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Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Titel: Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
Autoren: André Schaberick
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ungeklärte Frage, welche Art von Parasit die Freunde befallen hatte. Wo kam der Schmarotzer ehemals her? Wo wollte er hin? Was wollte er erreichen? Fest stand, dass der Fremdorganismus seit Jahren in John verweilt hatte, ohne dass er Schaden angerichtet hatte. Er lebte dort und reifte in Ruhe. Er wuchs und wollte sich wie jeder andere Organismus zu gegebener Zeit vermehren, doch war ihm dies nur außerhalb seines Wirtes möglich. Die Vermehrung hatte er erfolgreich hinter sich gebracht. Seine Nachkommen hatten ebenso erfolgreich jeweils einen neuen Wirt gefunden. Nun konnte es wieder Jahre dauern, bis der Parasit den gleichen Zyklus wiederholt und sich neue Opfer sucht.
     
    Der Abend war wie auch schon in den letzten Tagen wunderschön warm und absolut windstill. Die Grillen zirpten ihre Lieder, und die Fledermäuse rauschten durch die Luft, um ihr Futter zu suchen. Doch wie jeder Abend war auch dieser irgendwann einmal zu Ende. Es war mittlerweile halb zwei. Alle vier hatten zu viel Alkohol getrunken und waren fürchterlich albern. Ihre Zungen wurden zusehends schwerer und verhinderten dadurch eine klare Aussprache. Da sie alle den gleichen Zustand hatten, fiel es niemandem auf. Sie machten unglaublichen Krach und polterten, doch es störte niemanden, denn die nächsten Nachbarn waren weit entfernt.
     
    „Ich bin müde, ich glaube, ich schlafe gleich auf der Stelle ein“, gab Sally lallend von sich und kicherte. Sie hielt sich mit einem Arm an Franklyn fest, mit dem anderen hielt sie ihr Weinglas und nuckelte daran herum. Er schmeckte nicht mehr wirklich gut, denn sie hatte viel zu viel davon getrunken. Zum Wegschütten war er ihr aber zu schade, also versuchte sie mit aller Macht, auch noch den Rest in sich hineinzugießen.
    „Wen siehst du eigentlich an?“, fragte John lachend. „Mich oder Carla?“
    „Wie meinst du das?“, antwortete sie schwerfällig.
    „Du schielst. Ich habe das Gefühl, du guckst uns beide gleichzeitig an.“
    Dieser Kommentar löste eine Welle des Gelächters aus. Sally merkte gar nicht, dass es ihr galt.
    „Du meinst, ich wäre betrunken? Ich glaube, du hast Recht. Deshalb will ich auch ins Bett gehen. Die einzige, die vernünftig ist, ist meine Tochter. Sie schläft bereits seit Stunden. Wir werden vermutlich auch gleich schlafen wie die Steine, wenn wir unser Bett überhaupt finden.“
    Darauf antwortete Franklyn „Ich hoffe, du schnarchst nicht so laut. Dann kann ich nämlich nicht einschlafen.“
    „Du schnarchst bestimmt viel lauter als ich. So laut, wie du schnarchst, kann ich gar nicht schnarchen“, bekam Franklyn zu hören. Anschließend gab sie ihm einen Knuff mit der Faust, der fast sein Ziel verfehlt hätte. Mit Mühe und größter Konzentration hatte sie seine Schulter angepeilt, um keinen Zustand der Unzurechnungsfähigkeit zu erwecken. Es war ihr gelungen.
    „Ich bin dafür, dass wir nur das Nötigste wegräumen. Die Getränke stellen wir in den Kühlschrank, das Essen auch. Den ganzen Rest können wir morgen früh aufrä umen, wenn uns der Schädel dröhnt. Ich denke, ich nehme jetzt schon eine Kopfschmerztablette, dann muss ich morgen nicht so leiden“, schlug John vor und nahm sich ein paar gefüllte Flaschen, mit denen er anschließend in Richtung Kühlschrank torkelte. Auch an seinem aufrechten Gang nagte schwer der Alkohol.
    „Pass auf, du eierst durch die Gegend, wie ein Cl ochard“, ermahnte ihn Carla. „Lass bloß nicht den wertvollen Wein fallen, sonst haben wir morgen nichts mehr für die nächste Feier.“
    „Keine Sorge, ich mache das nicht das erste Mal. Ich weiß genau, wo der Kühlschrank ist“, rief er zurück und steuerte den Schrank an , in dem sich die Kochtöpfe befanden. „So ein Mist, welcher Trottel hat die Kochtöpfe in den Kühlschrank gestellt?“
    „Du bist selbst ein Trottel, das ist nicht der Kühlschrank. Der Kühlschrank ist auf der anderen Seite“, rief Sally und lachte ihn aus. John war es ein wenig peinlich, dass auch er ein Opfer des Alkohols geworden war und ein wenig die Orientierung verloren hatte.
     
    Nach dem provisorischen Aufräumen, das sich als wesentlich schwieriger dargestellt hatte, als vorerst angenommen, gingen sie in ihre Schlafzimmer, zogen sich um und schliefen binnen Sekunden ein. Franklyn stellte kurz vor dem Gang ins Bett fest, dass er seine Hose verkehrt herum angezogen hatte, doch sie umzudrehen war ihm jetzt zu kompliziert. Ihn interessierte nur noch sein Bett. Das Zähneputzen hatten sie alle
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