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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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gegeben. Das hier ist ein kleines Dorf. Niemand könnte, ohne aufzufallen, die schweren Maschinen davonschleppen.«
    »Ein Marder?«, frage ich.
    »Marder haben wir hier, das stimmt. Aber es sind ganz glatte Schnitte. Ich hatte noch Glück, die folgenden zwei Tage waren Ruhetage, aber ich war trotzdem im Wirtshaus und habe rasch bemerkt, dass die Kühlung nicht funktioniert hat. Wäre ich nicht da gewesen, alles wäre verdorben.«
    »Feinde im Ort?«
    Sie schüttelt zweifelnd den Kopf. »Manninger hat immer gesagt, dass die meisten Leute hier skeptisch waren, als er das Lokal übernommen hat. Aber er hat den Schankraum mehr oder weniger unverändert gelassen, und auch die Preise für den offenen Wein sind gleich geblieben, wir bemühen uns, dass auch die Einheimischen kommen. Teilweise tun sie das inzwischen auch. Feinde? Der Nachbar ist etwas lärmempfindlich, na ja, eigentlich sehr empfindlich, aber so etwas würde er nie tun.«
    Probleme einer jungen Wirtin. Mit dem Versprechen, nächste Woche wiederzukommen, machen wir uns auf den Heimweg. Ein wenig Neid auf die Wirtin schwingt mit, als ich zu Oskar sage, dass diese Billy Winter wohl übernervös sei. Ein Wirtshaus aufzumachen, davon habe ich als leidenschaftliche Hobbyköchin schon oft geträumt. Nur dass zu mir eben kein Manninger kommt, um mich zu bitten, sein Lokal zu übernehmen. Okay, ich hab auch nicht Köchin gelernt.
    Oskar und ich wechseln das Thema. Er rät mir, es vielleicht doch wieder mit der Juristerei zu probieren. Er könne mir helfen, ganz sicher. Aber gerade das will ich nicht. Ich habe bisher das meiste alleine geschafft, und das soll auch so bleiben.
    Oskar schenkt mir einen langen, für einen, der ein Auto lenkt, beinahe zu langen Blick und seufzt dann. »Ich will dich ja nicht bevormunden, sondern bloß unterstützen.«
    »Vielleicht ist meine Arbeit im Lifestyleressort ohnehin okay, sie nervt mich nur momentan. Weil so gar nichts los ist.«

2.
    Ich habe bei Oskar übernachtet. Der Geruch einer tomatengetränkten Küche wäre nach diesem wunderbaren Abendessen doppelt schlimm gewesen. Aber ich bin zumindest solidarisch genug, noch vor der Arbeit in die Wohnung zu fahren, um Vesna aufzuheitern.
    Vesna schüttelt nur den Kopf, als ich mich in die Küche schleiche.
    »Habe gedacht, Mord und Totschlag, Mira Valensky ist nirgendwo, aber dann merke ich, es sind massakrierte Tomaten und Mira wahrscheinlich bei geliebtem Oskar«, kommt es zur Begrüßung von der Leiter.
    »Der Druckkochtopf ist explodiert«, murmle ich.
    »Decke muss man neu ausmalen.«
    »Tut mir Leid …«
    Vesna klettert von der Leiter und seufzt. Sie ist Mitte vierzig, mittelgroß, schlank, zäh und stammt aus Bosnien. Ohne sie hätte ich manche meiner Abenteuer nicht so glimpflich überstanden. Ohne sie wäre ich in einige davon allerdings auch erst gar nicht verwickelt worden, denn eigentlich bin ich ein bequemer Mensch. Sie hingegen hat einen unbezwinglichen Hang zum Abenteuer. »Bedienerin« genannt zu werden, hasst Vesna. Sie sei »Putzfrau«, keine Dienerin. Dienerin ist sie wirklich keine. Aber eine gute Freundin. Wahrscheinlich sogar meine beste. Auch wenn ich Rankings nicht mag. Das hat wahrscheinlich mit dem »Magazin« zu tun. Unser Chefredakteur liebt Rankings. Die besten Liebhaber, die besten Schulen, die schönsten Frauen, die erfolgreichsten Männer.
    Ich erzeuge auf meiner vollautomatischen original italienischen Maschine zwei extrastarke Espressi. Vesna setzt sich zu mir. »Den Tisch und die Sessel hab ich noch gestern Abend geputzt«, sage ich etwas kleinlaut.
    »Ist auch besser so. Weil jetzt ist Tomatenzeug eingetrocknet.«
    »Wo ist Gismo?«
    »Eingesperrt in Badezimmer. Sie ist mit Tomatenpfoten ins Wohnzimmer und keine Chance, sie zu putzen.« Vesna zeigt mir einen langen Kratzer.
    »Gestern war sie tomatenfrei.«
    »Ist sicher auf Küchenkästen herumgestiegen.«
    Logisch. Zumindest für alle, die Gismo kennen.
    »Etwas Neues?«, fragt Vesna. Sie liebt Neues.
    Ich schüttle den Kopf und erzähle ihr kurz vom Apfelbaum. Aber Gasthäuser interessieren sie nicht besonders.
    »Vielleicht sollte ich auch ein Wirtshaus aufmachen«, murmle ich.
    Vesna sieht mich skeptisch an. »Du hast geerbt, Mira Valensky? Und du weißt nichts Besseres, als fünfzehn Stunden Arbeit am Tag?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Aber ich koche gern.«
    »Du schreibst auch gern. Wenn du immer kochst, du kochst nicht mehr gern. Ich kenne das Geschäft von Kusine Tereza. Die ist
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