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B00DJ0I366 EBOK

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Titel: B00DJ0I366 EBOK
Autoren: Friederike Schmöe
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Wink Gottes, ein Wunder, was weiß ich.«
    »Blanca hat Grace’ Tod irgendwann akzeptiert, nicht wahr?«
    »Vermutlich. Sie trauert immer noch, denke ich. Weiß der Himmel, was jetzt in ihr vorgeht. Mir gegenüber hatte sie Schuldgefühle, die sie zu kompensieren versuchte, indem sie alle ihre Kräfte auf mich lenkte, mich förderte, für mich und meine Kinder da war, Robert in der Firma unterstützte. Mein Vater blockierte, wollte die Realität ändern, meine Mutter akzeptierte sie. Dennoch habe ich ihr nicht getraut. Eine Mutter spürt immer eine Verbindung zu ihren Kindern! Und sie liebte Grace. Nicht so abgöttisch wie mein Vater, aber sie liebte sie mit dieser stetigen, zarten Liebe, mit der sie auch mich festhielt.«
    Ohne Blanca, denkt Sam, was wäre ich ohne Blanca geworden? Plötzlich treibt die Sorge um ihre Großmutter sie um.
    »Grace war tot, und ich hatte dich. Ich hatte Robert!«, ruft Victoria. »Es war moralisch sicherlich falsch. Trotzdem: So habe ich gefühlt. Die Angst, dass man meine Verantwortung für Grace’ Tod irgendwann herausfindet, hat mein Leben im Griff gehabt. Meine Strategie war, meine Wahrheit unter Verschluss zu halten.«
    »Dein Vater hat es herausgefunden. Er hat die Protokolle übersetzen lassen. Er muss etwas geahnt haben!«
    »O ja, er war auf der richtigen Spur!« Victoria verzieht das Gesicht. »Er kam damit an. Wollte mich fertigmachen. Er hätte mich den Finsterlingen der Hölle ausgeliefert.«
    Sam erstarrt. John Carrick schießt ihr durch den Kopf, der seltsame Abschied von ihm vor dem Hotel. Er hat durchschaut, was lief, wird Sam jetzt klar. Nicht nur zwischen Victoria und Grace, sondern ebenso zwischen Victoria und Isaac. Ihre Hände zittern. Rasch trinkt sie den Tee aus.
    »Vater drohte, er hätte Beweise, und er hätte die Fotos gesehen. Er meinte John Carricks Fotos. Er hätte mich nie auf die Füße kommen lassen. Künstlerisch, meine ich.«
    »Was …«
    »Ich habe ihm nicht geholfen«, sagt Victoria tonlos. »Er lag auf dem Boden wie ein Käfer. Ich habe ihm nicht geholfen. Und dann war er tot.«
    Sam legt den Kopf zurück und blinzelt die Tränen weg.
    »Bitte, Sam. Du hast mein Leben in der Hand. Und sei froh, dass du unter ihm nicht zu leiden hattest.«
    Sam geht ins Haus. Sie schließt sich im Bad ein und weint. Als sie sich beruhigt hat, wäscht sie sich das Gesicht und erneuert das Make-up.
    Draußen im Garten sitzt Victoria noch immer auf dem Stuhl.
    »Ich habe das Foto geholt. Aus deiner Wohnung, Sam.«
    Sam nickt. Selbst das ist nicht mehr erstaunlich.
    »Ich wollte nicht, dass du die Vergangenheit aufrührst. Weißt du, ich habe, als wir in Griechenland waren, und als Grace mir sagte, dass Robert dein Vater ist, geglaubt, sie will sich in erster Linie wichtig machen und mir wehtun. Das war eine Erklärung, mit der ich leben konnte.« Müde reibt sich Victoria die Augen. »Eigentlich habe ich mir nur immer gewünscht, mit dir hier so im Garten zu sitzen und zu plaudern.«
    »Ja.«
    »Aber du warst mir oft fremd. Ich habe oft Grace in dir gesehen und war vermutlich unausstehlich zu dir.«
    »Nein. Das warst du nicht.« Sam beugt sich zu Victoria und gibt ihr einen Kuss auf die magere Wange. »Pass auf dich auf.«

Epilog
    »Und du bist sicher, dass es das Richtige ist?«, fragt Igor.
    Sam lacht. Sie packt zwei große Taschen und folgt ihrem Bruder zum Wagen.
    »Alles geschafft. Wohnungsabnahme, Schlüsselübergabe …«
    »War eine nette Wohnung.« Igor steckt den Schlüssel ins Zündschloss. »Bist du dir wirklich sicher?«
    »Klar.« Sam streckt die Beine aus. Der Augusthimmel ist dunstig, es ist bereits früh am Vormittag schwül. »Ich habe alles durchgezogen. Die ganze Ausstellung, bis zur Finissage. Es hat keine Katastrophen gegeben. Keine üblen Verleumdungen, keine Morde.« Sie sagt es mit einem halben Lachen in der Stimme. »Bei den Mays kann man nie wissen.«
    Sie hat mit niemandem über das geredet, was Victoria ihr über den Tod ihres Großvaters mitgeteilt hat. Nicht mit Roman, nicht mit Luna, nicht mit Blanca. Egal, wie niederträchtig die Tat war – es hat nichts mit mir zu tun, verteidigt sich Sam. Und es würde nichts mehr ändern.
    »Nikolaj ruft mich sporadisch an.«Igor scheint irgendwie erleichtert, dass er das Thema wechseln kann. »Er und Trixi fühlen sich wohl in Hannover.«
    »Wurde Zeit, dass sie hier wegkamen.«
    »Und du?«
    Sam lacht. »Himmel, Igor, genauso könnte ich fragen: Und du?«
    »Es gibt ab und zu eine Frau in
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