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Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi

Titel: Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi
Autoren: Deon Meyer
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glaube, das ist deine Chance, die Sache mit Florian endlich wiedergutzumachen.« Dann fuhr sie ruhiger fort: »Bitte, mein Herz. Gib ihr eine Chance. Gib dir selbst eine Chance, denn du hast es verdient.«
    Er sah seine Frau an, die hübschen Rundungen ihres Gesichts, die großen, dunklen Augen, die Liebe und das Mitgefühl, das aus ihrem Blick sprach. Er dachte daran, wie schwierig das Zusammenleben mit ihm in den letzten elf Jahren gewesen sein musste. Nein, er wollte dies nicht für sich tun, er war ein hoffnungsloser Fall. Er musste es für sie tun. Für seine Pearlie, die soviel Geduld bewiesen und es die ganze Zeit mit ihm ausgehalten hatte.
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie zärtlich auf die Stirn. »Ich tu’s«, sagte er. »Ich tu’s.«

    Er erledigte seine Arbeit mechanisch und wartete den ganzen Vormittag auf das Klingeln des Telefons.
Sie sind der Einzige, der dem Morden ein Ende bereiten kann.
Das konnte nichts anderes heißen, als dass Hayward und Holtzhausen nur der Anfang gewesen waren. Es musste eine Verbindung zwischen ihnen bestehen, sie mussten Teil eines Prozesses, einer Serie sein. Zur Teezeit nahm er sich wieder den Ordner vor, suchte Zusammenhänge, fand aber keine.
    Ich bin der lebende Beweis
, hatte die Frau geschrieben. Aber wovon? Von seiner These, dass man kraft seines Geistes Dinge ins Rollen bringen konnte? Daran glaubte er schon lange nicht mehr.
    Ich war nervös …
Warum? Schwebte sie in Gefahr? Hatte sie etwas mit den Verbrechen zu tun? War sie vielleicht die Mörderin?
    Sie rief nicht an.
    Um kurz nach drei war er mit seiner Arbeit fertig und setzte sich erneut an den Ordner. Sorgfältig las er die Unterlagen durch, von vorne bis hinten. Ihm wurde immer klarer, dass dieser Fall Fleißarbeit erforderte und Zeit, die er eigentlich nicht entbehren konnte. Um halb vier fand er die Telefonnummer von Haywards Firma und rief dort an. Er wurde drei Mal weiterverbunden, ehe er jemanden am Apparat hatte, der ihm seine Frage beantworten konnte. »Nein«, sagte der Mann. »Wir haben noch nie die Kanzlei Holtzhausen & Finch bei unseren Transaktionen hinzugezogen.«
    Doch irgendeine Verbindung musste es geben!
    Um Viertel vor vier läutete das Telefon.
    »John October.«
    »Superintendent, bitte, das mit gestern tut mir ja soleid …« Dieselbe Stimme, dasselbe Flüstern, als habe sie Angst, das Gespräch würde belauscht.
    »Nein, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.«
    »Nein, nein …« Erleichterung sprach aus ihrer Stimme. »Ich habe alles falsch gemacht.«
    »Schwamm drüber«, sagte er. »Wir sollten lieber über diese … Vorfälle reden. Sie behaupten also, es sei Mord gewesen.«
    »Ich bin mir ganz sicher.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Sie schwieg einen Augenblick. »Weil ich weiß, wie der Mörder vorgegangen ist.«
    »Wie denn?«, fragte er spontan.
    Sie schwieg erneut, diesmal noch länger. »Superintendent …«
    »Johnnie.«
    »Ich … Es ist sehr kompliziert zu erklären, wissen Sie …«
    »Aber Sie glauben jedenfalls, dass es weitere Morde geben wird?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Der erste Schritt wäre vielleicht, herauszufinden, ob es bisher ähnliche Fälle gegeben hat. Ungeklärte, rätselhafte Morde …«
    »Die sich jeder Erklärung entziehen?«
    »Ja. Ich habe schon im Internet recherchiert, aber nichts gefunden. Aber wenn man in den Datenbanken der Polizei nachforschen könnte …«
    »Können Sie mir sagen, wie Sie darauf kommen, dass es noch weitere Morde gegeben hat?«
    Wieder zögerte sie. »Superintendent, ich habe solche Angst! Ich möchte nicht, dass Sie mich für … irgendwie durchgedreht halten.« Ihre Ausdrucksweise und irgendetwasin ihrer ganzen Art und ihrer Stimme sagten ihm, dass sie noch jung sein musste.
    »Nein, ich halte Sie nicht für durchgedreht. Trotzdem habe ich mich gefragt, warum Sie sagten, Sie seien so nervös gewesen.«
    Sie schwieg so lange, dass er schon befürchtete, sie habe aufgelegt. »Weil viele glauben … weil die meinen, dass …« Plötzlich fuhr sie eindringlich und hastig fort: »Bitte sagen Sie mir, Superintendent, ob sie wirklich glauben, was Sie 1997 in der Zeitung gesagt habe?« Es war ein Flehen, keine Frage.
    »Dass man kraft seines Geistes Geschehnisse anstoßen kann?«
    »Ja!«
    Er fühlte sich unbehaglich und wusste auch warum – man verbrennt sich nicht zwei Mal an demselben Feuer die Finger. Schließlich ging er auf Nummer sicher: »Damals habe ich daran geglaubt.«
    »Aber heute nicht
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