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Autofab

Autofab

Titel: Autofab
Autoren: Philip K. Dick
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mit einem Sieb Wasser schöpfen würde.«
    »Wir
sind geliefert«, pflichtete Perine elend und japsend bei,
»wie immer. Wir Menschen ziehen jedesmal den kürzeren.«
    Der
Lastwagen betrachtete sie gelassen, seine Rezeptoren teilnahmslos und
leer. Er tat nur seine Arbeit. Das erdumspannende System von
automatischen Fabriken erfüllte die Aufgabe reibungslos, die man
ihm vor fünf Jahren auferlegt hatte, in der Anfangsphase des
Totalen Globalen Konflikts.
    »Da
geht er hin«, bemerkte Morrison traurig. Der Lastwagen hatte die
Antenne eingefahren; er schaltete in einen niedrigen Gang und
löste die Feststellbremse.
    »Ein
letzter Versuch«, sagte O’Neill. Er griff sich einen der
Kartons und riß ihn auf. Er zerrte einen Vierzig-Liter-Kanister
Milch heraus und schraubte den Deckel ab. »So blöd das auch
sein mag.«
    »Das
ist doch albern«, protestierte Perine. Widerwillig suchte er sich
in den verstreuten Trümmern einen Becher und tauchte ihn in die
Milch. »Einfach kindisch!«
    Der Lastwagen hatte angehalten und beobachtete sie.
    »Los«, befahl O’Neill spitz. »Genau wie wir’s geübt haben.«
    Rasch
tranken alle drei aus dem Milchkanister, ließen sich die Milch
dabei absichtlich übers Kinn rinnen; was sie da taten, durfte auf
keinen Fall mißverstanden werden.
    Wie
vorgesehen, war O’Neill der erste. Mit wildverzerrtem Gesicht
schleuderte er den Becher von sich und spuckte die Milch angeekelt auf
die Straße.
    »Um Gottes willen!« würgte er.
    Die
beiden anderen taten dasselbe; sie stampften mit den Füßen
auf und fluchten laut, traten den Milchkanister um und funkelten den
Lastwagen vorwurfsvoll an.
    »Die ist nicht mehr gut!« brüllte Morrison.
    Neugierig
geworden, kam der Lastwagen langsam zurück. Elektronische Synapsen
klickten und sirrten, reagierten so auf die Situation; seine Antenne
schoß in die Höhe wie eine Fahnenstange.
    »Ich
glaub, das ist es«, sagte O’Neill zitternd. Der Lastwagen
schaute zu, wie er einen zweiten Milchkanister hervorzerrte, den Deckel
abschraubte und den Inhalt probierte. »Dasselbe!« schrie er
den Lastwagen an. »Die ist genauso schlecht!«
    Aus
dem Lastwagen ploppte ein Metallzylinder. Der Zylinder fiel Morrison
vor die Füße; hastig griff er danach und riß ihn auf.
    ERBITTE GENAUE FEHLERANGABE
    Das
Instruktionsverzeichnis listete reihenweise mögliche Defekte auf,
dahinter je ein ordentliches Kästchen; es war ein Lochstab
beigelegt, um den speziellen Mangel des Produkts zu kennzeichnen.
    »Was
soll ich angeben?« fragte Morrison. »Kontaminiert?
Bakteriell verseucht? Sauer? Ranzig? Falsch ausgezeichnet? Zerbrochen?
Zerquetscht? Rissig? Verbogen? Verunreinigt?«
    O’Neill
dachte rasch nach. »Geben Sie gar nichts an«, meinte er.
»Die Fabrik ist garantiert in der Lage, sie zu testen und neue
Proben zu entnehmen. Sie erstellt ihre eigene Analyse und
ignoriert uns dann.« Seine Miene hellte sich auf, als ihn die
Eingebung überfiel. »Schreiben Sie in die freie Zeile da
unten. Da ist Platz für weitere Daten.« »Was soll ich
denn schreiben?«
    »Schreiben Sie: Das Produkt ist vollkommen fieselig«, sagte O’Neill.
    »Was ist denn das?« fragte Perine verwirrt.
    »Schreiben
Sie schon! Das ist semantischer Quark – das versteht die Fabrik
bestimmt nicht. Vielleicht können wir so die Arbeiten
blockieren.«
    Mit
O’Neills Füller trug Morrison sorgfältig ein, die Milch
sei fieselig. Kopfschüttelnd versiegelte er den Zylinder wieder
und gab ihn dem Lastwagen zurück. Der Lastwagen schnappte sich die
Milchkanister und ließ seine Ladeklappe säuberlich
einrasten. Mit quietschenden Reifen raste er davon. Aus seinem Schlitz
titschte ein letzter Zylinder; der Lastwagen fuhr eilig weiter und
ließ den Zylinder im Staub liegen.
    O’Neill hob ihn auf und hielt das Papier hoch, damit die anderen es sehen konnten.
    EIN FABRIKSVERTRETER WIRD SICH BEI IHNEN MELDEN. HALTEN SIE KOMPLETTE DATEN ÜBER PRODUKTFEHLER BEREIT.
    Einen
Augenblick lang schwiegen die drei Männer. Dann fing Perine an zu
kichern. »Wir haben’s geschafft. Wir haben Kontakt. Wir
sind durchgekommen.«
    »Allerdings«,
pflichtete O’Neill bei. »Von einem fieseligen Produkt hab
ich noch nie was gehört.«
    Tief
in den Bergsockel gehauen lag der riesige Metallwürfel der Fabrik
von Kansas City. Seine Oberfläche war korrodiert, mit
Strahlungspocken übersät, rissig und zernarbt von den
fünf Kriegsjahren, die über ihn hinweggefegt waren. Der
größte Teil der Fabrik war unter der
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