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Avalons böse Schwestern

Avalons böse Schwestern

Titel: Avalons böse Schwestern
Autoren: Jason Dark
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verschlossen.
    Langsamer als zuvor kehrte Rogetta zurück. Mit ihren weichen Stiefeln schleifte sie durch das Gras, das Gesicht zeigte einen entschlossenen Ausdruck, die oberen Zähne schimmerten, als wollte sie jeden Moment zubeißen.
    Beide waren mit besonderen Kräften ausgestattet worden. Der Teufel hatte sich eng um sie gekümmert, was aber nutzte es ihnen, wenn sie ihre Kräfte nicht einsetzen konnten?
    Rogetta blieb stehen.
    »Ich hatte es dir gesagt.« Yodana hob die Schultern.
    »Das weiß ich, aber ich wollte es selbst…« Sie beendete den Satz nicht, sondern stieß die Freundin mit einer harten Bewegung zur Seite, damit sie einen freien Blick bekam.
    Rogetta schaute hügelabwärts. Sie sah die breiten Stufen im Gras und erkannte auch die letzte dieser ungewöhnlichen Treppe. Nicht weit von ihr entfernt bewegten sich zwei Männer, die aus der Höhe ziemlich klein aussahen, aber rasch größer werden würden, denn sie fingen damit an, über die Stufen zu gehen, um das Tor ebenfalls zu erreichen.
    »Wir kriegen Besuch«, flüsterte Rogetta.
    Auch Yodana schaute hin. »Männer…«
    »Ja, was tun wir?«
    »Wir werden sie erwarten, aber so, daß sie uns nicht sehen können.«
    Hastig zerrte sie Rogetta zurück. Beide liefen jetzt durch das Tor, um sich an der Rückseite zu verstecken.
    Die mächtigen Steine deckten sie, und flüsternd besprachen beide ihren Plan…
    ***
    »Ich liebe Treppen«, sagte Suko, der ebenfalls mit kräftigen Schritten neben mir herschritt und vergeblich auf eine Antwort wartete, denn meine Gedanken drehten sich um ganz andere Dinge. Ich dachte darüber nach, daß ich vor kurzem erst eine Bewegung am Tor gesehen hatte. Zu einem zweiten Hinschauen war ich nicht mehr gekommen, denn da hatte sich diese Bewegung aufgelöst.
    Vielleicht war auch alles eine Täuschung, Einbildung oder ein Wunschtraum gewesen. Fest stand für uns, daß wir die beiden restlichen Frauen finden mußten. Wir wollten nicht, daß es ihnen gelang Avalon zu betreten. Dieses geheimnisvolle, im Unsichtbaren liegende Land sollte einfach seine Ruhe behalten und nicht gestört werden. Es war eine Welt der Wunder, und ich dachte auch daran, daß der Abbé in Avalon sein Augenlicht wiedergefunden hatte.
    Die Stufen waren breit. Zwischen ihnen gab es große Lücken, auf denen sattgrünes Gras wuchs. Der Himmel bewölkte sich immer mehr. Es wurde dunkler.
    Diese Welt war keine Legende. Die begann erst jenseits des Tores, vorausgesetzt, man ließ uns durch.
    Am Tor selbst bewegte sich nichts, was auch meinem Freund Suko aufgefallen war. »Sollten wir uns denn geirrt haben?« fragte er.
    »Nein, nein, das glaube ich nicht.«
    »Aber es ist niemand dort.«
    Ich hob die Schultern.
    Da Suko keine Antwort haben wollte, gab er sie sich selbst. »Nun ja, möglicherweise warten sie erst die Dunkelheit ab, um dann zu erscheinen. Oder trauern sie um das häßliche Geschöpf?«
    »Kann auch sein.«
    Suko warf mir einen spöttischen Blick zu und ging weiter. Wir hatten die Hälfte der Strecke schon hinter uns gelassen, waren nicht müde geworden, sondern beschleunigten unsere Schritte. Sehr weit holten wir aus und merkten auch den schwachen Film der Feuchtigkeit auf dem dichten Grasteppich.
    Ich ging diese Strecke nicht zum erstenmal. Doch wie zuvor war ich auch jetzt beeindruckt von der Größe des Tores. Seine Ausmaße konnte man nur als mächtig bezeichnen. Wie für die Ewigkeit errichtet wuchs es vor uns hoch, so daß wir Menschen uns ihm gegenüber ziemlich klein vorkamen. Je weiter wir den Hügel hochstiegen, um so flacher wurde er.
    Vor uns lagen die letzten Steine, und hier oben spürten wir den leichten Abendwind stärker als am Beginn der Treppe.
    Es war ein lauer Wind. Mir kam er vor, als würde er von Aibon herangetrieben, und er war erfüllt von den unzähligen Geschichten und Legenden, die sich um dieses Land rankten.
    Vor dem Tor blieben wir stehen.
    Suko schaute es sich besonders genau an. Er wunderte sich über die Breite des Eingangs, denn von unten her hatte es doch sehr schmal ausgesehen.
    »Und wenn du in der Mitte bist, hast du die Grenze überschritten, John. Ist es nicht so?«
    »Ja.«
    Er stieß mich an. »Versuche es.«
    Ich nickte. An diesem Abend spürte ich wenig Hoffnung in mir. Ich hatte einfach das Gefühl, auf verlorenem Posten zu stehen, weil ich nichts bei mir trug, was mir das Tor hätte öffnen können. Der Dunkle Gral befand sich nicht mehr in meinem Besitz. Er war in Avalon zurückgeblieben.
    Dadurch
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