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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition)
Autoren: Minck
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oder so was ... hieß es jedenfalls. Ich hab auch nicht so genau hingehört ... was interessiert mich Familienkram. Die erste Rechnung, bei Vertragsunterzeichnung, ist flott bezahlt worden. Und jetzt ist der Job erledigt, und ich will den Rest. Da dachte ich, wo ich schon mal hier bin ... Schließlich ist der Alte ja tot, und ich muss auch sehen, wo ich bleibe. Da wollte ich mal mit der Buchhaltung oder mit seiner Frau sprechen.«
    Ich nickte, obwohl ich immer weniger verstand, was das alles zu bedeuten hatte. »Ich glaube nicht, dass du heute jemanden hier antriffst. Gib mir die Rechnung, ich leg sie ins Büro. Mehr kann ich nicht tun. Hast du bei Heibuchs privat angeschellt?«
    »Da war niemand.«
    Petra ist bestimmt immer noch bei Wolfi, dachte ich. Der Knipser zog einen Umschlag aus seiner Jackentasche und gab ihn mir. »Ich hoffe, wir sind jetzt quitt«, sagte er. »Du hast mich ja gestern ganz schön verladen, meine Liebe ... Ich weiß gar nicht, ob ich da schon drüber lachen kann.«
    »Ganz, wie du willst. Interessiert mich nicht«, sagte ich und ging auf das Büro zu.
    »Maggie, jetzt warte doch mal ... Maggie! Kann man mit dir überhaupt kein vernünftiges Wort mehr reden?«
    Ich drehte mich um und rief: »Weißt du was? Diese Stadt ist zu klein für uns beide. Fahr endlich nach Hause. Besteig so viel Models, wie du willst, aber bleib mir vom Leib. Sonst war der Unfug mit deinen Reifen ein sehr kleines Übel. Wenn
ich
mich um deine Karre kümmere, kannst du die per Fax in die Werkstatt schicken! Ein Jack-Ass-Video über eine Kunst-Aktion zum Thema ›Dekonstruktivismus‹ inklusive. Mit Abspann!«
    Der Knipser stieg in seinen Wagen, knallte die Tür zu und fuhr davon.
    Ich hob die Klappe des Briefkastens, der an der Eingangstür des Büros hing, um den Umschlag einzuwerfen. Die Tür gab nach und schwang quietschend auf. Aktenordner und Berge von Papier waren über den Fußboden verteilt. Ein Aktenschrank lag, halb umgekippt, auf einem der Schreibtische. Ich trat ein, hob ein paar Blätter vom Boden auf. Dann suchte ich das Telefon. Ich wollte Winnie anrufen und ihm sagen, dass hier eingebrochen worden war. Neben dem Telefon, das unter einem umgestürzten Bürostuhl begraben war, fand ich einen Ordner, auf dessen Rücken
Britta
stand. Meine Neugier siegte. Ich klappte ihn auf. Verträge und Rechnungen für Studiomiete, Musiker, Techniker ... den Knipser, Limousinenservice, der Mietvertrag für die Kongresshalle. Als ich die Zahlen sah, wurde es mir schwarz vor Augen. Günni Heibuch hatte offensichtlich sein letztes Hemd dafür gegeben, seiner Schwester das Comeback zu finanzieren. Ich krabbelte auf allen vieren unter dem Schreibtisch hervor und schaute mir die Papiere auf dem Schreibtisch an, und mir fiel ein handgeschriebener Brief auf, der mit der Zeile
Lieber Günter
... begann und mit ...
werde ich also in der nächsten Woche meinen Sohn wieder zu mir nehmen. Wolfi gehört zu seiner Mutter und sonst nirgendwohin
… abschloss. Im Mittelteil erklärte Britta ihrem Bruder, dass schließlich er schuld daran war, dass Petra aus dem Gesangsduo ausgestiegen war. Er war es doch gewesen, der auf sie eingeredet hatte, mit dem Showbusiness aufzuhören. Und ohne Petra war Dolores La Rose nur noch die Hälfte wert gewesen.
    Hah!, dachte ich. Aber kein Wort darüber, dass ihr Bruder sich um ihren behinderten Sohn gekümmert hatte wie um sein eigenes Kind. Ganz im Gegenteil. Sie ließ durchblicken, dass Günter ihr das Kind regelrecht weggenommen hatte. Wen wundert’s? Wenn man den Gazetten aus Oma Bertis Keller glauben wollte, hatte Dolores La Rose die meiste Zeit nach der Trennung damit verbracht, Deutschlands Amüsiertempel unsicher zu machen.
    Ich schaute auf das Datum des Briefes: Mai 2002. Also vor rund einem Jahr geschrieben. Ich klappte den Ordner wieder auf. Die ersten Verträge datierten vom Juni 2002.

Kapitel 24
    Gepolter, das von irgendwo aus dem Haus kam, ließ mich zusammenfahren. Plötzlich hörte ich Jorgo um Hilfe rufen. Ich ging durch’s Hinterzimmer in den nächsten Hausflur und spurtete durch den Gang zum Personaleingang der Metzgerei. Da war niemand. Die Tür war abgeschlossen.
    »Jorgo? Wo bist du?«, rief ich. Die Tür zur Kellertreppe, wo es zu den Tiefkühl-und Lagerräumen der Metzgerei ging, war nur angelehnt. »Jorgo? Hallo?«, rief ich und schob die Tür auf.
    »Maggie, bist du das? Komm runter, hilf mir. Schnell«, kam es von unten. Ich rannte die Treppe hinunter. Weiße Schwaden
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