Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Autofab

Autofab

Titel: Autofab
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Erdoberfläche
begraben,
    nur
die Zufahrtsrampen waren zu sehen. Der Lastwagen war ein Punkt, der mit
hoher Geschwindigkeit auf den riesigen Klotz aus schwarzem Metall
zuratterte. Augenblicklich entstand eine Öffnung in der
gleichförmigen Oberfläche; der Lastwagen tauchte hinein und
verschwand im Innern. Die Zufahrt schloß sich krachend.
    »Jetzt
haben wir das größte Stück Arbeit vor uns«, sagte
O’Neill. »Jetzt müssen wir sie dazu bringen, den
Betrieb einzustellen – sich selbst abzuschalten.«

    II

    Judith
O’Neill servierte den Leuten im Wohnzimmer heißen schwarzen
Kaffee. Ihr Mann redete, und die anderen hörten zu. O’Neill
konnte durchaus als Experte für Autofab-Systeme gelten, soweit es
überhaupt einen gab.
    Zu
Hause, im Bezirk Chicago, hatte er den Schutzzaun der örtlichen
Fabrik so lange kurzgeschlossen, daß er mit Datenbändern
davonkommen konnte, die in ihrem Nachhirn gespeichert waren. Die Fabrik
hatte natürlich sofort einen neuen, besseren Zaun konstruiert.
Aber er hatte bewiesen, daß die Fabriken nicht unfehlbar waren.
    »Das
Institut für Angewandte Kybernetik«, erklärte
O’Neill, »hatte das System völlig unter Kontrolle. Sei
nun der Krieg schuld daran oder die Störgeräusche in den
Verbindungsleitungen, die alle Kenntnisse gelöscht haben, die uns
fehlen. Das Institut hat es jedenfalls nicht geschafft, uns seine
Informationen zu übermitteln, so daß wir unsere
Informationen den Fabriken jetzt nicht übermitteln können
– die Nachricht, daß der Krieg vorbei ist und wir soweit
sind, die Kontrolle über den Industriebetrieb wieder zu
übernehmen.«
    »Und
in der Zwischenzeit«, setzte Morrison säuerlich hinzu,
»dehnt sich das verdammte System weiter aus und verbraucht dabei
immer mehr von unseren Rohstoffen.«
    »Ich habe langsam das Gefühl«, meinte Judith, »ich brauche
    bloß
fest genug mit dem Fuß aufstampfen, und schon lieg ich in einem
Fabriktunnel. Die müssen mittlerweile überall Stollen
haben.«
    »Gibt
es denn keinen Sperrbefehl?« fragte Perine nervös.
»Sind die Dinger etwa so konstruiert, daß sie sich
unbegrenzt ausdehnen?«
    »Jede
Fabrik ist auf ihren eigenen Betriebsbereich beschränkt«,
sagte O’Neill, »aber das System an sich ist unbegrenzt. Es
kann unsere Rohstoffe ewig weiter ausschöpfen. Das Institut hat
beschlossen, daß es höchste Priorität genießt;
wir einfachen Menschen kommen erst an zweiter Stelle.«
    »Ist denn dann überhaupt noch was für uns übrig?« wollte Morrison wissen.
    »Nur,
wenn wir den Betrieb des Systems stoppen können. Es hat schon ein
halbes Dutzend grundlegender Mineralien verbraucht. Seine
Suchmannschaften sind ununterbrochen im Einsatz, suchen überall
nach irgendeinem letzten Brocken, den sie mit in ihre Fabrik schleifen
können.«
    »Was würde passieren, wenn sich die Tunnels von zwei Fabriken kreuzen?«
    O’Neill
zuckte die Achseln. »Normalerweise passiert so etwas nicht. Jede
Fabrik verfügt über einen bestimmten Bereich unseres
Planeten, hat ihr eigenes kleines Stück vom großen Kuchen zu
ihrem ausschließlichen Nutzen.«
    »Aber es könnte doch passieren.«
    »Na
ja, sie sind ganz heiß auf Rohstoffe; solange noch irgendwas
übrig ist, spüren sie’s auch auf.« O’Neill
sann mit wachsendem Interesse über diesen Gedanken nach.
»Das wäre zu überlegen. Ich nehme an, wenn alles
knapper wird – «
    Er verstummte. Eine Gestalt war ins Zimmer gekommen; sie stand schweigend an der Tür und musterte sie.
    Im
trüben Schatten wirkte die Gestalt beinahe menschlich. Einen
kleinen Augenblick lang hielt O’Neill sie für einen
Nachzügler aus der Siedlung. Dann, als sie sich
vorwärtsschob, erkannte er, daß sie lediglich
menschenähnlich war: ein funktionelles, aufrechtes
Zweifüßer-Chassis mit aufmontierten Datenrezeptoren,
dazu Effektoren und Propriozeptoren in Form eines nach unten
führenden Wurms, der in Bodengreifern endete. Ihre
Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen war ein Beweis für
die Leistungsfähigkeit der Natur; eine sentimentale Nachahmung war
nicht beabsichtigt. Der Fabriksvertreter war da.
    Er
begann ohne Umschweife. »Dies ist eine Datensammlungsmaschine,
die in der Lage ist, auf mündlicher Basis zu kommunizieren. Sie
verfügt sowohl über Sende- als auch Empfangseinrichtungen und
kann Fakten integrieren, die für ihre derzeitige Untersuchung
relevant sind.«
    Die
Stimme war angenehm, selbstsicher. Offenbar ein Band, das irgendein
Techniker des Instituts vor dem Krieg aufgenommen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher