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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition)
Autoren: Sabine Hartmann
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Bei dem Krach würde der Eisberg bersten, bevor er Schaden anrichten kann.“
    Timo deutete High five an. „Ich denke, wir haben den coolsten Einsatzort erwischt. Vielleicht können wir uns was abgucken für die Star Oils.“
    „Willste wirklich noch was für die Abi-Entlassung auf die Beine stellen? Das sind nur noch sechs Wochen oder so“, sagte Valentin.
    Timo winkte ab. „Auf jeden… Sobald wir ’ne Idee haben, geht’s rund.“
    „Material brauchen wir auch“, wandte Philip ein.
    „Die Zehnten haben bald Mündliche, und wir schreiben noch Mathe.“
    Julia kaute ständig Kaugummi, sodass sie oft nicht gut zu verstehen war.
    „Willst du dafür etwa lernen?“, fragte Timo, ohne sie anzusehen.
    „Du hast gut reden. Mir würgt der Heckmann mündlich garantiert ’ne Fünf ins Zeugnis. Ich brauche unbedingt eine gute schriftliche Arbeit, an der es nichts zu rütteln gibt.“
    „Bleibste eben sitzen. Dann kannst du mit Vale und Nora in eine Klasse gehen. Und voilà, den Heckmann biste auch los. Null Problemo.“ Timo grinste breit.
    ‚Für dich vielleicht‘, dachte Lars. „Deine Eltern stehen immer hinter dir, egal wie hoch der Bockmist liegt, mit dem du gebaut hast.“
    „Tickst du noch sauber?“ Julia befreite sich mit einem Sprung zur Seite aus Timos Umarmung. „Mein Vater nimmt mich von der Schule, wenn ich das Jahr nicht packe.“ Etwas leiser fügte sie hinzu: „Und meine Mutter wird wochenlang ächzen, stöhnen und jammern, weil ich sie sooooo enttäuscht habe.“
    Mit verstellter, leidender Stimme sagte sie: „Julia, Kind, habe ich nicht alles für dich getan?“
    „Die können dir gar nichts. Du gehst zum Jugendamt oder zur Polizei und zeigst sie an.“
    Lars konnte gut verstehen, dass Julia darauf nicht einmal antwortete. Wer zeigte schon seine Eltern an? Blöde Eltern waren immer noch besser als gar keine oder welche, die sich ständig zankten und schließlich scheiden ließen.
    Philip strich sich die Haare aus der Stirn und ging einen Schritt auf Julia zu. „Wenn du möchtest, erkläre ich dir das mit der Kurvendiskussion am Wochenende noch mal. Du musst am Mittwoch bestimmt an die Tafel.“
    „Du bist lieb, danke.“ Julia sah Philip aus schwarz umrandeten Augen an, in denen Tränen schwammen.
    Philip wich ihrem Blick aus, indem er seinen Pony wieder vor die Augen rutschen ließ. „Ich ruf dich an, und dann verabreden wir uns.“
    Lars beobachtete Philip. Er konnte nicht verstehen, dass der sich mit so einem komischen Haarschnitt wohlfühlte. Er konnte kaum was sehen. Na, immerhin sparte er sich die Sonnenbrille.
    Timo hatte den Wortwechsel bereits vergessen. Er stand bei Valentin und Gordon, die sich über irgendwelche Videos auf ihren Handys beömmelten.
    Lars schüttelte den Kopf. So hatte es bei seinen Eltern auch angefangen.

6
    Gleich nach Arbeitsschluss war Sebastian nach Eschershausen gefahren, in seine Scheune. Welch ein Glück, dass Frau Gambach ihn die Werkzeuge und Maschinen des Autohauses für sein „kleines Hobby“, wie sie es nannte, benutzen ließ. Stolz war er auch, dass sein Schatz inmitten all der neuen Modelle auf einem Podest stand. Hälfte/Hälfte hatte sie ihm angeboten. Wenn sie das Auto tatsächlich für ihn verkaufen konnte, bekam er mehr als 20.000 Euro. Nicht bar auf die Kralle, sondern aufs Konto, aber trotzdem. „Bei mir geht alles über die Bücher“, hatte sie gesagt und ihn angesehen, als wüsste er genau, wovon sie sprach. Er verstand das mit den Büchern nicht, aber wenn es ihr so wichtig war, fand er es okay, ein bisschen übertrieben, aber okay. Schließlich wusste er genau, dass nicht wirklich alles durch die Bücher ging, es sei denn, sie hatte auch Bücher für Trinkgeld und so.
    Er zog das hölzerne Tor auf. Als das Licht auf sein Schmuckstück fiel, fühlte er sich beschwingt. Zärtlich strich er mit der Hand über die Motorhaube. Reines Metall. Er liebte den Geruch an seinen Händen. Flaschengrün würde sie werden, aber jetzt erst einmal der Kühlergrill. Er hielt ihn davor. Perfekt. Sah aus wie neu. Er grinste. Besser wie alt. Man musste schon ein absoluter Fachmann sein, um zu erkennen, ob das ein altes oder ein neues Bauteil war.
    Er hatte es so hergestellt, wie es vor sechzig Jahren gemacht wurde. Natürlich musste er Material von heute verwenden, aber die Techniken waren alt. Echte Handarbeit eben. Er rieb über den Schnitt in seiner linken Handfläche, der nur noch wenig schmerzte, und dachte an die unzähligen Eisensplitter,
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