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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
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länger ich es tat, desto tiefer versank ich in ihnen. Da aber zog sie mich an sich und wisperte: ,Du hast den Weg gefunden und bist ohne Angst gekommen. Deshalb will ich dir alle meine Geheimnisse zeigen und du sollst meine Tochter sein, nicht meine Dienerin.‘ ,Ja‘, antwortete ich und auf einmal erinnerte ich mich, woher ich kam, ,aber ich gehe nach oben zurück, denn da ist meine wirkliche Mama und die weint, wenn ich nicht komme.‘
    Es schien mir sehr wichtig zu sein, das klarzustellen. Sie blieb lange still und schließlich seufzte sie. ,So soll es sein, aber besuche mich recht oft, denn ich bin sehr allein. Trink das, damit du mich nicht vergisst.‘ Sie reichte mir einen Becher mit rostbraunem Wasser. Ich trank, denn ich war durstig. Es schmeckte seltsam erdig und plötzlich nahm ich alles um mich herum viel schärfer wahr. Ich gab ihr den Becher zurück und fragte: ,Wer seid Ihr denn nun?‘ Sie lächelte ein wenig traurig. ,Ich bin die Erdenmutter, euer aller Mutter. Ihr seid aus meinem Leib geschaffen und trotzdem habt ihr mich vergessen. Nun geh, aber komm bald zurück.‘
    Sie brachte mich zu der Öffnung in der Lehmwand und nachdem sie mich geküsst hatte, kletterte ich die Treppe hoch, mühelos wie ich heruntergekommen war. Seitdem bin ich viele Male bei ihr gewesen, alles, was ich kann, kann ich durch sie und ich liebe sie wie meine Mutter.«
     
    Ava schwieg. Ihr war, als tauche sie, wie damals, aus den Tiefen der Erde auf. Was hatte sie getan? Sie biss sich auf die Lippen. Noch nie hatte sie von diesem Erlebnis gesprochen. Was war nur in sie gefahren?
    Sehnsucht nach dem vertrauten Umgang mit der Erdenmutter hatte ihre Zunge gelöst. Aber warum ausgerechnet vor diesem mürrischen, bissigen Jungen, der sich über alles lustig machte? Wenn er auch nur ein böses Wort sagte, würde es nicht bei einem Regenguss bleiben ...
    Doch Jermyn gab keinen Ton von sich.
    Im Osten lichtete sich der Himmel und Ava sah ihn verstohlen an. Sein Gesicht war unbewegt, es verriet nicht, was er dachte.
    Endlich rührte er sich. »Komm, es ist hell genug zum Klettern, wir verschwinden jetzt lieber.«
    Sehr langsam, Schritt für Schritt kletterten sie zurück. Es war schwieriger als der Aufstieg und als sie auf dem unteren Balkon standen, spürte Ava, dass ihre Beine zitterten.
    Jermyn sah sie fragend an, »Schaffst du auch den restlichen Weg hinunter?«
    »Nein, für heute hab ich genug.«
    »Gut, nächstes Mal bring ich ein Seil mit.«
    Sie trennten sich grußlos, aber beide zweifelten nicht, dass es ein nächstes Mal geben würde.
    Ein Jahr später, Blütemond 1462 p. DC
    Die Hälfte der Lehrzeit im Haus der Weisen war verstrichen und die Väter zeigten sich zufrieden. Es war gut gewesen, die vier jungen Leute in einer Gruppe zusammenzufassen. Sie ergänzten und reizten sich und das brachte sie voran.
    Entgegenkommend wie stets, hatte Ava für Quentin ein ordentliches Gewitter herbeigerufen. Es war ihm gelungen, den gefährlichen Hagelsturm abzuwenden und die Blitze von den hohen Gebäuden fernzuhalten. Den Regen hatte er nur ein wenig gemildert, da er sich an die voraus gegangene Dürre erinnerte. Diese Besonnenheit hatte ihm ein Lob des Vater Wettermeister eingebracht und nun lag er, ein wenig benommen von der Anstrengung, auf dem Rücken im Gras.
    Ava betrachtete ihn neugierig. Wie konnte so etwas Mühe machen? In einiger Entfernung zuckten noch immer Blitze über den Himmel. Auf einen Befehl von ihr würden sie zurückkehren oder verschwinden. Von allen Erdenkräften, denen sie gebieten durfte, liebte sie das kalte Feuer am meisten und sie genoss ihre Macht darüber.
    Unterdessen setzte Jermyn mit finsterer Miene, aber auf Vater Dermots Geheiß mit stark verminderter Kraft, Donovan zu, damit dieser die Festigkeit seines Willens erproben konnte. Donovan stand auf dem Mittelstein des sternförmigen Gartenweges, er durfte sich nicht rühren, während Jermyn ihn von dort vertreiben sollte. Der junge Edelmann konnte sich nicht verschließen und musste durch reine Willenskraft ausharren. Dicke Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, denn Jermyn entwickelte beträchtliche Phantasie beim Erdenken kleiner Quälereien. Spitze Kiesel bohrten sich in Donovans Fußsohlen, Spinnen krabbelten über seine bloße Haut, Wasser tropfte auf seinen Scheitel – alles musste er standhaft erdulden, so lange es ging. Er mühte sich redlich, aber plötzlich schoss ihm die Röte ins Gesicht. Er presste die Beine zusammen, sein Blick
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