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Avalons böse Schwestern

Avalons böse Schwestern

Titel: Avalons böse Schwestern
Autoren: Jason Dark
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und auch die Beine gespreizt, so sah sie aus wie eine große Puppe, die sich nicht mehr aus eigener Kraft bewegen konnte.
    Zwei Ströme hatten sich geteilt und hielten die beiden Frauen in ihrer Gewalt.
    Keine hatte die Kraft, dagegen anzugehen. Es sah schon lächerlich aus, daß Rogetta noch immer ihre Lanze umklammerte. Sie würde ihr nicht helfen können.
    Dann sprach Nadine.
    Wir hörten jedes Wort, und sie redete, als gehörte sie schon zu einer der Mächtigen in diesem geheimnisvollen Land. »Ihr wolltet zu uns kommen, um eure Geliebten zu finden. Es ist gut, wir alle haben eure Botschaft verstanden. Wir kennen eure Motive, und wir werden uns nicht mehr gegen sie stemmen. Avalon ist eine Nebelinsel, die Insel der Äpfel, aber der Nebel wird für euch eine ganz besondere Bedeutung haben, das kann ich euch versprechen.«
    »Willst du sie doch holen?« schrie ich. Meine Stimme zitterte zwischen den Wänden, sie war zu einem knalligen und hellen Echo geworden.
    Nadine gab mir die Antwort auf ihre Weise. Sie bewies wieder einmal, wie sehr sie schon zu Avalon gehörte.
    Wir hatten ihr den Weg bereitet und ihr den Gefallen getan, die drei Frauen hergelockt. Der Rest war ihre Sache.
    Sie schlug zu.
    Das heißt, Avalon griff ein und zeigte uns seine Macht. Wieder erwischte es Rogetta. Ihr Körper geriet in einen gewaltigen Sog, der so stark war, daß sie sich nicht mehr halten konnte, denn ihre linke Hand rutschte an der Wand ab.
    Gedrückt und wieder nach oben katapultiert und sich immer dabei abwechselnd huschte sie an mir vorbei. Fast hätte mich noch die Lanze erwischt, doch sie schrammte nur über die Wand.
    Dann flog sie weiter.
    Immer weiter und weiter…
    Die Entfernungen und Perspektiven, die bisher gestimmt hatten, schrumpften plötzlich zusammen, um einen Moment später auseinanderzujagen. Was vorhin noch nah ausgesehen hatte, war sehr weit entfernt, und eine kleine Gestalt mit roten Haaren raste in diese unendlich erscheinende und nebelerfüllte Weite hinein.
    Avalon hatte sie. Blieb noch Yodana.
    Sie wollte diesen Weg auf keinen Fall gehen und griff zum letzten Mittel.
    Dabei hatte sie Glück, daß ich in ihrer Nähe stand und im Moment auch nicht auf sie achtete.
    Ich sah sie erst, als es zu spät für mich war. Da aber hatte sie sich bereits an mir festgekrallt, und dicht vor meinen Augen sah ich ihr verändertes Gesicht, das zu einem Muster aus Falten geworden war und dabei mehr an eine Fratze erinnerte, die im nächsten Augenblick zu einem Brei auseinanderfallen konnte.
    »Ich will nicht!« brüllte sie.
    Der Sog pfiff heran.
    Er erwischte nicht nur sie, auch mich, und zusammen wurden wir in die Höhe geschleudert.
    »Verdammt, John, laß sie!« Suko brüllte hinter mir her. Ich aber konnte sie nicht loslassen, denn nicht ich, sondern sie klammerte sich an mir fest.
    Sie wollte mich hineinzerren in die Nebelwelt der Insel. Sie wollte mich als Pfand und Geisel haben.
    Ich kam mir vor wie in einem ruckartig fahrenden Wagen einer Achterbahn. Einmal hoch, dann wieder nach unten. Ich drehte mich auch und verlor für einen Moment die Übersicht. Ich wollte das Gesicht nicht mehr sehen, es gelang mir, den Kopf zur Seite zu drücken – und mein Herz übersprang einen Schlag.
    Suko war so weit weg…
    Ich sah ihn klein, er winkte mit beiden Armen, die Distanz zwischen uns paßte nicht mehr, denn nun steckte auch ich auf der Nebelinsel fest, anders allerdings als bei meinem letzten Besuch.
    Noch einmal riß mich der Sog in die Höhe, um mich einen Moment später in die Tiefe zu drücken. Diesmal raste etwas Dunkles, leicht Schwammiges auf mich zu.
    Es war der Boden, so hart, daß er mich beim Aufprall zerschmettern konnte.
    Ich landete trotzdem sanft und merkte, daß sich Yodana noch immer an mich klammerte. Ihre Finger hatten sich in den Stoff an meiner Schulter gewühlt, ihr Gesicht war eine einzige Fratze der Angst, und nur auf mich hatte sie sämtliche Hoffnungen gesetzt.
    Irgendwie war es mir sogar gelungen, mein Kreuz wieder verschwinden zu lassen. Es steckte in meiner Tasche, und ich hatte beide Hände frei.
    Befreien brauchte ich mich trotzdem nicht. Das übernahm eine andere Kraft. Yodana schrie auf, als ihre Hände von meiner Schulter weg nach außen gebogen wurden. Die dünnen Finger glichen gespannten Sehnen, die einen Moment später mit einem gräßlich klingenden Singen rissen.
    Yodana taumelte von mir fort. Ich aber blieb stehen.
    Für einen Moment lichtete sich der Nebel. Wie durch ein großes
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