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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman]
Autoren: FUEGO
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Sackgasse, verstehst du?«
    Wieder machte Brunssen eine Pause und musterte Linus. »Bewirb dich doch bei deiner alten Firma.«
    Linus lachte. Die Richtung, die das Gespräch nahm, wurde ihm unangenehm. »Sicher. Die haben nur darauf gewartet, dass ich wiederkomme. Hey, Rockband war nix, ich würde gerne wieder hier arbeiten.«
    Brunssen verdrehte die Augen. »Nimm es nicht so wörtlich. Was ich meine, ist bloß, dass du keine Zeit mehr damit vergeuden solltest, unserem alten Traum nachzuhängen. Wir werden keine Rockstars mehr. Ich weiß nicht, Keller … ich glaube, es gibt immer einen Bruchteil, der so was schafft, und es gibt den überwältigenden bedauernswerten Rest, der hinten runter fällt. Die Frage ist nur, wann dieser Rest …«
    »Wie kommst du darauf, dass ich irgendwem oder irgendwas nachhängen würde?«
    Brunssen hob abwehrend die Hände. »Die ganze Nacht hast du Ramona davon erzählt, wie tragisch es doch ist, dass wir verkannte Musik-Genies sind. Du warst überzeugend. Meine Schwester hält dich heute für die Wiedergeburt John Lennons.«
    Linus lachte. Brunssen nicht. »Ramona hat in dieser einen Nacht mit dir trotz ihrer eigenen Besoffenheit erkannt, wie es dir zu schaffen macht, dass wir keine Musik mehr machen. Ich meine, du tust ihr leid.«
    Nun grinste Linus bloß noch schwach. »Da kannst du mal sehen. Es fällt mir nicht leicht. Genau. Aber du führst dich gerade auf wie ein Schuldenberater. Merkst du das? Ich weiß, was ich zu tun habe. Dauert nur etwas länger als bei dem verheirateten Bankkaufmann.«
    Brunssen versetzte Linus einen Stoß an die Schulter. Eine harmlose Geste, doch hier traf ein ausgeschlafenes Schwergewicht auf einen Körper, dessen Kreislauf und Gleichgewichtssinn noch instabil waren.
    Linus kippte um. Er landete mit der linken Körperseite der Länge nach im nassen Sand, aus dem das Wasser gerade erst zurückgeflossen war. Er schaffte es nicht, schnell genug aufzustehen, bevor die nächste Welle kam und ihn zur Hälfte in kaltes Salzwasser tränkte.
    Linus raffte sich auf. Trotz seiner Müdigkeit erklang seine Stimme laut und klar: »Was soll denn der Scheiß?«
    Brunssen sah verdattert aus. Vielleicht hatte er damit gerechnet, dass sie darüber lachen würden, aber Linus war nicht mehr danach zumute. »Hast du sie nicht alle? Für wen hältst du dich? So eine Scheiße.«
    »’Tschuldigung, Alter. Ich wollte dich bloß anhauen.«
    »Glückwunsch. Du hast mich ins Meer geschubst.«
    »Das war doch keine Absicht.« Etwas hilflos stand Brunssen da, die Hände wieder in den Taschen, den Kopf in den Kragen gezogen. »Weil du immer so auf dem Bankkaufmann herumhackst. Das ist Scheiße, Keller. Ich weiß, dass ich ein Bankkaufmann bin. Du sagst das immer, als wäre ich ein Nazi.«
    »Quatsch.« Linus hob seinen tropfnassen linken Arm und versuchte das Ausmaß der Sauerei zu erkennen. Dann warf er Brunssen einen kühlen Blick zu und begann, seine Jacke auszuwringen.
    Ein wenig war ihm nun doch zum Lachen zumute, doch indem er das zeigte, beschwor er eine entgegengesetzte Reaktion Brunssens herauf. Der Hinweis auf den verheirateten Bankkaufmann hatte ihn gekränkt. Das wusste Linus, und das war nicht mehr rückgängig zu machen.
    Brunssen wurde laut. »Bloß weil ihr es einfach nicht kapiert und eure Kinderhirne immer noch auf dem Stand von neunundachtzig sind, muss ich mir nicht vorwerfen lassen, dass ich einem Beruf nachgehe. Wir sind erwachsene Männer, Alter. Zumindest hätte ich es von uns beiden gedacht.«
    Linus lief zu einem Strandkorb, um seine Jacke abzulegen. Brunssen stapfte ihm hinterher. »Außerdem, warum regst du dich so auf? Ein Rockstar, der an ein bisschen Salzwasser zugrunde geht? Die Typen von der Bloodhound Gang pissen sich auf der Bühne ins Ohr, da mach dir mal wegen dem Wasser keine Sorgen.«
    In Linus kam neue Wut auf. Das Ziel war nicht konkret, es war nicht Brunssen, doch er war der Auslöser, derjenige, der das Tor geöffnet hatte. Argumente verloren ihre Bedeutung. Plötzlich hatte Linus das Gefühl, dass das gesamte Gespräch ein einziger Angriff auf ihn, auf seine Autonomie war. Er fühlte sich behandelt wie ein Kind, und das passte ihm nicht. Er hasste es. Seine Aufmerksamkeit war nur noch auf Brunssen gerichtet, seine nassen Klamotten interessierten nicht mehr.
    »So, der Bankkaufmann erlaubt sich, über den Rockstar zu urteilen.«
    »Der Bankkaufmann ist wenigstens einer. Der Rockstar ist jetzt nur noch ein arbeitsloser Hobby-Gitarrist. Das
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