Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Autofab

Autofab

Titel: Autofab
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
passiert.
    Enttäuscht
wandte sich Morrison vom Fenster ab und fluchte. »Es hat keinen
Zweck. Als ob sie füreinander nicht existieren.«
    Allmählich
entfernte sich die Forschungsmannschaft von der Lorenschlange, vorbei
an den Bergbauarbeiten und über einen Hügelkamm dahinter. Sie
hatten es nicht besonders eilig; sie fuhren davon, ohne auf das
Erzsammler-Syndrom zu reagieren.
    »Vielleicht sind sie von derselben Fabrik«, meinte Morrison hoffnungsvoll.
    O’Neill
deutete auf die Antennen, die auf den größeren
Bergbaumaschinen zu sehen waren. »Ihre Spiegel haben einen
anderen Vektor, also vertreten die hier zwei Fabriken. Das wird schwer;
wir müssen es ganz genau hinkriegen, sonst reagieren sie
nicht.« Er schaltete das Funkgerät ein und erwischte den
Horchfunker der Siedlung. »Irgendwelche Resultate bei den
erledigten Bestellungen?«
    Der Diensthabende stellte ihn zu den Verwaltungsbüros der Siedlung durch.
    »Sie
trudeln langsam ein«, sagte Perine. »Sobald wir
genügend Proben zusammenhaben, versuchen wir zu bestimmen, welche
Rohstoffe welchen Fabriken fehlen. Das wird ziemlich riskant, auf der
Basis komplexer Produkte zu extrapolieren. Vielleicht gibt es eine
Reihe von Grundelementen, die die verschiedenen Unterabteilungen gemein
haben.«
    »Was
passiert, wenn wir das fehlende Element identifiziert haben?«
wollte Morrison von O’Neill wissen. »Was passiert, wenn wir
zwei Tangentialfabriken haben, denen derselbe Rohstoff ausgeht?«
    »Dann«,
sagte O’Neill grimmig, »fangen wir an, den Rohstoff selbst
zu sammeln – und wenn wir alles einschmelzen müssen, was die
Siedlungen hergeben.«

    III

    In
der mottenzerfressenen Dunkelheit der Nacht regte sich ein schwacher
Wind, kalt und matt. Dichtes Unterholz klirrte metallisch. Hier und da
streifte ein nächtlicher Nager umher, mit überwachen Sinnen,
lauernd, Pläne schmiedend, auf der Suche nach Nahrung.
    Die
Gegend war verlassen. Meilenweit gab es keinerlei menschliche
Siedlungen; die gesamte Region lag in Asche, wiederholte
H-Bomben-Explosionen hatten sie ausgebrannt. Irgendwo in der dichten
Dunkelheit quälte sich ein träges Wasserrinnsal über
Schlacke und Unkraut, tropfte dickflüssig in ein ehemals
kunstvolles Labyrinth von Abwasserkanälen. Die Rohre waren
geborsten und zerbrochen, ragten in die nächtliche Dunkelheit
empor, von Kletterpflanzen überwuchert. Der Wind trieb Wolken
schwarzer Asche hoch, die zwischen dem Unkraut umherwirbelten und
tanzten. Einmal regte sich schläfrig ein riesiger imitierter
Zaunkönig, raufte sein grobes schützendes Nachtkleid aus
Lumpen um sich und döste ein.
    Eine
Zeitlang rührte sich nichts. Ein Sternstreifen zeigte sich am
Himmel oben, leuchtete starr, fern. Earl Perine schauderte, spähte
hinauf und drängte sich näher an das pulsierende Heizelement
heran, das zwischen den drei Männern auf der Erde stand.
    »Na, und?« fragte Morrison zähneklappernd.
    O’Neill gab keine Antwort. Er rauchte eine Zigarette,
    drückte
sie an einem verwitterten Schlackehügel aus, zog sein Feuerzeug
hervor und zündete sich die nächste an. Der Wolframklumpen
– ihr Köder – lag unmittelbar vor ihnen, keine hundert
Meter entfernt.
    In
den letzten paar Tagen war den Fabriken in Detroit und Pittsburgh das
Wolfram ausgegangen. Und in mindestens einem Bereich überlappten
sich ihre Systeme. In diesem schwerfälligen Haufen steckten
Präzisionsschneidewerkzeuge, aus elektrischen Schaltern
herausgerissene Kleinteile, hochwertige chirurgische Geräte, Teile
von Dauermagneten, Meßinstrumenten – Wolfram aus jeder
erdenklichen Quelle, fieberhaft aus allen Siedlungen zusammengetragen.
    Dunkler
Nebel lag über dem Wolframhaufen. Gelegentlich kam ein Nachtfalter
herabgeflattert, angezogen vom funkelnd reflektierten Sternenlicht. Der
Falter hing einen Augenblick in der Luft, schlug mit seinen langen,
dünnen Flügeln vergeblich gegen das verflochtene Metallgewirr
und schwebte dann davon, hinein in den Schatten der dichtgewachsenen
Weinstöcke, die aus den Stümpfen von Abflußrohren
aufragten.
    »Nicht gerade ein besonders hübsches Plätzchen hier«, meinte Perine bitter.
    »Reden
Sie sich doch nichts ein«, gab O’Neill zurück.
»Das hier ist das hübscheste Plätzchen auf Erden. Das
hier ist die Stelle, die das Grab des Autofab-Systems markiert. Eines
Tages werden die Menschen hierherkommen und danach suchen. Dann steht
hier ein Denkmal, eine Meile hoch.«
    »Sie
versuchen doch bloß, sich Mut zu machen«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher