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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition)
Autoren: Sabine Hartmann
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Grundschule zufällig beim Schlittschuhlaufen herausgefunden. Sie musste immer niesen, wenn man auf ihre Nase fasste. Eine Zeit lang hatte sie rigoros jeden geboxt, der in ihrer Nähe auch nur den Arm in Richtung ihrer Nase hob. Inzwischen hatte es etwas, Lars zögerte, ja, beinahe etwas Zärtliches, wenn er ihre Nase anstupste. Und so eine Steilvorlage wie eben konnte er sich kaum entgehen lassen.
    Er hätte ihr gern etwas Nettes gesagt, über ihre schwarzen Haare, die in der Sonne glänzten, oder die braunen Augen, die so warm leuchteten. Er traute sich nicht, wollte nicht als Weichei rüberkommen.
    „Habt ihr schon was gegessen?“
    Nora nickte. „Wir haben nicht mehr viel Zeit, weil wir beide am Stand an der Oberen Straße eingeteilt sind und um halb vier da sein müssen.“
    Die Freunde hatten sich alle um Jobs beim internationalen Straßentheaterfestival beworben, das heute Abend beginnen würde.
    „Für ein Eis reicht’s aber noch, oder? Valentin kommt auch gleich.“
    Nora sah zweifelnd auf ihre Armbanduhr, blieb aber sitzen. Erwartungsvoll schaute sie sich um. Lars nutzte die Gesprächspause.
    „Kommt Saskia auch?“
    Nora und Gini wechselten einen vielsagenden Blick. „Nö, die bringt ein paar Franzosen zum Hotel Schleifmühle.“
    „Franzosen?“
    „Les Krilati, das sind die Akrobaten, die im Kauffmannsgarten auftreten. Saskia wird ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen. Einer von denen nennt sich The Fish Bruce Willis Premier, der ist so cool, wenn der die Straße runtergeht, schneit´s hinter ihm.“
    Lars verdrehte die Augen. „Du nervst.“
    „Und du sollst nicht immer alle meine Freundinnen gleichzeitig anbaggern.“
    „Tu ich gar nicht.“
    „Tust du wohl“, antworteten Gini und Nora im Chor, bevor sie sich vor Lachen kringelten.
    Lars stand auf. „Ich hol mir erst mal ’nen Burger. Vielleicht habt ihr euch wieder eingekriegt, wenn ich zurückkomme.“
    Die Mädchen beachteten ihn gar nicht.
    Als Lars mit seinem Tablett zum Tisch zurückkehrte, saß Valentin auf seinem Stuhl und gestikulierte. Auch er trug das Shirt, das sie vor rund einem Jahr entworfen hatten.
    Sie waren mit Ölfässern und Besen nach Chemnitz gefahren, um an einem Musikwettbewerb teilzunehmen. Da sie nicht für ihre Klasse, sondern ein jahrgangsübergreifendes Projekt antraten, brauchten sie ein Shirt, das allen auf den ersten Blick zeigte, dass sie zusammengehörten. Gini hatte das Motiv entworfen. Eine Fackel steckte brennend in einem Ölfass und versprühte Sterne. Daneben stand ein Besen, auf dessen Stiel die Buchstaben von Star Oil tanzten. Star Oil Equipe hatten sie sich genannt und den ersten Platz belegt. Die Shirts trugen sie noch immer bei jeder Gelegenheit. Lars hatte sich gerade ein neues bestellt, das alte spannte an den Oberarmen, und das Motiv bröckelte beim Waschen langsam ab.
    Hatten sie über ihn gesprochen? Jedenfalls sagte jetzt niemand etwas. Lars zog sich einen Stuhl heran, stellte sein Tablett ab und setzte sich neben Valentin.
    „Wo seid ihr denn eingesetzt?“, fragte Nora.
    „Auf unserem Sportplatz.“ Lars wickelte den 1950er aus.
    „Voll cool, da treten Leute auf, die machen Musik auf Schrott. Geile Kulisse. Hochofensinfonie nennen die das. Das wird mega.“ Valentin erzählte mit Händen und Füßen.
    „Mega laut vielleicht. Obwohl, ich bin auf die pyrotechnischen Spezialeffekte gespannt“, warf Lars ein.
    „Na ja, wenigstens habt ihr eine deutsche Gruppe erwischt, dann seid ihr nicht auf eure fulminanten Englischkenntnisse angewiesen“, sagte Gini mit einem Seitenblick auf Valentin.
    Nora boxte ihr in die Seite. Valentin war im letzten Jahr beinahe wegen seiner Fünf in Englisch sitzen geblieben. Lars wusste, dass Nora wahrscheinlich die Einzige war, die sich heimlich ein bisschen darüber gefreut hätte. Immerhin wären sie dann in die gleiche Klasse gegangen, und sie könnte ihm beim Vokabellernen helfen. Lars verstand nicht so recht, warum die beiden nicht merkten, dass sie sich gegenseitig anhimmelten, und endlich ein Paar wurden. Er hätte nichts dagegen, wenn seine kleine Schwester mit seinem besten Freund … oder doch? Wenn er so darüber nachdachte, fühlte es sich strange an.
    Plötzlich stieß Valentin ihn an. „Guck mal da, wie der guckt.“
    Auf dem Parkplatz stand Sebastian, der Geselle aus dem Autohaus, noch immer im Blaumann, beide Hände in den Taschen, und sah zu ihnen herüber.
    „Beobachtet der etwa uns?“
    „Ich sag’s dir, der ist voll
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