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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition)
Autoren: Minck
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gekommen?«, krächzte ich.
    »Mit einer Eintrittskarte. Ganz einfach. Ihr habt mich nicht erkannt! Und sie mich auch nicht. Sie hat gedacht, die dicke, unansehnliche Frau im blauen Kostüm will ein Autogramm. Und dann hab ich ihr die Kehle aufgeschlitzt. Ausgeträllert! Der Günni ist doch wohl nicht gestorben, damit dieses Luder mir alles wegnimmt! Ich hab sie da hängen lassen und bin ins Wasser gesprungen und ein paar Meter weiter an Land gegangen. Keiner hat es gesehen. Ihr habt ja alle getanzt.«
    »Doch, Petra. Ich fürchte, der Wolfi hat dich gesehen. Er hat das Messer aufgehoben, seine Fingerabdrücke sind dran, und jetzt denkt die Polizei, dass er das war.« Ich beglückwünschte mich selbst, dass mir dieses Argument eingefallen war. Petra würde doch wohl nicht wollen, dass Wolfi leiden musste.
    Sie richete sich auf und holte den Elektroschocker aus der Kitteltasche. Ihre Augen waren aufgerissen, mit beiden Händen umklammerte sie das Gerät.
    »Petra, lass das!«, sagte ich und versuchte, nach dem Ding zu greifen.
    Im nächsten Moment kugelten wir über den Fußboden. Petra schrie: »Das ist alles Brittas Schuld. Wenn ich könnte, würde ich sie noch mal abstechen! Immer macht sie alles kaputt!«
    Sie drückte mir mit der Rechten den Hals zu. »Und du hältst endlich deine Klappe. Dem Wolfi wird gar nichts geschehen, gar nichts!«
    Ich fühlte das Gerät an meinem Hals und schlug um mich. Der Elektroschocker fiel ihr aus den Händen und schlidderte über den Fußboden. Petra sprang auf die Füße und nahm mich in den Schwitzkasten, und plötzlich hing mein Kopf über einer brodelnden Fritteuse.
    »Findest du das immer noch witzig?!«, schrie sie. Meine Beine knickten ein. Petra schrie vor Schmerz auf und wir fielen beide rückwärts auf den Boden. Sie ließ mich los und griff sich an den Oberschenkel. Ich stieß sie zur Seite und krabbelte auf allen vieren in Richtung Ausgang. Dort wurde mir der Fluchtweg von einem Paar abgewetzter Arbeitsschuhe versperrt.
    »Heilige Sseisse.« Raoul sprang über mich hinweg und war mit zwei Schritten neben Petra Heibuch. Blut spritzte aus der Wunde an ihrem Bein, in dem ein Nakiri Bocho steckte.
    »Ach«, brachte sie noch hervor, dann wurde sie ohnmächtig.
    »Wasse losse hier?«, brüllte Raoul, holte sein Handy aus der Hosentasche und warf es mir zu. Ich fing es ungeschickt auf und wählte mit zitternden Fingern den Notruf. Dann stolperte ich durch die Küche und drehte alle Geräte ab.
    »Sseisse«, sagte Raoul. »Dasse Nakiri Bocho ware deine Gessenke, was isse wollte dir bringe, bevor isse fahre …«
    »Danke, Chef«, krächzte ich und ließ mich auf einen Stuhl in der Pausenecke fallen.
    Er rannte zum Erste-Hilfe-Kasten, griff hinein und kniete in der nächsten Sekunde wieder neben Petra und versorgte ihr Bein.
    »Hörsse mir ssu …?«, sagte er.
    »Ja. Ja …«
    »Ersse isse wolle bessorge sso eine Tasse mitte Ohre von den englisse Prinss … aber dann … isse dachte, besser für disse, du lernsste koche … wer koche kann, beherrsste die Welt, ssagte meine … Abuelita … äh … Oma. Und de beste Koch isse nix ohne gute Messer.«
    Ich nickte, obwohl ich rein gar nichts mehr verstand. Raoul hatte die Blutung an Petras Bein gestillt, wischte das Blut vom Messer, legte es auf den Tisch und setzte sich neben mich. Dann zündete er eine Zigarette an und steckte sie mir zwischen die Lippen.
    »Jorgo liegt unten im Keller. Ich weiß nicht, ob er tot ist.«
    »Bleibsse ruhig hier ssitze. Isse gehe gucke.«
    »Ist sie tot?«, fragte ich.
    »Nein. Wenn iss werfe Messer, isse weiss, wohin!«
    »Du hättest zum Zirkus gehen sollen«, schluchzte ich halb lachend und halb weinend.
    Raoul legte einen Arm um meine Schultern und hielt mich fest. »Ha, Ssirkus! Du bisse längst de grosste Clown in deine Ssirkus. Und gucks du da.« Er zeigte nach draußen. »Jorgo isse lebendig.«
    Na ja, so halb, hätte man behaupten können. Er torkelte auf dem Hof herum und wäre beinahe dem Rettungswagen, der durchs Tor gerauscht kam, vor die Stoßstange gelaufen.

Kapitel 25
    Was kann ich euch bringen?«, fragte Kai-Uwe Hasselbrink.
    »Paella für zwei, bitte. Ich hatte vorbestellt«, sagte Matti.
    Kai-Uwe nickte und schlich in Richtung Küchenklappe.
    Die Jungs am Stammtisch schüttelten die Köpfe.
    »Ich glaub, das war keine gute Idee«, sagte ich zu Matti. »Gucken Sie sich mal um. Die lassen alle ihre Teller halbvoll abräumen.«
    »Wir werden sehen«, sagte er voller Zuversicht.
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