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Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi

Titel: Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi
Autoren: Deon Meyer
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sein Handy hervor und rief Nita an.

    Um kurz nach zehn saß er an seinem Tisch im Restaurant und sah der jungen Journalistin beim Essen zu. Und er dachte: Wer so schlemmt, der kann nur Gutes schreiben.
    Pearlie unterhielt sich hier, lachte dort, seine Meisterköchin, sein molliges Herzblatt, ganz in ihrem Element. Endlich gesellte sie sich zwischendurch einmal rasch zu ihm. »Mein Herz«, sagte sie strahlend, »ich weiß nicht, wie die beiden Kinder das fertiggebracht haben!«
    Er lächelte nur. Dann trat eine feine, zarte Dame zu Pearlie und legte ihr die schlanke Hand auf die Schulter. »Mevrou October«, sagte sie mit sanfter, höflicher Stimme. Sie hatte ein bildschönes Gesicht, umrahmt von kurzen braunen Haaren. »Mein Name ist Annali Delsink. Wir sind extra den ganzen Weg von Somerset-Wes aus bis zu Ihnen gefahren. Normalerweise esse ich nicht gerne auswärts, denn in den meisten Restaurants ist das Gemüse bis zur Unkenntlichkeit zerkocht. Ihres dagegen – einfach phantastisch!«
    »Vielen Dank«, erwiderte Pearlie bescheiden auf das Lob der bekannten Künstlerin.
    »Ich will ja nicht neugierig sein«, fuhr Mevrou Delsink fort. »Aber mit so wenigen Leuten, so wenig Personal – wie finden Sie nur genug Zeit für alles?«
    »Ach«, fiel Kripo-Superintendent Johnnie October rasch ein, »wir nehmen uns eben die Zeit …«

    Interview mit Pearlie

    Eine Frage zu Ihrem Restaurant: Wie lange haben Sie auf diesen Traum hingearbeitet und gespart, bevor er Wirklichkeit wurde?
    Man könnte sagen, dass dieser Traum seit 1976 existierte, als die Ärzte Johnnie und mir eröffneten, dass wir keine Kinder haben würden. Damals wollte Johnnie mich trösten. Wir setzten uns hin, er nahm meine Hände und sagte: »Pearlie, das ist sehr traurig, aber es ist unser Schicksal. Wie das Leben so spielt. Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder wir hadern damit und hängen diesem einen zerstörten Traum für immer nach, oder wir blicken in die Zukunft und leben auf neue Träume hin.« Ich wollte in dem Moment nichts hören, dafür litt ich zu sehr, aber Johnnie ließ nicht locker und fragte immer wieder: »Wie sieht dein Traum aus, Pearlie?« Und irgendwann antwortete ich ihm, dass ich gerne mein eigenes Restaurant eröffnen und den Gästen traditionelle Gerichte aus der Kap-Region servieren würde.

    Ihr Angebot ist stark von der kapmalaiischen Küche beeinflusst – wie kommt das? Wo Sie doch, wie ich gehört habe, keine Muslimin sind?
    Das ist eine andere Geschichte. Wissen Sie, meine Mutter war Muslimin, und mein Vater, ein Fischer, war Methodist.Eines schönen Sommerabends begegneten sie sich am Kiosk, bei Parkers Corner Shop in
District Six
, und es war Liebe auf den ersten Blick. Aber ihre unterschiedlichen Religionen standen ihrer Verbindung im Wege, und so liefen sie weg, nach Saldanhabaai. Dort wurde ich drei Jahre später geboren, am 23. Juli 1952. Meine Mutter hat mir das Kochen beigebracht, deswegen ist mir die muslimische Küche unserer Region so vertraut.

    Einige Leser haben uns bereits geschrieben und sich nach den Gerichten erkundigt, die Sie servieren. Könnten Sie für uns vielleicht eine Art »erklärende Speisekarte« zusammenstellen? Was sind zum Beispiel Fancies, Sabanang, Boeber, Kabobs, Pienangcurry, Essies, Rulle und Dhaltjies? Und können Sie uns vielleicht ein erfrischendes, einfaches Sambal-Gericht für die warmen Sommertage empfehlen?
    Ach, das erlebe ich auch bei uns im »Kaapse Kos« sehr häufig, dass die Gäste sagen: »So klangvolle afrikaanse Namen, aber wir wissen gar nicht, was sich dahinter verbirgt.« Wir sprechen dieselbe Sprache, leben aber aneinander vorbei. Ich finde, das ist ein schöner Nebeneffekt des Restaurants, dass wir einander besser kennenlernen.
    Natürlich erzähle ich Ihnen gerne etwas über die Gerichte, die wir anbieten:
    Fancies auf einer dekorativen Platte sind immer eine Augenweide. Dabei sind sie ganz einfach zuzubereiten. Man backt einen Grundrührteig in einer viereckigen Form. Den flachen Kuchen schneidet man anschließend in Quadrate, überzieht diese mit Glasur und verziert jedes Stück mitSchlagsahne und Kirschen oder Nüssen. Manchmal verwende ich auch ganze kleine Grünfeigen als farblichen Kontrast.
    Sabanang ist ein mildes Curry aus Lammhackfleisch. Nachdem man das Hackfleisch mit Knoblauch und Zwiebeln in der Pfanne braun angebraten hat, vermischt man es mit zerdrückten Kartoffeln und den Gewürzen und backt es dreißig Minuten lang im Ofen.
    Boeber
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