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Avalons böse Schwestern

Avalons böse Schwestern

Titel: Avalons böse Schwestern
Autoren: Jason Dark
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hatte ich Suko und den Abbé Bloch damals befreien können, so mußte ich einzig und allein auf meine Verbindungsperson Nadine Berger vertrauen.
    Ob sie aber über die Macht und auch die Kraft verfügte, die Grenzen so zu überwinden, daß es uns paßte, war fraglich.
    »Willst du nicht?«
    »Doch, ich habe nur nachgedacht.«
    Suko lachte leise. »Wenn du dich nicht traust, werde ich dich ein Stück begleiten.«
    »Okay, machen wir.«
    In diesem Augenblick wirkten wir wie zwei Schüler, die sich davor fürchteten, das Lehrerzimmer zu betreten, weil sie dort eine harte Strafe erwartete.
    Der erste Schritt ist immer der schwerste, heißt es. So war es auch bei mir. Dabei brauchte ich das Bein nur vorzusetzen und machte es schließlich Suko nach.
    Wir waren drin.
    Nein, uns hielt keine andere Welt umfangen. Es war alles normal. Zu beiden Seiten schützten uns die Innenseiten der Mauern. Das Tor war aus mächtigen Blöcken errichtet worden. Sie lagen aufeinander, und zwischen den Spalten hatten Moos und Gräser eine natürliche Schicht gebildet, die wie Mörtel hielt.
    Es passierte nichts.
    Niemand meldete sich. Wir hörten keine wispernden Stimmen, die durch unsere Köpfe tobten, die Nebelinsel hielt sich mit einer Begrüßung sehr zurück.
    Obwohl wir die Mitte, die Grenze also, noch nicht erreicht hatten, blieb ich stehen, was mir einen verwunderten Blick meines Partners einbrachte.
    »Keine Sorge, Suko, ich gehe nicht zurück. Ich möchte nur etwas verändern.«
    »Wie du meinst.«
    Es war mein Kreuz, das ich nicht mehr um den Hals tragen wollte.
    Deshalb streifte ich die Kette über den Kopf, ließ den Talisman für einen Moment auf meiner Handfläche liegen, um festzustellen, daß er überhaupt keine Reaktion zeigte.
    »Nichts?« fragte Suko sicherheitshalber.
    »Leider.«
    »Es ist wie bei Aibon, auch da kannst du mit deinem Kreuz keinen großen Eindruck schinden.«
    »Nadine kennt es!« Ich blieb stur.
    Suko war skeptischer. »Glaubst du denn daran, daß sie uns verfolgt?«
    »Das hoffe ich doch.«
    »Dann sollte sie auch eingreifen, verflixt, und uns den Weg zeigen.«
    »Noch haben wir die Mitte nicht erreicht. Wir stehen nach wie vor im normalen Teil des Tores. Die Grenze ist erst in der Mitte.«
    »Das muß ich dir glauben. Ich aber kann hindurchschauen, und ich sehe nichts anderes. Hinter dem Tor liegt kein Avalon, sondern die sogenannte normale Welt.«
    »Ja, das dachte ich auch einmal.« Das Kreuz blieb auf meiner Hand liegen, als ich auf die Mitte des Tores zuschritt. In mir lag eine Spannung, die nicht so leicht zu unterdrücken war. Das Kribbeln auf meinem Rücken erinnerte mich an schwache Stromstöße, und es verstärkte sich mit jedem weiteren Schritt.
    Ich war gespannt, ob alles noch so funktionierte wie damals. Ich lauerte darauf, das Fieber breitete sich in mir aus, und ich kam der Grenze immer näher.
    Suko war zurückgeblieben. Er schritt in meinem Windschatten. Mein Blick wechselte ständig. Einmal schaute ich nach vorn, dann wieder auf mein Kreuz.
    Beides blieb ohne Reaktion.
    Ich hatte die Länge des Durchgangs nicht abgemessen, instinktiv mußte ich mich auf mein Gefühl verlassen, und auch jetzt spürte ich, daß ich mich der Grenze näherte.
    Noch ein Schritt?
    Ich ging ihn.
    Dann der nächste.
    Jetzt mußte ich die Grenze zwischen den beiden Welten erreicht haben.
    Ich würde, wenn alles normal lief, einen Blick in die herrliche Landschaft der Nebelinsel werfen können, aber alles blieb so, wie ich es schon bei meinem Eintritt gesehen hatte.
    Jenseits des Tores breitete sich die ruhige normale Landschaft aus. Ich sah den Himmel, das Gras, aber nichts, was auf Avalon hingedeutet hätte.
    Auch das Kreuz reagierte nicht. Da war selbst die leichteste Spur von Wärme nicht auf meiner Handfläche zu spüren. Die Realität wollte nicht weichen, und dennoch kam es mir vor, als wären andere Kräfte dabei, nach mir zu fassen.
    Warum – was störte mich?
    War es möglicherweise die Stille, die zwischen den beiden Gangwänden herrschte? Selbst Suko hielt den Atem an, ich hörte ihn so gut wie nicht.
    Seltsam…
    Ich drehte mich zu meinem Freund hin um. Er stand da wie jemand, der vergessen worden war. Als er lächelte, hob er die Schultern. »Ich will für uns nicht hoffen, John, daß wir einen falschen Weg eingeschlagen haben, doch es deutet alles darauf hin. Ich sehe kein Fortkommen, keinen Erfolg.«
    »Das stimmt.«
    »Wieder zurück?«
    »Nein, wir werden hier warten. Du darfst die beiden Frauen
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