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Autofab

Autofab

Titel: Autofab
Autoren: Philip K. Dick
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mit
Höchstgeschwindigkeit davon. Eine zweite folgte, mit Wolfram
überladen. Ein Suchkäfer aus Detroit holte sie ein, schnitt
ihr mit einer heftigen Drehung den Weg ab und kippte sie glatt um.
Käfer und Lore rollten einen flachen Graben hinab in einen
brackigen Tümpel. Triefend und glitzernd rangen die beiden
miteinander, halb unter Wasser.
    »Tja«,
meinte O’Neill unsicher, »wir haben’s geschafft. Wir
können uns auf den Heimweg machen.« Seine Beine waren
schwach. »Wo ist unser Wagen?«
    Als
er den Laster auf Touren brachte, blitzte in weiter Ferne etwas auf,
etwas Großes aus Metall, das sich über tote Schlacke und
Asche dahinwälzte. Es war ein dichter Haufen von Loren, eine
geballte Lawine von schweren Erztransportern, die auf den Ort des
Geschehens zurasten. Aus welcher Fabrik sie wohl kamen?
    Das
spielte keine Rolle, denn aus dem dicken Geflecht von schwarzen,
triefenden Weinstöcken kam ein Netz von Kontereinheiten auf sie
zugekrochen. Beide Fabriken zogen ihre mobilen Anlagen zusammen. Von
überall her schlitterten und krochen Käfer, drängten
sich um die Reste des Wolframhaufens. Keine der beiden Fabriken
würde sich den dringend benötigten Rohstoff durch die Lappen
gehen lassen; keine der beiden würde ihren Fund aufgeben.
Blindlings, mechanisch, im Banne unabänderlicher Direktiven,
bemühten sich die beiden Gegner, eine Übermacht
zusammenzuziehen.
    »Los«, drängte Morrison. »Hauen wir endlich ab. Gleich ist hier der Teufel los.«
    O’Neill
drehte den Lastwagen eilig Richtung Siedlung. Ratternd machten sie sich
auf den Rückweg durch die Dunkelheit. Von Zeit zu Zeit schoß
ein Metallschatten an ihnen vorbei in die entgegengesetzte Richtung.
    »Habt ihr gesehen, was die letzte Lore geladen hatte?« fragte Perine besorgt. »Die war nicht leer.«
    Genausowenig wie die Loren, die ihr hinterherkamen, eine
    ganze
Kolonne prallvoller Versorgungstransporter, die von einer komplizierten
hochrangigen Überwachungseinheit gesteuert wurden.
    »Gewehre«,
sagte Morrison mit vor Angst weit aufgerissenen Augen. »Die
schaffen Waffen ran. Aber wer soll denn damit umgehen?«
    »Die
da«, antwortete O’Neill. Er deutete auf eine Bewegung
rechts von ihnen. »Sehen Sie mal, da drüben. Mit so was
hatten wir nicht gerechnet.«
    Jetzt sahen sie, wie der erste Fabriksvertreter ins Gefecht ging.
    Als
der Lastwagen in die Kansas-City-Siedlung einfuhr, hetzte Judith ihnen
atemlos entgegen. In ihrer Hand flatterte ein Streifen
Metallfolien-Papier.
    »Was ist denn los?« fragte O’Neill und riß ihn ihr aus den Fingern.
    »Grad
gekommen.« Seine Frau schnappte nach Luft. »Ein Wagen
– kam angerast, hat’s abgeworfen – und ist wieder
weg. Riesenaufregung. Mensch, die Fabrik ist – ein loderndes
Lichtermeer. Man kann es meilenweit sehen.«
    O’Neill
überflog das Papier. Es war eine Bescheinigung der Fabrik
über den letzten Posten von Siedlungsbestellungen, eine
vollständige Tabelle der erbetenen und von der Fabrik analysierten
Bedarfsgegenstände. Quer über der Liste prangten in dicken
schwarzen Lettern sechs ominöse Wörter:
    ALLE LIEFERUNGEN BIS AUF WEITERES EINGESTELLT
    O’Neill
atmete scharf aus und gab das Papier an Perine weiter. »Keine
Konsumgüter mehr«, meinte er spöttisch; ein
nervöses Grinsen durchzuckte sein Gesicht. »Das System
stellt auf kriegsmäßige Produktion um.«
    »Dann haben wir’s also geschafft?« fragte Morrison zögernd.
    »Genau«,
sagte O’Neill. Jetzt, wo sich der Konflikt entzündet hatte,
verspürte er wachsendes, eisiges Entsetzen. »Pittsburgh und
Detroit kämpfen bis zur Entscheidung. Jetzt gibt es für uns
kein Zurück mehr – die suchen sich Verbündete.«

    IV

    Das
kühle Licht der Morgensonne lag über der wüsten Ebene
aus schwarzer Metallasche. Die Asche glomm in einem stumpfen,
ungesunden Rot; sie war noch warm.
    »Paß
auf«, warnte O’Neill. Er nahm den Arm seiner Frau und
brachte sie fort von dem verrosteten, durchhängenden Lastwagen,
hinauf zur Spitze einer Pyramide aus versprengten Betonblöcken,
den verstreuten Überresten eines befestigten Bunkers. Earl Perine
folgte ihnen, kam zögernd, vorsichtig nach.
    Hinter
ihnen erstreckte sich die verfallene Siedlung, ein chaotisches
Würfelmuster aus Wohnhäusern, anderen Gebäuden und
Straßen. Seitdem das Autofab-System Versorgung und Wartung
eingestellt hatte, waren die menschlichen Siedlungen halb in Barbarei
zurückgefallen. Die Gebrauchsgegenstände, die ihnen blieben,
waren kaputt und nur
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