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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition)
Autoren: Sabine Hartmann
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geschnarcht hättest.“
    „Ich habe nicht geschlafen.“
    „Nee, aber geträumt.“
    Ich knirschte mit den Zähnen. „Mir gehen diese Waffen nicht aus dem Kopf.“
    Kofi bewegte seinen Körper schlängelnd und hob beide Hände wie zum Segen. „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist.“
    Als ich nicht reagierte, fragte er: „Was machen wir nun?“
    Ich zuckte mit den Schultern. Woher sollte ich das wissen? „Wozu sind wir denn eingeteilt?“
    „Unters Publikum mischen, nicht auffallen, verdeckt amüsieren… äh… ermitteln. Von 19 Uhr bis zum bitteren Ende.“ Wieder zuckte sein Körper, als höre er Musik, die ihn unerbittlich zum Tanzen zwang. „Ich denke, wir beenden unseren Dienst auf jeden Fall in der Boîte de Rue, auf dem Parkplatz Nordstraße, das geht ab.“
    „Was ist das?“
    „So eine Art Straßendisco, laut und voller Rhythmus.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nichts für mich. Gibt’s auch was für ältere Semester?“
    Er klaubte ein Heftchen aus seiner Tasche. „Du kannst dir Grotest Maru auf dem Johannismarkt angucken. Die spielen Kohlhaas, klingt nach Bildungsprogramm. Oder guck selber. Wir müssen nicht zusammenbleiben.“
    „Müssen wir nicht?“
    „Oh, Mann, gigantische Menschenmassen werden sich durch die Innenstadt wälzen, da kann man sich schon mal aus den Augen verlieren. Außerdem ist Holzminden nicht so groß, wenn wirklich was passieren sollte, bin ich im Nu bei dir.“
    Ich war mir nicht sicher, ob das eine gute Idee war. War so ein Festival, bei dem alle auf den Beinen waren, nicht genau die Gelegenheit, auf die Einbrecher warteten?
    Aber Kofi war bereits aus dem Raum gewippt, bevor ich noch etwas sagen konnte.
    So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich hatte doch irgendwie die Verantwortung für ihn. Als Dienstälterer und sowieso. Mist. Ich packte noch ein paar Papiere zusammen und ging dann zu meinem Wagen.
    Genau deswegen war ich nach Holzminden gegangen. Neues Revier, neues Glück, schön hinten anstellen bei Beförderungen und Leitungsaufgaben. Und nun das.
    Jetzt saß ich hier in Holzminden, mit einem pechschwarzen Jüngelchen, der die ganze Welt für einen großen Spielplatz hielt. Nein, damit tat ich ihm unrecht. Kofi war schon in Ordnung, arbeitete selbstständig, nicht immer den Vorschriften entsprechend, aber er entwickelte kreative Ideen, hängte sich rein. Ich seufzte. Aber trotzdem, ich hatte die Verantwortung.
    Egal, jetzt erst mal was essen. Am besten im Essighof. Bratkartoffeln konnte ich immer vertragen. Seit Elkes Tod kochte ich höchstens am Wochenende.
    Das Wetter war so angenehm, dass ich mich im Innenhof an einen der großen Holztische unter den Baum setzte. An einem langen Tisch vor der Küche feierte eine Gruppe Feuerwehrleute. Im Schatten neben dem Eingang stillte eine Frau ihr Baby, während ihr Mann ein Schlückchen Rotwein nach dem anderen genoss.
    Ein blondes Mädchen, Jeans und Gesundheitslatschen, huschte über den unebenen Hof und nahm meine Bestellung auf. Ich lehnte mich zurück. Hier im Innenhof war es, trotz aller Geschäftigkeit, friedlich. Geräusche von draußen drangen nicht herein. Von Zeit zu Zeit eilten Menschen mit Einkaufstaschen vorbei, meist ohne links oder rechts zu schauen. Zu den Bratkartoffeln hatte ich mir ein Bier bestellt. Als die Bedienung es brachte, setzte sich ein älteres Ehepaar in Wanderkleidung an meinen Tisch. Sie unterhielten sich über die Enkelkinder, Geburtstagsgeschenke und den Holzmindener Duftpfad. Was die Frau aus dem Reiseführer vorlas, wusste ich wohl, auch hatte ich die Stationen im Stadtzentrum bereits gesehen, aber ausprobiert hatte ich noch keine.
    Trotzdem fragte ich mich gleich darauf, wie viel Symrise wohl in den Zwiebelduft steckte, der von meinen Bratkartoffeln aufstieg.
    Während das Ehepaar neben mir den weiteren Tag plante, hüpften meine Gedanken unruhig hin und her.
    Wir hatten in den letzten Monaten einige Ermittlungserfolge vorzuweisen gehabt. Die Einbruchsserie in Boffzen war so gut wie abgeschlossen. Sieben Verdächtige, alle Berichte an die Staatsanwaltschaft übergeben. Damals, Ende März, hatte ich insgeheim gehofft, diese anderen Einbrüche wären damit auch beendet. Doch das war ein Trugschluss, was mir eigentlich hätte klar sein müssen. Die einen klauten LCD-Farbfernseher und Markenkleidung und die anderen Bargeld. Na gut, die sieben hatten nebenbei rund 20.000 Euro mitgehen lassen. Ich schüttelte den Kopf. 20.000 durch sieben, und dafür das
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