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Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi

Titel: Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi
Autoren: Deon Meyer
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mehr?«, fragte sie zutiefst enttäuscht.
    »Mein Leben hat sich seitdem verändert«, erwiderte er ausweichend.
    »Aber Sie glauben noch immer, dass es möglich ist?«
    Pearlies Worte kamen ihm wieder in den Sinn, als sie zwei Monate zuvor in der Seitenstraße neben dem Restaurant gestanden und hinauf zu dem frisch gemalten Schild
Kaapse Kos
geblickt hatten. Pearlie hatte ihre Hand in seine gelegt und gesagt: »Siehst du, mein Herz, du hattest recht. Man kann kraft seines Geistes Geschehnisse beeinflussen. Und Träume werden wahr.« Für einen Augenblick hatte er selbst wieder daran geglaubt, bis er erkannte, dass sie ihn bloß trösten wollte.
    »Ja, es ist möglich«, antwortete er schließlich, denn das war es wohl, was die Frau am Telefon hören wollte.
    »Ja«, pflichtete sie ihm bei, »das ist es. Aber wenn man mit anderen darüber redet, lachen sie einen aus. Ich war nervös, weil ich Angst hatte, ausgelacht zu werden. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass Sie mir glauben würden.« Sie klang geradezu verzweifelt.
    Plötzlich befürchtete er, sie könne tatsächlich verrückt sein, eine dieser psychisch gestörten, depressiven Gestalten, die immer dann anriefen, wenn ein Mord in die Schlagzeilen geraten war. Sie meldeten sich mit seltsamen Erklärungen oder Forderungen und beharrten äußerst eindringlich und ernsthaft darauf, dass ihre Theorien über Dämonen, Außerirdische, Zauberei oder die Illuminati auf tatsächlichen und persönlichen Erfahrungen beruhten. Nach dem Fall Florian hatten sie ihn mit Anrufen bombardiert: drängende Flüsterstimmen, die ihm versicherten, dass auch sie an das Metaphysische, das Übersinnliche und die Existenz außersinnlicher Erfahrungen glaubten. Er versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, aber vergeblich: »Ich glaube Ihnen«, sagte er wenig überzeugend.
    Wieder schwieg sie lange. »Heute Nachmittag, wenn Sie in Ihren Cressida einsteigen, werde ich es Ihnen beweisen«, sagte sie und legte auf.

    Als er um kurz nach vier am Empfang vorbeiging, rief Mavis ihm hinterher: »Johnnie!«
    Er schaute durch ihr Glasschiebefenster und sah, dass ihre Augen schalkhaft funkelten.
    »Wer ist eigentlich dieses Mädchen, das dich dauerndspätnachmittags anruft?« Richtig, C. hatte auch tags zuvor um Viertel vor vier angerufen, und der Brief vorgestern war um dieselbe Zeit abgegeben worden. Was hatte das zu bedeuten?
    Ihm fiel etwas ein. »Kannst du die Nummern der Anrufer erkennen?«
    »Nicht immer. Willst du damit sagen, dass du eine heimliche Verehrerin hast?«
    »Was denn sonst, bei meinem Aussehen …«
    Mavis lachte. »Johnnie!« Dann sah sie ihn und fügte in einem ernsteren Ton hinzu: »Endlich! Du warst schon lange nicht mehr zu Witzchen aufgelegt.« Ihre Telefonanlage gab elektronische Geräusche von sich, vier, fünf Lämpchen blinkten. »Wenn sie morgen noch mal anruft, schreibe ich ihre Nummer auf, falls ich sie erkennen kann.« Ihre Finger huschten über die Tasten, und sie meldete sich zweisprachig, auf Afrikaans und Englisch: »Südafrikanische Polizei, Provinziale Sondereinheit, guten Tag, was kann ich für Sie tun?«

    Am Ausgang hielt er zunächst inne und ließ den Blick über den Parkplatz schweifen, entdeckte aber nichts Außergewöhnliches. Gemächlich ging er zu seinem Toyota hinüber. Sie wusste also, dass er einen Cressida fuhr! Vor dem Fahrzeug blieb er stehen und sah sich nochmals um. Ein Opel mit breiten Reifen und röhrendem Auspuff raste den Kasselsvleiweg hinunter, und aus den Boxen wummerte amerikanischer Rap wie ein hämmernder Herzschlag. Er schüttelte den Kopf. Diese jungen Leute! Keine Manieren mehr. Er wartete, bis das Bumm-bumm um die Ecke verschwunden war, dann schloss er den Cressida auf.
    Er sah immer noch nichts.
    Er stieg ein.
    Streckte die Hand aus, um die Tür zuzuziehen.
    Dann fuhr er vor Schreck zusammen. Wie aus dem Nichts lag plötzlich ein großer alter Wecker auf seinem Schoß, der scheppernd läutete.

4.
    Er war vor Schreck wie gelähmt. Urplötzlich lag dieser Riesenwecker auf seinem Schoß und schrillte laut und lang anhaltend! Verständnislos starrte er das Ding an, kam wieder zur Besinnung und warf den Wecker auf den Beifahrersitz, wo er weiterklingelte, vibrierend, als führe er ein Eigenleben.
    Es dauerte, bis October begriff, dass er den Knopf auf der Oberseite drücken musste. Plötzlich herrschte Stille, und er hörte nur noch das Rauschen seines eigenen Pulsschlags.
    Er blickte auf seine zitternden
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