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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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kann sie freigeben.«
    Ich fragte mich, ob sie ihre Patientin schützen wollte oder nur zu einer gesellschaftlichen Verabredung zu spät dran war. Die Uhr zeigte fünf Uhr sechsundvierzig.
    Mir wurde klar, dass ich woanders weiterkäme. Deshalb konnte ich auch gleich gehen. Ich dankte Dr. Shapiro, dass sie sich die Zeit genommen hatte, und ging zurück zum Verwaltungsgebäude.
    Ich rannte.

114
    Alles in allem fühlte ich mich wieder wie ein richtiger Polizist, und das war gar kein so übles Gefühl. Die Wanduhr im Verwaltungsbüro zeigte fünf Uhr zweiundfünfzig, als ich eintrat.
    Ich lächelte über den Tresen hinweg die junge blonde Frau mit rosa Strähnchen und jeder Menge falschem Schmuck an. Sie stülpte gerade eine Plastikhülle über die Tastatur ihres Computers.
    »Hallo, ich habe eine ganz dringende Bitte. Geht ganz schnell. Aber ich brauche es unbedingt.«
    »Kann das nicht bis morgen warten?«, fragte die Frau und musterte mich von Kopf bis Fuß. »Es kann warten, richtig?«
    »Nein. Ich habe soeben mit Dr. Shapiro gesprochen, und sie hat mich hergeschickt, damit ich Sie noch erwische. Ich muss die Besucherlisten der letzten Jahre für die weiblichen Straftäter hier sehen. Besonders Mary Constantine. Es ist wirklich wichtig. Sonst würde ich Sie nicht belästigen.«
    Die Frau nahm das Telefon ab. »Doktor Shapiro hat Sie geschickt?«
    »Ja. Sie ist gerade nach Hause gegangen, aber sie hat mir gesagt, das wäre kein Problem.« Ich hielt meinen Ausweis hoch. »Ich komme vom FBI. Dr. Alex Cross. Ich brauche die Informationen für die Ermittlungen in einem Mordfall.«
    Sie verhehlte ihren Unwillen nicht. »Ich habe den Computer gerade ausgeschaltet, und ich muss meine Tochter abholen. Aber ich schätze, ich kann Ihnen die Originale holen, wenn Sie wollen.«

    Ohne auf die Antwort zu warten, verschwand sie im Nebenzimmer und kam mit einem kleinen Stapel Aktenordner zurück.
    »Sie können nur so lang bleiben, wie Beadsie hier ist.« Sie deutete auf eine Frau in einem Aquariumbüro hinten. Dann ging sie ohne ein weiteres Wort - weder an mich noch an Beadsie.
    Die Seiten der Besucherlisten waren in Kolumnen aufgeteilt. Ich arbeitete mich vom neuesten Band nach vorne vor und suchte unter der Rubrik »Wen wollen Sie besuchen?« nach Marys Namen.
    Zwei Jahre lang war nichts eingetragen. Das führte mir wieder vor Augen, wie allein Mary Constantine hier gewesen war.
    Dann tauchten plötzlich eine Menge Namen auf. Das war das kurze Interesse, von dem Dr. Shapiro gesprochen hatte. Alles in allem dauerte es etwa anderthalb Monate an.
    Ich ging langsam die Namen der Besucher durch. Die meisten kannte ich nicht.
    Doch einer war mir bekannt.

115
    Mein Handy und Vermont schienen einander zu hassen. Offenbar war ich hier im Land des Funklochs.
    Ich fand ein öffentliches Telefon und rief Agent Page in Los Angeles an. Ich bat ihn, auch das LAPD zuzuschalten. Eine Minute später hatten wir Maddux Fieldings Büro an der Strippe, nicht aber Fielding. Was für eine Überraschung.
    »Wissen Sie was?«, sagte ich zu dem namenlosen Lieutenant dort. »Leck mich. Verbinden Sie mich sofort mit Detective Jeanne Galletta.«
    »Was ist denn los?«, fragte Page, während wir warteten, im LAPD durchgestellt zu werden.
    Dann hörte ich eine andere Stimme. »Jeanne Galletta. Sind Sie das, Alex?«
    »Ja, Jeanne, hier ist Alex. Karl Page vom L.A.-Büro ist auch in der Leitung. Ich bin in Vermont. Ich glaube, ich habe wichtige Neuigkeiten im Fall Mary Smith.«
    »Ich glaube, ich habe noch eine andere Verbindung für Sie - einen Mord in Vancouver«, sagte Jeanne. »Was treiben Sie denn in Vermont?«
    »Heben Sie sich Vancouver noch auf. Bitte, finden Sie Fielding oder sonst jemanden. Aber das LAPD muss unbedingt Michael Bell verhören. Michael Bell. Marti Lowenstein-Bells Ehemann.«
    »Was?« Jeanne klang ungläubig. Dann fluchte Page und hielt die Hand übers Telefon.
    Ich brachte sie kurz darüber aufs Laufende, was ich in den letzten beiden Tagen hier herausgefunden hatte. Schließlich
nannte ich die Namen aus der Besucherliste im staatlichen Krankenhaus.
    »Er kennt Mary Constantine. Er hat sie früher in Vermont besucht. Sogar mehrere Male.«
    »Na und? Hat er sie angestiftet? Woher sollte er wissen, dass sie in L.A. war?«
    »Ich weiß noch nicht alles. Vielleicht hat sie sich bei ihm gemeldet, als sie dort ankam. Vielleicht haben sie sich geschrieben. Wenn er ihre Geschichte wollte, wäre ihm das schon etwas wert gewesen. Ich glaube,
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