors Regie wäre die Ausstellung dem Tod geweiht!« Mit dramatischer Geste wirft Luna die Arme in die Höhe, bevor sie nach der Bierflasche greift. »Und Nikolai ist mit seiner neuen Freundin beschäftigt. Wie hat er sie eigentlich kennengelernt? Prösterchen!«
    Es ist soweit. Sie sind beim Familientratsch angelangt. Luna, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter ohne Geschwister und andere Verwandte aufwuchs, findet Sams weitverzweigte Familie ausgesprochen attraktiv. Ein Objekt, das sie mit Vergnügen seziert und analysiert. Sam ahnt, was dahintersteckt: Luna fragt sich, wie sie selbst in so einem Clan leben würde. Ob sie eine andere wäre, wenn sie einen anderen familiären Hintergrund besäße. Es wurmt Luna, diese Erfahrung nie machen zu können, es sei denn, sie setzt mindestens drei Kinder in die Welt. Allerdings plant Luna Sams Einschätzung nach genau das Gegenteil: Sie lebt für ihr Atelier und für ›Lu-Naht‹, ihre Marke, mit der sie sich in der Modewelt freizuschwimmen beginnt.
    »Trixi war seine Patientin. Sie hatte im Winter einen Sportunfall mit anschließender Knieoperation.« Nikolai, Sams jüngster Bruder, arbeitet als Physiotherapeut. Victorias drittes Kind, und auch dieses, gleichwohl begabt, tritt nicht in die Fußstapfen der Mutter. Sam kramt noch einmal das Foto mit der unbekannten Frau aus der Kiste. Grüblerisch pustet sie in die halbleere Bierflasche.
    »Wenn du Nikolai schön bittest, hilft er uns bei der Vorbereitung. Er frisst dir aus der Hand.«
    »Nikolai übernimmt die meiste Organisationsarbeit und die Absprachen mit der Stadt. Das Geschäftliche eben.« Die Ausstellung soll im Kongresshaus stattfinden, das braucht eine solide Verhandlungsbasis, weiß Sam, und da ist Nikolai genau am richtigen Platz. »Schau!« Sie zeigt auf das Foto. »Da steht ein Auto im Hintergrund.«
    Luna beugt sich über das Bild. »Stimmt. Ein Mann sitzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher